Dienstag: EU will Algorithmen einhegen, Reddit geht an die Börse

Mit der Regulierung "digitaler Arbeitsplattformen" wollen die Staaten der Europäischen Union Scheinselbständigkeit bekämpfen, die Allmacht von Algorithmen einhegen und den Behörden mehr Daten verschaffen. Im dritten Anlauf scheint es nun eine Einigung zu geben. Das Social-Media-Unternehmen Reddit strebt bei seinem bevorstehenden Börsengang eine Bewertung in Milliardenhöhe an. Für treue Nutzerinnen und Nutzer wurden Aktien reserviert. Und die Bundesnetzagentur setzt erstmals das Recht auf angemessene Internetversorgung durch – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Die EU-Ratspräsidentschaft schätzt, dass es in der Europäischen Union (EU) 28 Millionen Jobber auf digitalen Vermittlungsplattformen gibt. Eine "digitale Arbeitsplattform" vor, wenn Dienstleistungen auf Verlangen eines Auftraggebers durch Einzelpersonen zumindest teilweise mittels Telekommunikation erbracht werden. Zusätzlich müssen dabei "automatisierte Überwachungs- oder Entscheidungssysteme" eingesetzt werden, um die Definition zu erfüllen. Nach zwei gescheiterten Anläufen haben sich die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten mit Unterhändlern des EU-Parlaments auf eine neue Regulierung "digitaler Arbeitsplattformen" geeinigt. Algorithmen sollen weniger allmächtig über Plattform-Jobber herrschen. Zudem sollen Scheinselbständigkeit und Datenbeschaffung bekämpft werden. Arbeitsrecht: EU-Staaten einigen sich auf erste Algorithmus-Regulierung

Dass das Social-Media-Unternehmen Reddit an die Börse will, ist seit 2021 bekannt, aber konkreter wurde es bislang nicht, was auch daran liegt, dass das Unternehmen immer noch keinen Gewinn abwirft. Begründet wurde dies unter anderem mit großen Investitionen in die Weiterentwicklung und die Zurückhaltung bei der Ausspielung von Werbung. Bei einer Finanzierungsrunde im Jahr 2021 wurde das in San Francisco ansässige Unternehmen mit rund zehn Milliarden US-Dollar bewertet. Nun steht der Reddit-Börsengang unmittelbar bevor. Dabei will Reddit Anteile für treue Nutzerinnen und Nutzer reservieren und hofft auf eine Bewertung von fast 6,5 Milliarden US-Dollar. Reddit: Börsengang wird konkreter

Seit Dezember 2021 gilt das Recht auf Versorgung mit Telekommunikationsdiensten. Seitdem ist das neue Telekommunikationsgesetz in Kraft. Im August 2022 veröffentlichte die Bundesnetzagentur Grundsätze, mit denen zum Angebot des erweiterten Universaldiensts verpflichtete Provider die Kosten für bislang nicht versorgte Verbraucher ermitteln können sollen. Nun hat die Bundesnetzagentur erstmals einen Anbieter verpflichtet, einen Haushalt mit angemessenen Internet- und Telefondiensten zu einem erschwinglichen Preis zu versorgen. Bundesnetzagentur setzt erstmals Recht auf angemessene Internetversorgung durch

Vor knapp zwei Jahren hat der EU-Datenschutzbeauftragte Wojciech Wiewiórowski Untersuchungen des Einsatzes von Microsoft Office 365 durch die EU-Kommission gestartet. Wiewiórowski leitete die Ermittlungen nach dem "Schrems-II-Urteil" des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ein, womit dieser das "Privacy Shield" zwischen der EU und den USA kippte. Viele Verträge für Cloud-Dienste seien vor dieser Grundsatzentscheidung abgeschlossen worden und müssten im Lichte der Rechtsprechung überprüft werden, hob er damals hervor. Nun hat der Datenschutzbeauftragte der EU das Resultat seiner Untersuuchung verkündet. Die EU-Kommission habe beim Einsatz von Microsofts Cloud-Office-Paket den Schutz von Daten, die in Drittstaaten gehen, nicht sichergestellt, so ein grundlegender Kritikpunkt. EU-Datenschutzbeauftragter: EU-Kommission hat Microsoft 365 rechtswidrig genutzt

Nach Wochen der Spekulationen über den Gesundheitszustand von Catherine, der Princess of Wales und Ehefrau des britischen Thronfolgers, hatte der Kensington Palace am Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst X ein Bild von Catherine und ihren Kindern veröffentlicht. Mehrere Nachrichtenagenturen haben es dann weiterverbreitet. Doch was offenbar als Befreiungsschlag gedacht war, droht zu einem PR-Desaster zu werden. Als Erste wies die US-Nachrichtenagentur Associated Press darauf hin, dass bei einer genaueren Überprüfung des Bilds eine Unstimmigkeit an der Hand von Kates Tochter festgestellt wurde. Inzwischen gibt es Hinweise auf weitere. Das hat Folgen. Wegen Manipulationsverdacht: Agenturen ziehen Bild von Prinzessin Kate zurück

Auch noch wichtig:

• Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna hat die DSGVO verletzt und wurde bestraft. Ein Gericht reduzierte die Strafe, doch Klarna prozessierte weiter. Klarna muss doch höhere Datenschutzstrafe zahlen

• Mercedes-Benz stattet das Hochleistungsmodell E 53 Hybrid mit einem Plug-in-Hybridantrieb, bedarfsgeregeltem Allradantrieb und aktiver Hinterachslenkung aus. Mercedes-AMG E 53 Hybrid 4Matic+: Starkes Topmodell mit üppiger E-Reichweite

• Samsung will offenbar das Galaxy Book 4 Edge mit Qualcomms Prozessor Snapdragon X Elite bringen. Ein erster Benchmark ist schon aufgetaucht. ARM-Notebooks: Samsungs Galaxy Book 4 Edge konkurriert mit Apples MacBook Air M3

• Dass Apple klassischen Hörgeräten Konkurrenz machen will, ist schon länger im Gespräch. In wenigen Monaten könnte es so weit sein. iOS 18 macht AirPods Pro angeblich zur Hörhilfe

• Nach den Flaggschiffen der S-Reihe bekommen auch Samsungs Mittelklasse-Geräte ein Refresh. Das A35 und das A55 sind dabei etwas günstiger als ihre Vorgänger. Galaxy A35 und A55: Samsung zeigt neue Mittelklasse-Handys

• Mit vereinten Kräften sollten das Thirty Meter Telescope und das Giant Magellan Telescope Anschluss zur Konkurrenz halten. Dafür könnte das Geld nicht reichen. Thirty Meter Telescope vor dem Aus? US-Geld reicht nur für ein Riesenteleskop

• Unter den Lecks in FortiNet-Produkten leiden weiter über 140.000 Systeme, 2.000 davon in Deutschland. Auch Ivanti-Gateways der US-Cyberbehörde wurden attackiert. Ivanti- und Fortinet-Lecks: Weiter viele Geräte verwundbar – auch CISA betroffen

• Nur 48 x 24 x 16 Millimeter groß ist dieses Synthesizer-Modul für ESP-, Arduino- und andere Mikrocontroller-Boards inklusive Verstärker und Lautsprecher. Midi-Synthesizer-Modul für Mikrocontroller

(akn)