Erfahrungswerte: Leica M9 – eine Liebesgeschichte

Seite 4: Sucher und Objektive

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Das Messsuchersystem der Leica M hat eine ganze Reihe an Besonderheiten. Der Sucher zeigt zum Beispiel mehr an als das eigentliche Bild. Das ist ein Vorteil, weil man noch abdrücken kann, kurz bevor jemand ins Bild geht . Bei der Spiegelreflexkamera ist es dann schon zu spät.

Ein Leuchtrahmen im Sucher zeigt den Bildausschnitt des aktuell benutzen Objektivs. Zusätzlich bekommt man noch ein damit korrespondierendes Objektiv in einem anderen Rahmen angezeigt. Zwei alternative Leuchtrahmen für wiederum andere Brennweiten kann man mit einem kleinen Hebel neben dem Objektiv aktivieren. Man kann somit schon vor einem potentiellen Objektivwechsel abschätzen, ob dieser sinnvoll ist.

Das Bild im Leuchtrahmen ist nie 100% das gleiche Bild wie das vom Sensor eingefange. Da das Messsuchersystem parallel zur Objektivoptik arbeitet, kann es nicht das exakt gleiche Bild anzeigen (sog. Parallaxenfehler). Das ist nicht schönzureden, hört sich aber viel dramatischer an, als es ist. Seit 1953 ist dieses System bei den M-Modellen im Einsatz und ein paar Millimeter Bild mehr rechts oder links machen den Bock nicht fett.

Unauffällig aus der Hand: Bilddaten 1/15 sec bei f/ 1,5, ISO 800, 50 mm (Leica Summilux-M 50mm f/1.4 ASPH.)

Die Komposition eines Bildes mit einem solchen System ist eine andere als mit einer Spiegelreflexkamera. Auf der einen Seite sieht man viel mehr, auf der anderen Seite muss man oft nach Gefühl arbeiten. Die Arbeit mit dem Messsuchersystem ist eher ein künstlerischer Akt. Die Arbeit mit einer DSLR ist dagegen von mathematischer Präzision geprägt. Das ist nicht jedermanns Sache.

Bei Porträts ist das Messsuchersystem im Vorteil. Schauen Sie sich bitte einmal in den diversen Foto-Communities Porträts von Leica M-Fotografen im Vergleich zu Proträts von DSLR-Fotografen an. Die Masse der Leica M-Aufnahmen zeigt das vielbeschworene Glitzern in den Augen. Es ist mit dem Messsuchersystem viel leichter, Wimpern zu fokussieren als mit einer Spiegelreflexkamera.

Die Summilux-Optiken kommen sehr nah an perfekte Objektive heran, und es macht eine Riesenfreude, damit zu arbeiten. Man merkt, dass diese keine billigen Massenobjektive sind. Die Wiederkaufspreise von alten Leica-Objektiven auf ebay sprechen für sich. Auch hier mein Tipp: Nutzen Sie die Möglichkeit des Internets und schauen Sie sich Fotos an, die mit Leica-Objektiven gemacht wurden. Wenn Sie von der Art und Weise der Fotos angefixt werden, ist es bereits zu spät, und wenn Sie gar keinen Unterschied sehen, brauchen Sie auch keine Spiegelreflex zu kaufen. Dann reicht auch eine Kompaktkamera mit eingebautem Blitz.

Leica baut seit 1954 Objektive mit einem M-Bajonett-Anschluss. Alle diese Objektive kann man auch an eine moderne M9 anschließen. Seit 2006 werden die gebauten M-Objektive mit einer Art Strichcode ausgestattet, die der digitalen M9 anzeigt, um welches Objektiv es sich handelt. Für alte Objektive kann die optische Codierung im Werk nachgerüstet werden, oder man stellt das Objektiv per Hand im Menü ein.

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