Ducati Multistrada V4 Rally: Höher, weiter, schwerer - und sehr teuer​

Die 260 kg schwere Multistrada V4 Rally bekommt einen Riesentank, längere Federn, Drahtspeichen und als Weltneuheit eine Zylinderabschaltung während der Fahrt

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Ducati Multistrada V4 Rally

Die schwere Reiseenduro von Ducati hat als geländegängige "Rally" eine ziemlich spitze Zielgruppe. Ob das ihren sehr hohen Preis rechtfertigt?

(Bild: Ducati)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Adventure-Bikes sind Prestige-Sache. Da musste Ducati natürlich bei seiner Multistrada V4 nachlegen und präsentiert die V4 Rally mit einem größeren Tank, mehr Federweg und einer Weltpremiere: Das erste Serienmotorrad mit Zylinderabschaltung während der Fahrt.

Mit Enduros von 250 kg Gewicht und über 150 PS ernsthaft im Gelände fahren ist eigentlich nicht sinnvoll. Deshalb sind die meisten Hersteller auch so fair und gestehen ihren Einspur-SUVs Gussfelgen, Straßenreifen und eher gemäßigte Federwege zu. Die Handvoll verwegener Enduristen, die mit einem hypermotorisierten Adventure-Bike offroad fahren wollen, bediente Ducati ab 2016 mit ihrer Multistrada 1200 Enduro mit längeren Federwegen, Drahtspeichenfelgen und Geländereifen.

Doch der V2 verschwand letztes Jahr aus der Multistrada zugunsten eines 1158 cm3 großen V4-Motors, der mit 170 PS und 121 Nm nicht nur mehr Leistung, sondern auch eine bessere Laufkultur offenbarte. Bislang bot Ducati die gut 250 km/h schnelle Multistrada V4 aber ausschließlich mit Gussfelgen für den vorwiegenden Straßeneinsatz an. Das ändern die Italiener ab sofort und trumpfen mit einer üppig ausgestatteten V4 Rally auf. Man beachte die neue Namensgebung: "Enduro" klingt vermutlich zu harmlos, "Rally" nach mehr Abenteuer.

Als erstes fällt der deutlich vergrößerte Tank auf. Mit 30 Litern Inhalt fasst er acht Liter mehr als die Basis-Version. Zudem kommt die Rally hochbeiniger daher, vorn wuchs der Federweg um 30 mm und hinten um 20 mm auf jeweils 200 mm. Dadurch erhöht sich die Bodenfreiheit um zehn auf 230 mm, was im Gelände von Vorteil ist. Die V4 Rally erhält ein voll einstellbares Fahrwerk. Die "Skyhook Suspension EVO" bietet eine elektronische Einstellung der Druck- und Zugstufe der Upside-down-Gabel, hinten verstellt sie die Federvorspannung.

Ducati Multistrada V4 Rally (8 Bilder)

Der Fahrer muss nicht gleich bis nach Afrika fahren, um die Vorzüge der neuen Ducati Multistrada V4 Rally zu genießen.

Entsprechend steigt auch die Sitzhöhe auf 870 mm oder wahlweise 890 mm. Vorsichtshalber bietet Ducati im Zubehör gleich zwei niedrigere Sitzbänke an, die die Höhe um 15 mm bzw. 45 mm senkt. Durch das neue Fahrwerk ändert sich auch die Geometrie der V4 Rally im Vergleich zur Basis: Der Radstand wächst von 1567 mm auf 1572 mm, der Nachlauf von 102,5 mm auf 105,5 mm und der Lenkkopfwinkel steht mit 65,3 Grad um 0,2 Grad flacher.

Eine Enduro braucht natürlich Drahtspeichenfelgen und Geländereifen. Vorn belässt Ducati es aber bei einem 19-Zoll-Rad und verzichtet auf einen 21-Zöller, vielleicht, weil das Handling auf der Straße damit besser ist. Die Pirelli Scorpion Trail II, vorne in 120/70R19, hinten in 170/60R17, sind aber deutlich mehr asphaltorientiert als für das Gelände prädestiniert.

Ducati gibt seiner Rally feine Zutaten mit auf den steinigen Weg: Der Windschild ist um 40 mm höher und 20 mm breiter, ein serienmäßiger Hauptständer bietet festen Stand, das Heck wurde etwas verlängert, um mehr Platz für die Sozia zu schaffen und die gezackten Fußrasten sind mit Gummieinlagen gegen Vibrationen gedämpft. Die Bremsanlage stammt von der sehr (straßen)sportlichen Multistrada V4 Pikes Peak und hat vorn zwei Stylema-Monoblock-Bremszangen von Brembo mit 330-mm-Bremsscheiben.