Die PC-Schnäppchen kommen nach Weihnachten

Volle Lager bei Computer-Herstellern und eine sich deutlich abzeichnende Weihnachtsflaute lassen drastische Preissenkungen erwarten.

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Von
  • Peter Monnerjahn

Im Computergeschäft passiert im Moment Seltsames: Die erfolgsverwöhnte Branche wird von Gewinn- und Umsatzwarnungen erschüttert, weil die PC-Absätze in der Vorweihnachtszeit unerwartet schleppend laufen. Sogar Branchenprimus Intel hat sich jetzt in den Trauerzug eingereiht.

Die Nachfrage ist lau, aber die Lager der PC-Hersteller sind voll, wie sich das für die Vorweihnachtszeit gehört. Aus den USA sind Zahlen bekannt geworden, wonach die Händler auf unerwartet hohen Beständen sitzen: Statt eines optimalen Polsters von gut vier Wochen sind es im Durchschnitt 7,4 Wochen, bei Compaq sogar 10,5, bei Apple 11. In Europa dürfte es kaum anders sein. Ein weitere Indikator sind die RAM-Preise: Einen so drastischen Preisverfall bei PC-Speicher wie dieses Jahr hat es vor Weihnachten noch nie gegeben. Sind PCs als Weihnachtsgeschenk oder Jahresschlusseinkauf also wirklich out oder stimmen momentan die Rahmenbedingungen einfach nicht?

Die Marktforscher von Gartner glauben inzwischen, dass die Umstellung von älteren Windows-9x-Systemen auf Windows 2000 im geschäftlichen Umfeld sich aller Voraussicht nach erst im nächsten Jahr so richtig vollziehen wird. Stephen Baker von PC Data hält nicht nur den nordamerikanischen Consumer-PC-Markt für ziemlich gesättigt, sondern auch den in Europa. Und dem Firmen-PC-Markt gehe es nicht viel anders: "Wenn man einen 500-MHz-Rechner hat, braucht man dann wirklich noch den GHz-PC, um Excel laufen zu lassen?". Obendrein gehe in diesem Jahr der Trend zu kleineren, "cooleren" Geräten, wie Notebooks, PDAs, Handys oder anderen "Gadgets".

Da haben die Hersteller und Händler ein Problem, denn sie müssen ihre Lagerbestände an Desktop-PCs loswerden, bevor bald neue Hardware kommt. Nächstes Jahr wird der Pentium 4 im PC-Geschäft eine Hauptrolle spielen, neben neuen Athlon-Rechnern mit schnellerem DDR-Speicher. Außerdem stehen neue Low-Cost-Systeme in Aussicht. Selbstverständlich hat auch Apple neue Produkte in der Pipeline, schon auf der MacWorld Expo San Francisco im Januar dürften einige davon angekündigt werden.

Apple gewährt bereits erhebliche Rabatte, um den Verkauf anzukurbeln, und hat weitere Preissenkungen in Aussicht gestellt. Andere Hersteller weisen das noch weit von sich. Sie hoffen offenbar, bis Weihnachten noch das eine oder andere lukrative Geschäft machen zu können. Abzusehen ist aber: Die großen Bestände werden demnächst ausgemistet. Wenn der Katzenjammer wegen der Weihnachtsflaute den Höhepunkt erreicht und volle Lager Hersteller und Händler zum Handeln zwingen, beginnt der große Ausverkauf. Dann dürften sich auf dem PC-Markt etliche Schnäppchenpreise finden, wie wir sie lange nicht mehr gesehen haben. (pmo)