Donnerstag: Botnet macht reich und verdächtig, Microsoft mit Telegram-Copilot

Botnet-Betreiber in Haft + KI-Assistent für Telegram + Alternativen zur Vorratsdatenspeicherung + Wahlwerbung gegen EU-Regeln + Film über Palantir + #heiseshow

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Mensch tippt auf Laptop im Dunkeln; Donnerstag: Botnet-Rekord, Telegram-Chatbot, VDS-Alternativen, Wahlwerbung-Transparenz, Palantir-Film & #heiseshow

(Bild: PORTRAIT IMAGES ASIA BY NONWARIT/Shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Frank Schräer

Fast ein Jahrzehnt lief ein riesiges VPN heimlich über circa 20 Millionen Windows-Computer. Der Betreiber wurde reich, ist aber nun in Haft. Ihm wird vorgeworfen, durch seinen Dienst kriminelle Machenschaften Dritter ermöglicht zu haben, darunter Betrug, Bombendrohungen und IT-Angriffe. Kostenfrei ist hingegen Microsofts KI-Assistent für Telegram, aber dieser Copilot ist eingeschränkt. Der Chatbot antwortet in dem Messenger nur per Text, kann keine Bilder erstellen und ist auf 30 Anfragen täglich limitiert. Seinen Antworten ist auch nicht zu trauen. In Europa wird Vorratsdatenspeicherung immer noch diskutiert, obwohl diese für Digitalexperten ein totes Pferd ist. Sie empfehlen wirksamere Ermittlungsansätze. Doch die Zeit drängt in der aktuellen Legislaturperiode – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Das laut FBI "wahrscheinlich größte Botnetz der Geschichte" soll Windows-Computer hinter 19 Millionen IP-Adressen infiziert und für VPN-Dienste unter verschiedenen Markennamen missbraucht haben. US-Behörden nennen das Botnetz "911 S5". Es lief von 2014 bis 2022. Jetzt ist der als Betreiber verdächtigte YunHe Wang in Haft. Laut US-Behörden infizierte Wang Windows-Computer in fast 200 Staaten und kontrollierte sie mit rund 150 über die Welt verteilten Kontrollservern. Internetzugriff über diese fremden Computer vermietete er dann, zahlbar mit Bitcoin sowie chinesischen und russischen Zahlungsdiensten. Sollte Wang schuldig sein, drohen ihm bis zu 65 Jahre Haft: Verdächtiger verhaftet für "größtes Botnet der Geschichte" 911 S5.

Microsoft bietet seinen KI-Assistenten namens Copilot ab sofort auch für den Telegram-Messenger an. Der KI-Chatbot kann innerhalb der Messaging-App Fragen beantworten und Hinweise oder Ideen geben, aber auch Witze erzählen. Der Copilot für Telegram befindet sich noch im Beta-Status und ist kostenlos nutzbar, aber etwas eingeschränkt. So kann der Bot keine Bilder per Künstlicher Intelligenz generieren und ist innerhalb Telegrams auf 30 Anfragen pro Tag limitiert. Immerhin versteht und spricht der Chatbot Deutsch, gibt allerdings auch faktisch falsche Anworten, wie ein kurze Testfrage zeigt: Microsoft bringt Künstliche Intelligenz in Telegram-Messenger mit Copilot-Bot.

Ist die Vorratsdatenspeicherung (VDS) ein totes Pferd, das man nun wirklich nicht mehr reiten sollte? Gibt es andere, vielleicht sogar bessere Möglichkeiten für die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden? Oder hat die Bundesinnenministerin Nancy Faeser recht, die sich für die VDS ausspricht? Die Runde bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Digitale Kriminalitätsbekämpfung ohne Massenüberwachung: Das geht!" war sich einig: keine VDS, stattdessen Quick Freeze, Gesetz gegen digitale Gewalt, und Login-Falle. Die VDS ist seit 20 Jahren in Diskussion und ist mehrfach vor den höchsten Gerichten wie dem Europäischen Gerichtshof gescheitert: Quick Freeze und Login-Falle stechen Vorratsdatenspeicherung bei Kriminalitätsverfolgung aus.

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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) lässt ihre Vorbildfunktion bei Transparenz politischer Werbung vermissen. Die Politikerin hat nicht offengelegt, dass sie und ihr Team hinter einer seit Mitte März laufenden Online-Kampagne zur Europawahl stecken. Insgesamt 69.300 Euro für 17 Anzeigen überwies eine Agentur an Googles Werbenetzwerk, über das die Reklame ausgespielt wurde. In Googles-Transparenzregister ist eine Pariser Beratungsfirma als Verantwortlicher gelistet. Doch erst jetzt hat die konservative Europäischen Volkspartei mit von der Leyen als Spitzenkandidatin bestätigt, dass die Pariser Firma die Werbeplätze im Namen der Fraktion gekauft hat: Von der Leyens Wahlwerbung verstößt gegen EU-Regeln der Transparenz.

Palantir will mit seiner umstrittenen Datenanalyse- und Überwachungssoftware in möglichst alle staatlichen und privatwirtschaftlichen Bereiche eindringen und die "schwierigsten Probleme der Welt" lösen. "Software ist für uns eine Kunst. Und nur in der Kunst entfesselt sich die Kraft der menschlichen Kreativität und Gestaltungsfähigkeit", wirbt Palantir auf seiner Website. Sich selbst sieht das Unternehmen als Weltverbesserer. Doch Palantir ist genauso umstritten wie undurchsichtig. In seinem Film skizziert Regisseur Klaus Stern die Pläne sowie Verbindungen des CEOs Alex Karp und spricht darüber in einem Interview: Der Regisseur zu "Watching You – Die Welt von Palantir und Alex Karp".

In der heutigen Ausgabe der #heiseshow besprechen wir, dass 2028 der zollfreie Import aus Drittländern wie China bei Warensendung mit einem Wert von unter 150 Euro wegfallen soll. Was bedeutet das für Massenversender in Fernost wie Temu und Co? War die Regelung überhaupt noch zeitgemäß? Nicht mehr zeitgemäß ist das Messenger-Urgestein ICQ, das im Juni abgeschaltet wird. Der Messenger war für viele die erste Berührung mit Instant Messaging, doch viele zogen weiter. Ist die Abschaltung ein Verlust? Zudem diskutieren wir, dass Videospiel-Cheats laut US-Gericht das Urheberrecht des Entwicklers verletzen können. Wie wirkt sich das auf die Spielewelt aus? Das snd die Themen heute um 17 Uhr live in der #heiseshow: Zollfreigrenze, ICQ, Cheats.

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(fds)