FTX-Betrug: Bloß 2 Jahre Haft für Caroline Ellison
Caroline Ellison, Sam Bankman-Frieds Partnerin und Komplizin, kommt mit 2 Jahren Haft davon. Das ist nicht einmal ein Zehntel der Strafe für SBF.
Die geständige Milliardenbetrügerin Caroline Ellison fasst zwei Jahre Haft in einem Gefängnis der niedrigsten Stufe an Einschränkungen aus, daran schließen sich drei Jahre überwachte und eingeschränkte Freiheit an. Das hat der zuständige Richter am US-Bundesbezirksgericht für das Südliche New York entschieden. Der Strafrahmen für die Verbrechen, zu denen sich Ellison schuldig bekannt hat, wäre bis zu 110 Jahre Freiheitsentzug gegangen, zuzüglich Überwachung im Anschluss. Die Frau leitete den Kryptowährungs-Hedgefonds Alameda Research und bediente sich für dessen Spekulationen heimlich an den Guthaben von Kunden der Kryptowährungsbörse FTX. Im Verfahren wurde der Schaden mit acht Milliarden US-Dollar beziffert.
FTX und Alameda Research wurden beide von Sam Bankman-Fried (SBF) und Gary Wang gegründet. SBF war Ellisons Lebensgefährte und überließ seiner Freundin den Chefposten bei Alameda Research. Gemeinsam mit einigen weiteren Managern haben sie Kundeneinlagen veruntreut und für Wetten auf Kryptowährungen, hohe Spenden an Politiker, Immobilienkäufe und andere Ausgaben missbraucht. Obwohl Milliarden im Umlauf waren, gab es keine Buchhaltung, die diesen Namen verdient. Im November 2022 gingen FTX und Alameda Research pleite. Am Ende soll Alameda Research bei FTX zehn Milliarden Dollar Schulden gehabt haben.
Ellison bekannte sich in sieben Anklagepunkten zu Betrug und Verschwörung dazu schuldig und kooperierte mit der Anklagebehörde. Die Kryptomanagerin soll außerdem den Großteil ihres Vermögens zurückgegeben und dabei geholfen haben, weitere Vermögenswerte im Dschungel der über 130 FTX- und Alameda-Firmen aufzustöbern. Im Gegenzug sagte die Staatsanwaltschaft zu, weitere Straftaten nicht zu verfolgen.
Ihr Ex-Freund hingegen dürfte kein vergleichbares Angebot erhalten haben. SBF bezeichnete sich als unschuldig, wurde aber in allen sieben zugelassenen Anklagepunkten schuldig befunden und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Statistisch gesehen reduziert jedes Jahr in US-Haft die Lebenserwartung um doppelt so viel Zeit. Der Mann bekämpft aus dem Gefängnis heraus das Urteil und möchte ein neues Geschworenenverfahren erreichen. SBF argumentiert unter anderem damit, dass ihn der Richter vor den Geschworenen wiederholt lächerlich gemacht habe, weshalb das Verfahren unfair gewesen sei.
Milde Strafe dank Schuldbekenntnis und Unterstützung der Anklage
Ein weiterer FTX-Manager, der sich schuldig bekannt hat, Ryan Salame, ist im Mai zu siebeneinhalb Jahren Haft, drei Jahren Überwachung, sechs Millionen US-Dollar Abschöpfung von Bereicherung und fünf Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt worden. Salame trat nicht als Belastungszeuge im Prozess auf, Ellison schon. Auf dieser Grundlage beantragten ihre Anwälte Straffreiheit. Auch die Bewährungsbehörde schlug das vor. Die Staatsanwaltschaft beantragte kein bestimmtes Strafmaß, betonte aber die vorbildliche Kooperation der Täterin.
Auch der Richter, Lewis Kaplan, lobte Ellisons Unterstützung. Noch nie habe er eine Zeugin wie sie gesehen. "Was sie ausgesagt hat, war sehr belastend für sie selbst", sagte er am Dienstag im Rahmen der Strafmaßverkündung, "Sie hat kooperiert, und er (SBF, Anmerkung) hat die ganze Sache abgestritten." Der Richter anerkannte Ellisons Reue und gestand ihr zu, von ihrem damaligen Freund ausgenutzt worden zu sein. Angesichts der Schwere Ihres Betrugs könne er sie aber nicht ungestraft davonkommen lassen.
Gary Wang ist ebenfalls einen Deal mit der Staatsanwalktschaft eingegangen und sich zu vier Arten von Betrug respektive Verschwörung dazu schuldig bekannt; ihm drohen theoretisch bis zu 50 Jahre Haft. Ebenfalls als Belastungszeuge aufgetreten ist der FTX-Manager Nishad Singh; er hat sich sechsfach schuldig bekannt, wofür ihm bis zu 75 Jahre Haft drohen. Das Bundesbezirksgericht möchte die Strafmaße für die beiden Männer noch diesen Herbst bestimmen. Ellison soll ihre Haft am 7. November im Raum Boston antreten.
Das Verfahren heißt USA v Caroline Ellison und wird am US-Bundesbezirksgericht für das Südliche New York unter dem Az. 22-cr-673 veraktet.
(ds)