Fahrbericht Porsche 718 Cayman S
Cayman und Boxster haben eine interessante Geschichte innerhalb der Porsche-Gemeinde hinter sich: Sie haben sich zu den Geräten für Enthusiasten gemausert. Und nun machen sie da fast alles neu, die Verrückten in Zuffenhausen. Soll das noch ein Porsche sein?
- Sebastian Bauer
Malmö, 5. August 2016 – Cayman und Boxster haben eine interessante Geschichte innerhalb der Porsche-Gemeinde hinter sich. Wie fast alle Modelle neben, beziehungsweise unterhalb des Elfers, mussten auch sie sich als Hausfrauenporsche herabwürdigen lassen. Und das ausgerechnet von denen, die den 911 als Gott sehen, der keine anderen Götter neben sich duldet. Ausgerechnet von denen, die inzwischen eher mal als gemütliche Sonntagsfahrer angesehen werden, während sich Cayman und Boxster zu den Geräten für Enthusiasten gemausert haben. Sicher, die eine Hausfrau oder der andere Frisör mag auch noch unter den Käufern gewesen sein. Doch unter allen, die ein Auto aber gerne mal beherzt um eine Kurve scheuchen, statt es entspannt um selbige zu tragen, bekamen Cayman und Boxster zwischenzeitlich gern den Vorzug.
Denn während der 911 mit seinem nicht enden wollenden Drang nach Perfektion immer humorloser wurde, wurde aus dem Cayman immer mehr das wahre Spaßgerät. Und nun machen sie da fast alles neu, die Verrückten in Zuffenhausen. Obwohl eigentlich nur ein Facelift, wurde beim neuen Cayman so vieles über den Haufen geworfen, dass man dem ganzen auch mit neuer Modellbezeichnung Ausdruck verleihen wollte: 718 Cayman heißt er nun aus gutem Grund. Denn der Porsche wurde um sein Heiligstes beschnitten. Ausgerechnet dort, wo man Porschefans seit jeher am empfindlichsten trifft, sobald man etwas ändert. Und als wäre das nicht genug, hat man der Viererkrücke gleich noch einen Turbolader aufgespannt. Das soll noch ein Porsche sein?
Fahrbericht Porsche 718 Cayman S (14 Bilder)

Zu wenig Hubraum, zu wenige Zylinder, zu wenig Sound
Der Modellname soll’s folglich richten und mit reichlich Historie den Schrecken aller Fans lindern. An den 718 sollen sie sich erinnert fühlen, der mit vier Zylindern in der Fahrzeugmitte seine Erfolge bei der Targa Florio und in Sebring einfuhr. Immerhin, den Hubraum hat man nicht vom historischen Vorgänger übernommen und statt 1,5 Litern Hubraum sind es immerhin 2,5 – zumindest im S-Modell. Sonst darf man sich wenigstens noch über 2 Liter Hubraum freuen.
Ob zwei oder zweieinhalb ist eigentlich fast egal, denn wenn sobald die vier Töpfe in Betrieb gehen, tönt es ohnehin erstmal unporschig aus dem Heck. Statt heiserer Kreissäge erklingt nun ein Käfer-WRX-BRZ-Akustikmischmasch – und das, lassen Sie es mich vorsichtig ausdrücken, nicht unbedingt in jedem Drehzahlbereich vorteilhaft. Tiefes Knurren untenrum, angenehm raues Dröhnen obenrum, dazu ein wenig Geknatter, Gehuste und Gekeuche – alles ganz annehmbar. Nur in der Mittellage, zumal unter Teillast, klingt der neue so angestrengt, als sei er schon jetzt von den Diskussionen um den Sound genervt.