Donnerstag: Gegenwind für Abmahnanwalt, Bundesländer für einheitliche Bürger-ID

IT-Details belasten Abmahner + Nationale Personenkennziffer gefordert + US-Akkuwerk von Honda und LG + Snapchat mit KI-Chatbot + Streamingdienste nerven Kunden

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Figur der Justitia vor Bücherregal; Donnerstag: Anwalt-Probleme, Personen-Kennziffer, Akku-Fabrik, KI-Snap-Bot, Streaming-Strategien & netidee

(Bild: nepool/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Frank Schräer

Eine IT-Firma schildert der österreichischen Staatsanwaltschaft, wie ein Anwalt und seine Mandantin 32.000 "Abmahnungen" wegen Google Fonts erzeugt haben. Nun drohen beiden womöglich Lizenz- und Freiheitsentzug, denn die Vorgehensweise erscheint gewerbsmäßig und die Begründung der Abmahnungen vorgeschoben. In Deutschland träumen die Bundesländer derweil von einer nationalen Personenkennziffer, die die Verwaltungsdigitalisierung voranbringen und Formalien reduzieren soll. Für Datenschützer ist eine solche "Bürger-ID" aber tabu. In den USA investiert ein japanisch-koreanisches Joint-Venture aus Honda und LG 4,4 Milliarden US-Dollar in ein gemeinsames, neues Batteriewerk und will dort ab 2025 Akkus für Elektroautos produzieren – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Wegen gewerbsmäßiger Erpressung und schwerem gewerbsmäßigen Betrug ermittelt die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den niederösterreichischen Anwalt Marcus H. und dessen Mandantin Eva Z. Die beiden könnten versucht haben, eine Masche aufzusetzen, die bei betroffenen Webseitenbetreibern erheblichen Schaden verursacht hat. Beide haben Tausende Webseiten wegen des Abrufs von Google Fonts abgemahnt, da die IP-Adresse der Besucher in die USA weitergegeben wurde. Jetzt verrät der IT-Dienstleister des Duos die Vorgehensweise der Abmahn-Lawine wegen Google Fonts: Anwalt "hat genug" und bangt um Lizenz.

Die "Einführung einer einheitlichen, nutzerfreundlichen, deutschlandweit gültigen Bürger-ID" wünschen sich die 16 Länder der Bundesrepublik. Die Initiative dazu kommt aus Bayern und Rheinland-Pfalz. In einem gemeinsamen Schreiben an den IT-Beauftragten der Bundesregierung versprechen sich die Länder "praktikable Authentifizierung der Menschen gegenüber dem Staat". Doch für Datenschützer ist eine allgemeine Personenkennziffer im Lichte des Volkszählungsurteils des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1983 ein rotes Tuch: Bundesländer fordern einheitliche "Bürger-ID" für Verwaltungsdigitalisierung.

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Honda und LG Energy Solution haben diese Woche in den USA mit dem Bau einer gemeinsamen Fabrik zur Produktion von Batterien für Elektroautos begonnen. Dafür haben die beiden Firmen ein Joint-Venture gegründet, das Erste seiner Art eines japanischen Autokonzerns und eines koreanischen Batterieherstellers. Als Gesamtinvestition sind 4,4 Milliarden US-Dollar vorgesehen, ab Ende 2025 sollen die ersten Lithium-Ionen-Akkus an Hondas Autofabriken geliefert werden. Honda plant daneben auch Elektroautos in Nordamerika zu produzieren: Honda und LG bauen gemeinsame Batteriezellenfabrik für Elektroautos in den USA.

Snap veröffentlicht für seinen Chatdienst Snapchat einen Bot namens My AI, der auf dem Sprachmodell GPT-3.5 von OpenAI basiert. Der Chatbot ist zunächst nur für Snapchat-Plus-Nutzer zugänglich. Das Abonnement für Snapchat Plus kostet fünf Euro im Monat. Nach einer Testphase sollen auch nicht zahlende Nutzer die Erweiterung nutzen können. Die Messaging-App teilt dem Chatbot ein eigenes Nutzerprofil zu. In einem Chatfenster können Nutzer dann mit dem Chatbot schreiben, zum Beispiel um nach Geschenkideen zu fragen, während Snapchat die Daten der Konversation sammelt: Snapchat testet GPT-3.5 basierten KI-Chatbot.

Netflix hat im Februar seine Maßnahmen im Falle unerlaubten Account-Sharings angekündigt und kurz darauf die erste breite Aktion gegen Mitgucker gestartet. Gleichzeitig kämpft Disney+ in den USA mit einer Kündigungswelle, die die jüngste Preiserhöhung ausgelöst haben dürfte, und will zum traditionellen Geschäft mit exklusiven Kinostarts und dem Verkauf von Film- und Serienlizenzen zurückkehren. Der verschärfte Kampf der beiden großen Videostreamingdienste gegen das Missverhältnis von Einnahmen und Ausgaben geht zulasten der Kunden: Neue Strategien der Streamingdienste Netflix und Disney+.

Die Internet-Privatstiftung Austria (IPA) startet ihr jährliches Förderprogramm netidee. Es gibt eine Million Euro Fördergelder für innovative Internet-Projekte und Abschlussarbeiten an Hochschulen, die bis zum 10. Juli 2023 unter netidee.at eingereicht werden können. Für Projekte werden maximal 50.000 Euro und für Stipendien bis zu 10.000 Euro ausgelobt. Neben dem gewohnten Martin-Prager-Integrationspreis für Projekte zur Stärkung der digitalen Teilhabe sowie der Nutzung des Internets für integrative Zwecke, gibt es dieses Jahr zusätzlich einen Sonderpreis für Projekte, die sich mit künstlicher Intelligenz befassen.

Auch noch wichtig:

(fds)