Daimler und BMW auf dem Weg zum gemeinsamen Carsharing

Seite 2: Scheuers Pläne

Inhaltsverzeichnis

Unterdessen will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Markt für neue Mobilitätsdienste liberalisieren. Die Zukunft von Sammelfahrdiensten und Vermittlungsapps könnte von noch mehr Anbietern geprägt sein. Bereits jetzt ist eine Vielzahl von Akteuren in dem Geschäft mit der neuen Mobilität vertreten.

Zu Ridesharing oder Pooling-Angeboten schließen sich häufig öffentliche Verkehrsunternehmen mit großen Konzernen zusammen. Viele der Dienste laufen derzeit noch mit einer Ausnahmegenehmigung, die das Personenbeförderungsgesetz "zur praktischen Erprobung neuer Verkehrsarten oder Verkehrsmittel" für einen begrenzten Zeitraum vorsieht.

In Berlin betrifft das laut der Senatsverkehrsverwaltung die Dienste Berlkönig der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit Beteiligung von Daimler und das Clevershuttle der Deutschen Bahn. Auch in Hamburg sind die Dienste wie der Sammeltaxiservice Moia von Volkswagen und der Hamburger Hochbahn AG unterwegs. Die Bahn-Tochter Ioki betreibt einen Fahrdienst in Kooperation mit den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein GmbH. Ioki gelte im Gegensatz zu anderen Diensten aber als Teil des Linienverkehrs, sagte ein Sprecher. Den Status strebt auch der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund für seinen Ridesharing-Dienst IsarTiger an, der sich aktuell noch in einer Probephase mit kleiner Nutzergruppe befinde, hieß es.

Sollten die Vorschläge aus dem Eckpunktepapier des Bundesverkehrsministeriums umgesetzt werden, könnten die Dienste künftig auf die Ausnahmegenehmigungen verzichten. Zumindest die Ridepooling-Dienste öffentlicher Verkehrsunternehmen sollen dann leichter als Sonderformen des Linienverkehrs anerkannt werden können.

Nicht unter das Personenbeförderungsgesetz fallen Dienste, die Angebote ohne Fahrer wie Leihautos, Roller und Fahrräder als teilbares Gut zur Verfügung stellen. Laut dem Bundesverband Carsharing waren Anfang 2019 rund 2,46 Millionen Accounts bei deutschen Diensten registriert. Die Branchengrößen unter den Fahrzeuganbietern ohne feste Stationen (Free Floating) sind Daimler und BMW mit Car2Go und DriveNow. Die führen ihre Unternehmen jetzt zusammen und werden damit laut Bundesverband zum "mit Abstand größten Anbieter auf dem Markt".

Unter den stationsbasierten Angeboten führe der Anbieterverbund Stadtmobil gemessen an der Flottengröße das Feld an, gefolgt von der Unternehmensgruppe Cambio. Auch die klassischen Autovermietungen versuchen sich am Markt: Sixt und Europcar beispielsweise betreiben eigene Sharing-Dienste in Berlin und Hamburg. Bei Radsharing-Diensten ist eigenen Angaben zufolge Nextbike der europäische Marktführer. Elektrobetriebene Leih-Roller bringt zum Beispiel das Start-up Emmy in mehreren deutschen Städten auf die Straße.

Fahrdienstvermittler verfügen in der Regel über keine eigene Fahrzeugflotte, sondern leiten Kundenanfragen an Fahrer weiter, so zum Beispiel das US-amerikanische Unternehmen Uber. In Deutschland gibt es das Angebot des Fahrdienstes nur eingeschränkt und in vier Städten: Berlin, München, Düsseldorf und Frankfurt am Main. Das Unternehmen darf Fahrten nur an professionelle Chauffeure und an Taxifahrer vermittelt.

Anders als Taxifahrer dürfen Uber-Fahrer Aufträge bisher nicht direkt vom Fahrgast annehmen. Außerdem müssen Mietwagenfahrer an ihren Hauptstandort zurückkehren oder auf dem Weg dorthin sein, bevor sie einen neuen Auftrag annehmen können. Das Eckpunktepapier sieht eine Abschaffung dieser Rückkehrpflicht vor. Zudem soll das Pooling-Verbot für Mietwagen aufgehoben werden, sofern die Funktionsfähigkeit des Linienverkehrs oder einzelner Linien dadurch nicht bedroht oder gefährdet wird. Bisher darf der Dienst keine Einzelplätze vermieten.

Auch die Daimler-Tochter mytaxi ist ein Fahrdienstvermittler. Pooling geht hier ebenfalls: In der App können sich Nutzer über die "Match"-Option eine Strecke in Berlin oder Hamburg mit anderen Fahrgästen teilen – bisher aber nur zwischen 18 und 6 Uhr morgens, so ein Sprecher. Andere große On-Demand-Dienste wie Careem aus dem arabischsprachigen Raum, den nordamerikanischen Service Lyft oder den chinesischen Anbieter Didi gibt es in Deutschland bisher nicht.

Das Konzept Mobilität als Dienstleistung führt verschiedene Fortbewegungsmittel zusammen und kombiniert sie miteinander. Nutzer bekommen so eine Mischung aus unterschiedlichen Verkehrsmitteln angeboten, wenn sie von A nach B wollen. Ein Beispiel ist Jelbi, eine App der Berliner Verkehrsbetriebe, die im Sommer angeboten werden soll. Nutzer können so über eine App Leihrad, Bus und Bahn oder Kurzleihwagen finden, buchen und zahlen.

Auch das Daimler-Tochterunternehmen moovel Group hat MaaS-Apps für verschiedene Städte entwickelt, darunter Stuttgart, Hamburg, Karlsruhe und Aschaffenburg. Weitere Angebote auf dem Feld sind zum Beispiel Google Maps und Apps wie Ally oder moovit. (anw)