Ferngesteuerte Binnenschiffe tuckern auf dem Rhein

Auf dem Rhein wird nun erstmals in Deutschland eine Technik für die Fernsteuerung von Binnenschiffen getestet.

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(Bild: Seafar)

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In Duisburg ist seit dem gestrigen Mittwoch die erste Fernsteuerzentrale für Binnenschiffe in Deutschland im Betrieb. Vom "Shore Control Center" auf dem Haniel-Gelände aus werden Binnenschiffe der Reedereien HGK Shipping und Deymann gesteuert, die zwischen Rotterdam und Bonn unterwegs sind, berichtet das Fachmagazin Binnenschifffahrt. Die beiden Reedereien kooperieren dabei seit September 2022 mit dem belgischen Start-up Seafar, das die Technik für ferngesteuerte Binnenschiffe stellt.

(Bild: Seafar)

Zunächst werden drei Schiffe von der Steuerzentrale in Duisburg aus gelenkt. Dabei geht es erst einmal darum, unter realen Bedingungen Sicherheit und Zuverlässigkeit der Technik zu belegen. Dabei ist das Personal weiter in gewohnter Besatzungsstärke an Bord. Für kommendes Jahr ist geplant, dass statt zwei Schiffsführern nur noch einer an Bord ist.

Den Kapitänen an den Steuerständen in der Fernsteuerzentrale stehen die gleichen Informationen und Bedienhebel zur Verfügung wie an Bord. Auf den Schiffen sind dafür diverse Kameras angebracht. Steuerzentrale und Schiffe sind durch mehrfache und sichere Mobilfunkverbindungen miteinander verbunden. Es ist geplant, die Technik auch im nordwestdeutschen Kanalgebiet sowie auf dem Mittellandkanal einzusetzen.

Die (teil-)autonome Binnenschifffahrt soll dem gravierenden Fachkräftemangel begegnen. Bisher ist es auf den rund um die Uhr betriebenen Schiffen üblich, dass Schiffsführer vierzehn Tage lang an Bord bleiben und zwei Wochen freihaben. In der Fernsteuerzentrale kann im Schichtbetrieb gearbeitet werden, nach Feierabend sind die Schiffsführer dann zu Hause. Auch geht es mit der Technik darum, "den Herausforderungen des voranschreitenden Klimawandels und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Kapazität des Verkehrsträgers Binnenschiff erfolgreich und nachhaltig zu begegnen", wie es im September von den Unternehmen hieß.

Seafar setzte seine Technik nach Angaben der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt seit Oktober 2019 im Westhoek auf der Yaser und auf dem Kanal Plassendale-Nieuwpoort in Belgien mit einem Massengutfrachter ein. Seit April 2020 dürfen zwei weitere Watertrucks von Land aus ferngesteuert werden. Seit Februar 2021 fährt etwa das Containerschiff Deseo ferngesteuert zwischen Zeebrügge und Antwerpen.

HGK Shipping befördert mit gut 350 eigenen und gecharterten Binnenschiffen nach eigenen Angaben jährlich etwa 35 Millionen Tonnen Fracht, hauptsächlich auf dem Rhein und dem angeschlossenen Kanalsystem. Die Reederei Deymann hat knapp 60 Tank-, Fracht- und Containerschiffe in seiner Flotte.

(anw)