Comdex: Gates macht Hoffnung auf schrankenlose Computerwelten

Microsofts Chef-Softwarearchitekt hatte in seiner Keynote zur Eröffnung der Comdex wenig Neues zu bieten. Den Schwerpunkt legte Gates auf mehr Sicherheit und neue Mittel zum Schutz vor Spam.

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Von
  • Erich Bonnert

Bill Gates schloss sich bei seiner Keynote zur Eröffnung der Comdex seinem Vorredner, Comdex-Chef Robert Priest-Heck, an: Die Messe müsse wieder zu ihren Ursprüngen zurückfinden und mehr echte Unternehmens-IT bieten, dafür weniger Consumer-Technologie. Zur Einstimmung zeigte er daher einige Folien seiner Keynote-Präsentation von 1983. Damals war das Tabellenprogramm Multiplan Microsofts große Messeneuheit. Dieses Mal legte Gates den Schwerpunkt auf mehr Sicherheit und erweiterten Schutz vor Spam.

Zuerst aber spulte der Microsoft-Gründer mehr oder weniger eine Zusammenfassung seiner letzten beiden Comdex-Reden ab. Seamless Computing bildete auch da bereits das Grundthema: Anwendungen sollen nahtlos zwischen Hardware-Plattformen austauschbar werden, statt durch Dateinamen und -formaten stellen Nutzer über die Inhalte von Dateien die Verbindungher. XML bildet dabei das Bindeglied, das semantische Verknüpfungen über Programmgrenzen hinweg erlaubt.

Als Beispiel präsentierte eine Microsoft-Forscherin das Archivierungsprogramm Stuff I've seen aus dem Cambridge-Labor des Software-Riesen. Es erleichtert das Wiederauffinden von Dokumenten und Internet-Seiten durch assoziative Suchtechniken. Mit diesem Ansatz soll etwa das File-System im künftigen Windows-Release Longhorn verbessert werden. Auch Stuff I've Seen wurde allerdings schon vor rund zwei Jahren gezeigt. Im Windows-XP-Nachfolger Longhorn sollen, was Dateiformate und ihre Zuordnung zu Applikationen betrifft, mit dem neuen Dateisystem WinFS die Schranken völlig verschwinden. Außerdem werden Runtime-Fähigkeiten für Services (Codename: Indigo) direkt in das Betriebssystem eingebaut. Applikationsserver sind dafür nicht erforderlich. Gates bezeichnete Longhorn als so ambitioniert, dass er noch keinen Fertigstellungstermin anpeilen könne.

Zwei Themenkomplexe betonte Gates speziell: Die Software-Sicherheit und die Abwehr von unerwünschten E-Mails. Das Spam-Problem will Microsoft durch den Ausbau der Smartscreen-Technologie bekämpfen, die beispielsweise schon in Outlook 2003 eigesetzt wird. Künftig soll das E-Mail-Programm durch White Lists lernen, welche Art von Post unerwünscht ist. Eine Kombination aus Spam-Erkennung und Ursprungsnachweis soll außerdem helfen, die ökonomische Basis der Spammer zu untergraben. Dafür müssten allerdings auch noch rechtliche Hebel geschaffen werden, erklärte Gates. Die verbesserten Spam-Filter sollen ab Mitte 2004 in Exchange und Hotmail zum Einsatz kommen.

Für mehr Sicherheit aktualisiert Microsoft die Firewall-Lösung Internet Security and Acceleration (ISA) Server mit verbesserten Management-Funktionen zum An- und Abschalten von Sicherheitsstufen sowie VPN-Fähigkeiten. Auch der neue ISA Server wird Mitte 2004 erscheinen, eine Testversion wird es schon ab Anfang nächsten Jahres geben.

In seinem Schlusswort rief Gates noch einmal die gesamte Software-Industrie zur Zusammenarbeit auf. Das Beispiel der kürzlich verabschiedeten Web-Services-Standards, bei denen Microsoft eng mit IBM kooperierte sei richtungsweisend: die schrankenlose Anwendungswelt rücke näher -- jedoch nur, wenn alle mithelfen.

Zur Entwicklung der Comdex siehe auch:

Zur Herbst-Comdex 2003 siehe auch:

(Erich Bonnert) / (jk)