Erfahrungswerte: Leica M9 – eine Liebesgeschichte

Seite 5: Lautstärke, Display, Menüführung

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Ich habe einmal erlebt, wie ein Pfarrer eine Trauzeremonie mit gut 150 anwesenden Gästen unterbrach, um einen Fotografen wegen der Lautstärke seiner Spiegelreflex zu maßregeln und ihm laut und reichlich unchristlich mit dem Rauswurf zu drohen (so viel zum Hausrecht in einer Kirche). Das sind Situationen, in denen die Leica auftrumpfen kann. Schon in der normalen Einstellung ist das Auslösegeräusch und das Aufziehen des Verschlusses recht leise. Aber die M9 hat mit dem Diskret-Modus noch einen Trick im Ärmel: Mit diesem Modus wird das Auslösen des Verschlusses beim Drücken aktiviert (sehr leise) und der Verschluss erst wieder aufgezogen, wenn man den Auslöser loslässt. Man kann also ein Foto machen, dann die Kamera kurz unter einer Jacke verstecken und den Auslöser loslassen. Das Ganze erfordert eine erhöhte Konzentration und etwas Übung, ist aber im Fall des Falles extrem praktisch.

Das Menü ist übersichtlich; man könnte es auch spartanisch nennen. Es gibt nicht viel zum Einstellen und das Wenige ist sehr logisch dargestellt. Ich musste nicht einmal ins Handbuch schauen. Bei der Canon habe ich immer das kleine Mini-Handbuch in der Fototasche. Die Auflösung des Displays der Leica M9 ist allerdings nicht zeit- und erst recht nicht preisklassengerecht. Außerdem dauert der Bildaufbau beim Anzeigen von Fotos viel zu lange. Ich weiß nicht, warum Leica hier an einem schnelleren Prozessor, mehr RAM oder einem gewiefteren Programmierer gespart hat. Das Display reicht für eine schnelle Kontrolle aus, aber für mehr auch nicht. Das Hineinzoomen in ein Bild ist ebenfalls quälend langsam.

Jemand, der mit einer solchen Kamera JPEGs abspeichert, gehört meiner Meinung nach in die Artefakt- und Farbfehlerhölle. Ich habe noch nie ein JPEG mit einer Vollformatkamera aufgenommen und wüsste nicht, warum ich jetzt damit anfangen sollte. Wer auf diesem Niveau arbeitet, kommt um Raw-Bilder nicht herum. Diese werden von Leica im DNG-Format auf einer SD(HC)-Karte abgespeichert.

Die fehlende Videofunktion stört mich bei einer Foto-Kamera nicht, auch wenn ich sie bei der Canon 5D zu schätzen gelernt habe. Es macht schon Spaß, mit einem lichtstarken Objektiv Videos aufzunehmen. Allerdings bin ich der Ansicht, dass man sich entscheiden muss: Entweder man filmt oder man fotografiert.

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