Alternative Antriebe: EU will Ausbau der Infrastruktur vorantreiben

EU-Industriekommissar Breton will den Ländern den Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos und Modelle mit Brennstoffzelle notfalls vorschreiben.

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Der mit fossilen Kraftstoffen betriebene Verbrennungsmotor wird in den kommenden Jahren abgelöst. Für eine breite Akzeptanz der Alternativen müssen bei der Infrastruktur noch ein paar Schritte unternommen werden. Das betrifft batterieelektrische Fahrzeuge, noch viel mehr allerdings Autos, in denen eine Brennstoffzelle mit Wasserstoff (H2) betrieben werden soll. Die Zahl der Ladestationen ist in den vergangenen Jahren schon kräftig gestiegen, wenn auch nicht überall in Europa mit dem gleichen Tempo. Nun kommt ein neuer Vorstoß aus der EU, der auch H2 voranbringen soll.

EU-Industriekommissar Thierry Breton hat sich dafür ausgesprochen, die Mitgliedstaaten zum Aufbau einer Tank- und Ladeinfrastruktur für Brennstoffzellen- und Elektroautos zu verpflichten. "Ich möchte, dass die Mitgliedstaaten verbindliche Vorgaben für den Aufbau einer Infrastruktur für alternative Antriebe bekommen", sagte Breton der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten.

"Die Vorgaben könnten sich etwa an der Flottengröße von Autos mit Elektroantrieb oder Brennstoffzelle im jeweiligen Mitgliedstaat orientieren", sagte Breton. Er fordert dafür als EU-Gesetz eine Verordnung aus Brüssel. Dabei müssten die EU-Vorgaben eins zu eins in die nationale Gesetzgebung umgesetzt werden. Die Mitgliedstaaten haben dann keine Möglichkeit mehr für eine eigene Auslegung.

Zur Regulierung der Autohersteller sagte Breton, er halte nichts von einem Brüsseler Verbot für die Produktion von Verbrennungsmotoren. Entscheidend sei, dass das EU-Ziel von Klimaneutralität im Jahr 2050 erreicht werde. "Eine wichtige Rolle wird das Elektroauto haben, aber auch die Brennstoffzelle sowie synthetische Kraftstoffe sind gefragt." Breton fügte hinzu: "Hier ist die Politik klug beraten, den Unternehmen freie Hand zu lassen."

Die setzen unterdessen auf eine Elektrifizierung der Antriebe. Der Anteil der Elektroautos und Plug-in-Hybride in Neuwagen steigt in Deutschland weiter stark an, befeuert auch von Subventionen. Ein großer Vorteil ist, dass jede Verbesserung im Strommix auch die Elektroautos im Bestand in der CO2-Bilanz besser dastehen lässt. Zudem kommt nicht nur Ausbau der öffentlichen Infrastruktur immer schneller voran, sondern auch der private. Die Förderung von Kauf und Installation einer Wallbox durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau ist sehr gut angenommen worden.

Alternativen zum Elektroauto haben es derzeit dagegen schwer. Modelle mit Brennstoffzellen beispielsweise bietet kaum ein Hersteller an. Dazu wäre ein flächendeckender Ausbau mit H2-Tankstellen auch ziemlich kostspielig. Vorzeitig abschreiben sollte man diesen Weg trotzdem nicht, möglicherweise ergeben sich nennenswerte Skalierungseffekte mit dem Nutzfahrzeug-Sektor.

Breton bekräftigte, dass sein für Ende 2021 angekündigter Vorschlag für die nächste Stufe der Schadstoffregulierung von Autos und Lieferwagen (Euro 7) ambitioniert ausfallen werde: "Wir wollen den Verbrennungsmotor so sauber machen wie technisch möglich." Die Abgasnorm Euro 7 werde den Herstellern einen hohen finanziellen Beitrag für die "Schadstoffoptimierung" des Verbrenners abverlangen. Breton betonte aber auch: "Die Kommission wird darauf achten, dass die Kosten der Mobilität für den Verbraucher nicht aus dem Ruder laufen." Auch in Zukunft solle sich die Produktion von Autos der Klein- und Mittelklasse in Europa finanziell lohnen.

(mfz)