Fotos vom Fließband

Seite 2: Herzstück

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Workflow hin, Verwaltung her: Wenn die Raw-Engine die Pixel nur vermatscht, kann man sich den Aufwand sparen und stellt die Kamera besser auf JPEG-Betrieb. Jeder Konverter besitzt eine Standardeinstellung für Farbgebung, Kontrast und Belichtung, manche variieren je nach Kamera, manche auch abhängig von der ISO-Zahl. Diese Voreinstellung sollte man ändern können: Am besten lässt sich die Farbgebung mit Capture One beeinflussen, da es benutzerdefinierte ICC-Kameraprofile akzeptiert und auch beim Bau eigener Profile hilft. Bei Programmen wie Aperture, die keine Kamera- ICC-Profile akzeptieren, muss man die Töne per selektiver Farbkorrektur nachjustieren. Doch dieses Vorgehen ist nur zweite Wahl, da das ICC-Profil in ein sehr frühes Stadium der Konvertierungs-Pipeline eingreift, die Farben richtiggehend definiert, während die selektive Farbkorrektur lediglich vorhandene, vom Standardprofil des Herstellers definierte Farben nachjustiert. Außerdem arbeitet das ICC-Profil, beispielsweise auf Grundlage der 24-farbigen Gretag-Macbeth ColorChecker Referenzkarte erstellt, deutlich feiner als die selektive Farbkorrektur.

Der Eseltest brachte Lightroom ins Schleudern: Beim Versuch, die leicht überstrahlte Schnauze wiederherzustellen, entstanden gelbe Seen. Aperture hingegen gelang es, die samtigen Nuancen zu rekonstruieren (rechts).

Zur Standardausstattung gehören die Korrektur des Weißabgleichs per Farbtemperaturregler oder Grauwertpipette sowie schonend arbeitende Verfahren, um Helligkeit, Kontrast und Sättigung zu verändern. Letzteres firmiert meist unter dem Begriff "Lebendigkeit" oder "Vibrance". Die meisten Kandidaten bieten auch eine lokale Kontrastverstärkung (bei Lightroom unter dem Begriff "Klarheit" zu finden) – ein Effekt, den man in klassischen Bildbearbeitungen mit Hilfe des USM-Filters (hoher Radius, geringe Stärke) erzielt. Gradationskurven definieren gezielt Kontrast und Helligkeit oder mildern leichte Farbstiche – sofern sie auch die einzelnen Kanäle des RGB-Bildes bearbeiten. Lightzone beherrschte als erster Raw-Konverter die lokale Korrektur: Auswahlen definiert man elegant als Vektormasken oder mit Hilfe von sechs Grundfarbtönen. Adobe zog mit seinen Lightroom-Filterpinseln nach. Beiden gemeinsam ist, dass sie komplexe Masken nicht ersetzen können, aber zahlreiche Standards abdecken wie etwa Augen und Mund gezielt zu schärfen, übersättigte Farbtöne zu neutralisieren oder einen verwirrenden Hintergrund abzudunkeln.

Um Hunderte von Bildern zügig zu entwickeln, sollte man Einstellungen als Profile speichern und diese flexibel kombinieren können: So legt man sich beispielsweise Stile für Landschafts-, Porträt-, Kunstlicht- und Blitzaufnahmen oder die Schwarzweißumsetzung an und wendet abhängig von der verwendeten ISO-Zahl das passende Schärfungs-/Entrauschenprofil an. Gerade bei Bildserien möchte man unkompliziert (Teile der) Einstellungen von einem Referenzbild auf alle anderen übertragen. Zur Beschreibung von Bildqualität und Farbcharakter haben wir eine Sammlung aus Canon-5D- und Nikon-D200-Raws zusammengestellt, darunter Porträts, Landschaftsaufnahmen und Standard-Fotoprobleme wie Über-/Unterbelichtung oder ein zu hoher Kontrastumfang – diese sollten sich ohne den Wechsel zu einer externen Bildbearbeitung lösen lassen.

In unserem erstmals durchgeführten "Eseltest" durften die Kandidaten zeigen, wie gut sie die samtigen Schattierungen auf der Schnauze eines leicht überbelichteten Grautieres restaurieren konnten. Außer den Korrekturmöglichkeiten haben wir auch die Voreinstellungen beurteilt, da diese in der Regel als Ausgangspunkt für weitere Korrekturen dienen.