E-Mobilität: EU-Kommission will massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur

Bis Ende 2025 soll laut dem EU-Klimapaket entlang wichtiger Schnellstraßen mindestens alle 60 Kilometer eine leistungsstarke Stromtankstelle entstehen.

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(Bild: Smile Fight/Shutterstock.com)

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Die EU-Kommission will die Mitgliedsstaaten verpflichten, bis Ende 2025 entlang der wichtigsten europäischen Schnellstraßen mindestens alle 60 Kilometer eine Schnellladestation für Elektrofahrzeuge bereitzuhalten. Dies sehe ein Entwurf für eine Verordnung zur Infrastruktur für alternative Kraftstoffe vor, berichten die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und die Nachrichtenagentur Bloomberg übereinstimmend. Die Initiative ist demnach Teil des umfangreichen Klimaschutzpakets "Fit for 55", das die Brüsseler Regierungsinstitution am Mittwoch vorstellen will.

Fünf Jahre später soll die Vorgabe laut der FAZ auch für das erweiterte Schnellstraßennetz der EU gelten, dann also auch alle deutschen Autobahnen und die wichtigen Bundesstraßen umfassen. Die hiesigen Pläne gehen aber bereits weiter: der Bundestag beschloss im Mai ein Schnellladegesetz, wonach eine Schnellladesäule mit über 150 Kilowatt im Fernverkehr mindestens alle 15 bis 30 Kilometer erreichbar sein soll. Mit der Initiative will der Gesetzgeber eine flächendeckende und bedarfsgerechte Schnellladeinfrastruktur für rein batteriebetriebene Elektroautos vorantreiben.

Für den Schwerlastverkehr sollen die EU-Länder sicherstellen, dass alle 150 Kilometer eine Wasserstofftankstelle verfügbar ist. Die Bedienung der Ladepunkte für alternative Kraftstoffe müsse nutzerfreundlich, die Preise transparent und eine reibungslose Bezahlung möglich sein, heißt es weiter. Eine Vorentscheidung für die Elektromobilität sei offiziell nicht vorgesehen. Mit den Vorgaben für die Ladestationen für E-Autos und dem Zuschnitt der Ziele für Wasserstoff auf Schwertransporte werde aber faktisch die Richtung klar ausgewiesen.

Mit dem Maßnahmenpaket will die Kommission den Green Deal weiter mit Leben füllen und Wege aufzeigen, wie die EU im Sinne der verschärften Klimaziele den CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 senken kann. Laut Bloomberg sieht ein Entwurf für eine Reform der Verordnung über Emissionsnormen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in diesem Rahmen vor, dass die erfassten Neuwagen 2035 kein CO2 mehr ausstoßen dürfen. Damit würde de facto das Aus für den Verbrennungsmotor bis dahin besiegelt.

Die FAZ gibt sich hier vorsichtiger und verweist darauf, dass der für den Grünen Deal zuständige Vizekommissionspräsident Frans Timmermans die Schlussmarke bei 2035 setzen wolle. Binnenmarktkommissar Thierry Breton peile dagegen frühestens 2040 an. Klar ist auf jeden Fall: Die CO2-Leistungsstandards werden wohl so gesetzt, dass die erfassten Fahrzeugklassen binnen der nächsten 15 bis 20 Jahre emissionsfrei werden müssen.

Ein früherer Entwurf für die neue Abgasnorm Euro 7 zog bereits scharfe Kritik der Automobilindustrie auf sich. Einige Hersteller sahen schon darin ein "Verbot des Verbrennungsmotors durch die Hintertür". Timmermans entgegnete unbeeindruckt, dass die Branche oft Dinge als unmöglich bezeichne, am Ende aber mitziehe.

"Für jedes weitere Prozent der Zielverschärfung sind nach Berechnungen europäischer Verbände 200.000 zusätzliche Ladepunkte in Europa erforderlich", rechnete nun die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, vor. Dieser Bedarf gehe "über die drei Millionen Stationen bis zum Jahr 2030, die wir jetzt schon brauchen, hinaus". Bislang existierten europaweit aber gerade einmal 250.000 Ladepunkte.

"Wir brauchen daher in wenigen Jahren mindestens eine Verzehnfachung der bestehenden Ladeinfrastruktur", fordert Müller. Das entsprechende Netz müsse auch "mit 100 Prozent Strom aus CO2 freien Quellen gespeist" werden. "Das ist ausgerechnet jener Teil, den die EU-Kommission selbst liefern müsste."

Der Anteil der erneuerbaren Energien am europäischen Strommix soll laut der mit dem Paket verknüpften Novelle der einschlägigen Richtlinie dem Vernehmen nach von derzeit 20 auf 40 Prozent verdoppelt werden. Die Initiative beinhaltet zudem unter anderem Revisionen der Energieeffizienz- sowie der Energiebesteuerungsrichtlinie, verschärfte CO2-Flottenziele, eine Novelle des Emissionshandels und einen Vorschlag für einen CO2-Grenzausgleichsmechanismus mit einer speziellen Abgabe, um die europäische Industrie vor unfairem Wettbewerb zu schützen.

Der Flug- und der Seeverkehr sollen mithilfe von E-Fuels dekarbonisiert werden. Dabei handelt es sich um synthetische Kraftstoffe, die mithilfe von Strom aus Wasser und CO2 produziert werden.

(bme)