Desktop-Druck: Farbmanagement in der Bildbearbeitung

Seite 5: Proofing-Luxus

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Diese Mängel gibt es in Photoshop natürlich nicht. Die Softproof-Funktion hat sogar einen eigenen Menüpunkt (Ansicht/Proof einrichten), und es gibt die Option, solche Gerätesimulationen als Voreinstellungen zu speichern. Sehr praktisch: Softproof und Farbumfang-Warnung lassen sich per Tastenkürzel ein- und ausschalten – und dies sogar individuell für jedes geöffnete Fenster.

Photoshop Elements bietet einen beinah vorbildlichen Druckdialog, aber weder eine Softproof-Funktion noch eine Farbumfang-Warnung.

Photoshop unterstützt zwei Ansichten desselben Bildes (versteckt unter Fenster/Ansichten). Wenn nur für eines davon die Farbumfang-Warnung eingeschaltet wird, kann man sowohl die Monitordarstellung als auch die Grenzen des Druckerfarbraums kontrollieren.

Auch der Dialog zum Einrichten des Softproofes bietet Besonderheiten: Neben der Wahl von Profil und Renderpriorität gibt es die Option „Tiefenkompensierung“, die sich ebenfalls auf die Konvertierung auswirkt, sowie zwei Anzeigeoptionen: „Papierweiß“ und „Schwarze Druckfarbe“. Erstere simuliert, wie der Name sagt, das meist nicht völlig weiße Druckpapier, Letztere die ebenfalls nicht ideal tiefschwarze Druckfarbe. Beide Optionen sind deshalb nur verfügbar, wenn Weiß- beziehungsweise Schwarzpunkt des Zielfarbraums (das ist das Proof-Profil) „grauer“ sind als diejenigen des Quellfarbraums – sonst gibt es ja hier nichts zu simulieren. Eines von beiden ist bei der Simulation von Druckertinten und Druckpapier auf einem Monitor fast immer der Fall, denn dieser bietet üblicherweise den höheren Kontrastumfang.

Lediglich Glossy-Papiere in Verbindung mit Pigmenttinten können hier einem Monitor schon mal den Rang ablaufen. In der Regel sieht daher ein Bild in der Proof-Ansicht recht flau aus, vor allem, wenn noch andere Fenster geöffnet sind. Deren Weiß und Schwarz nimmt das Auge dann als Helligkeitsreferenz. Folglich ist zur visuellen Beurteilung die Vollbildansicht auf grauem Hintergrund am besten geeignet.

Die Tiefenkompensierung stopft ein Loch in der ICC-Profil-Spezifikation, in der zwar die Anpassung des Weißpunktes, aber nicht die Anpassung des Schwarzpunktes geregelt ist. Ist der Schwarzpunkt des Zielfarbraums heller als der des Quellfarbraums (z. B. beim Zeitungsdruck meist der Fall), werden die darunter liegenden Helligkeitswerte „abgeschnitten“ (Clipping), Differenzierungen gehen verloren. Ist es umgekehrt, wird der Tiefenumfang des Zielfarbraums nicht voll ausgenutzt, Schwarz erscheint grau.

Tiefenkompensierung passt die Schwarzpunkte so an, dass der volle Dynamikumfang (Helligkeitsbereich) des Quell- in den Zielfarbraum abgebildet wird. Am deutlichsten wird ihre Wirkung bei der Renderpriorität „Relativ farbmetrisch“ sichtbar, bei „Absolut farbmetrisch“ ist diese Option gar nicht verfügbar, da hier per Definition keine Anpassung von Schwarz- und Weißpunkt vorgenommen wird.

Mit diesen Einstellungen nimmt Photoshop das Farbmanagement beim Ausdruck selbst in die Hand.

Die bisher nicht erwähnte Option „RGB Nummern erhalten“ hat keine praktische Bedeutung – sie zeigt das Bild so, wie es ohne Farbmanagement vom Drucker ausgegeben würde.Das Druckerprofil selbst wird in Photoshop im Drucken-Dialog festgelegt (bis Photoshop CS2: „Drucken mit Vorschau“), dessen Inhalt mit dem von Photoshop Elements fast identisch ist. Hier können Sie nun als Renderpriorität auch bedenkenlos „Relativ farbmetrisch“ wählen, sofern Sie vorher über die Farbumfang-Warnung kontrolliert haben, ob die Bildfarben innerhalb des Druckerfarbraums liegen, und sie gegebenenfalls entsprechend angepasst haben.

Die Proof-Optionen von Photoshop lassen nichts zu wünschen übrig.