Elektronische Gesundheitskarte: Karten-Betriebsgesellschaft gegründet
Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte gilt als eines der größten IT-Projekte der Welt. 70,8 Millionen Versicherte sollen sie erhalten, dazu kommen Karten für Ärzte, Apotheker und Institutionen sowie sichere Kommunikationssysteme.
Auch wenn unter der neuen Adresse der Gematik derzeit nur der Vorläufer protego.net zu finden ist, so ist am heutigen Dienstag in Berlin die Gesellschaft an den Start gegangen, die die elektronische Gesundheitskarte realisieren soll. Unter dem Namen "gematik Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte gGmbH" haben insgesamt 15 Organisationen im Gesundheitswesen die Firma gegründet und mit der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt die Vereinbarung zur Umsetzung der Telematik-Infrastruktur unterzeichnet. Die Gematik, die nun die elektronische Gesundheitskarte entwickeln und einführen soll, wird zu 50 Prozent von den Krankenkassen und zu 50 Prozent von den ärztlichen Vereinigungen, den so genannten Leistungserbingern, getragen.
Zur Gründung der Gesellschaft wies Ministerin Schmidt Einwände gegen den viel zu engen Zeitplan bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte zurück. Sie verwies darauf, dass die Karte per Gesetz zum 1.1.2006 kommen muss und dass das System technisch schon sehr weit entwickelt sei. 2006 werde mit den Einstieg und den ersten Anwendungen begonnen, allerdings werde es noch keine flächendeckende Einführung geben. Geplant sei vielmehr, die elektronische Gesundheitskarte zunächst an rund 100.000 Versicherte abzugeben, die in den Testregionen leben.
Die Einführung der elektronische Gesundheitskarte gilt als eines der größten IT-Projekte der Welt. 70,8 Millionen Versicherte sollen diese Karte erhalten, dazu werden Karten für Ärzte, Apotheker und Institutionen benötigt, desweiteren Lesegeräte und sichere Kommunikationssysteme. Die Einführung der kartenbasierenden medizinischen Telematik soll bis zu 1,4 Milliarden Euro kosten. Als erste Anwendung der Gesundheitskarte gilt das elektronische Rezept, mit dem sich jährlich 100 Millionen Euro einsparen lassen, wenn es das Papierrezept ersetzt. Insgesamt soll die Gesundheitskarte ein Einsparpotenzial von 1,3 Milliarden Euro mit sich bringen, behauptet der IT-Branchenverband Bitkom. Neben dem Rezept gilt die Einführung der elektronische Signatur über die Gesundheitskarte als Schwungrad der Modernisierung im Gesundheitswesen, das weitere Anwendungen wie elektronische Patientenakte und die elektronische Medikamentenliste möglich macht.
Zur elektronischen Gesundheitskarte und der Reform des Gesundheitswesens siehe auch:
- Nicht vom Arzt zu eBay
- Elektronische Gesundheitskarte testweise in Rheinland-Pfalz gestartet
- Medica: Die Elektronische Gesundheitskarte ist noch ein Placebo
- Die Karte kommt -- nicht unbedingt pünktlich
- Selbstverwaltung will Alleinverwaltung sein
- Bitkom: Keine Kostenexplosion bei der elektronischen Gesundheitskarte
- Elektronische Gesundheitskarte wird zum Forschungsprojekt
- Elektronische Gesundheitskarte: Patt oder matt?
- Bitkom: Elektronische Gesundheitskarte hat Signalwirkung
- Im Namen der Daten, Artikel zur Unterschriftenaktion von Ärzten gegen die elektronische Gesundheitskarte in Telepolis
- Zweigleisige Probephase für die elektronische Gesundheitskarte
- Im Auge des Sturms
- Weitere Vorschläge zur Finanzierung der elektronischen Gesundheitskarte
- Risikopatient, Die Gesundheitskarte, ein gigantisches IT-Projekt -- wird es zur "Maut II"?, c't 15/04, S. 94
- Patientendaten sicherer beim Arzt?
- Transparente Gesundheitsdaten für alle
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- Kampf dem Chipkartenbetrug
- EDV-Experten warnen vor IT-Desaster im Gesundheitswesen
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- Elektronische Gesundheitskarte soll eine Milliarde einsparen
(Detlef Borchers) / (jk)