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Seite 5: Lightroom & RAW Developer

Inhaltsverzeichnis

Lightroom bringt die bearbeiteten Raws nebst wichtiger Infos schnell zu Papier oder ins Web – beim Drucken wird auf Wunsch noch mal nachgeschärft.

Während Adobe im klassischen Bildbearbeitungsbereich weit über den Dingen steht, sieht sich der Monopolist in diesem neuen, wichtigen Markt mit ungewohnt viel und vor allem ernstzunehmender Konkurrenz konfrontiert – vielleicht der Hauptgrund, warum aus dem Spätstarter Lightroom eine sehr durchdachte Workflow-Lösung wurde. Die in der Standardversion etwas eingeschränkten Kalibrierungsmöglichkeiten erweitern zwei Tools aus den Adobe Labs, beide noch in der Beta-Version: Der DNG Profile Editor erstellt ICC-Profile auf Grundlage einer Farbtafel, ein Instant-Satz an Kameraprofilen ermöglicht unterschiedliche Farbinterpretationen etwa für Porträt- und Landschaftsaufnahmen. Dennoch steht Adobe bei der Farbumsetzung sowie beim Highlight Recovery nicht an der Spitze: Im Eseltest zeichnete Aperture die weichen Übergänge zu den weißen Flächen der Schnauze sehr viel besser, während Lightroom graugelbe Seen produzierte.

Mit dem in Version 2 eingeführten Korrekturpinsel kann man Bildbereiche gezielt aufhellen, abdunkeln sowie deren Farbe oder Schärfe korrigieren. Beim Workflow spielt Photoshop-Hersteller Adobe seinen Heimvorteil aus: Lightroom ist die einzige Software, die Raw-Dateien als HDR-Bild oder Smart Objects an den Bildbearbeitungsstandard weitergeben kann – alle anderen müssen sie vorher nach TIFF oder JPEG konvertieren. Da in Photoshop CS 4 und Lightroom 2 dieselbe Raw-Engine werkelt, können Photoshop und sein Datei-Browser Bridge die Lightroom-Einstellungen auslesen und jederzeit nachjustieren. Nachteil: Wer sein Lightroom regelmäßig updatet, muss zumindest jedes zweite Photoshop-Update mitmachen. Das letzte mit Lightroom 2 synchrone Camera-Raw-Plugin ist beispielsweise nicht mehr mit Photoshop CS2 kompatibel, das aktuelle nicht mehr mit Photoshop CS3. Die Publishing- Funktionen – Drucken, Webseiten, Diashow – sind sehr nützlich und komfortabel implementiert. Kreativere Projekte wie Fotobücher, Fotoblogs oder kleine Layouts bleiben Apertures Revier.

Sättigung, Helligkeit und Kontrast vom Feinsten kann man mit den Lab-Kurven des RAW Developer erzielen.

RAW Developer ist ein reiner Konverter mit einer sehr ausgewogenen, gefälligen Farbgebung, der auch leuchtende Farben nicht übersteuert. Anders als etwa Photoshop Lightroom korrigiert er Überbelichtungen sehr fein, ohne überstrahlte Bereiche in fleckige Seen zu verwandeln. Einzigartig im Testfeld sind die Lab-Gradationskurven, mit denen man Kontrast, Helligkeit und Sättigung deutlich besser justieren kann als mit den gebräuchlichen RGB-Kurven. Da Helligkeit und Chrominanz im Lab-Modus strikt voneinander getrennt sind, justiert die L-Kanal-Kurve Kontrast und Helligkeit, ohne die Farben zu verfremden. Besonders praktisch: RAW Developer bietet außer dem a- und b-Kanal für die Rot- Grün- sowie Blau-Gelb-Balance eine ab-Kompositkurve, um die Sättigung fein je nach Helligkeitsbereich abstimmen zu können – ein flexiblerer Ansatz als die Sättigungs- und Vibrance-Funktionen der Konkurrenz.

Weitere Wege der Farbgestaltung führen im Wesentlichen über RGB-Kurven und ICC-Profile. Abgerundet wird das kleine, aber feine Sortiment durch diverse Schärfungsmethoden (USM, Hybrid Sharpen und Deconvolution) sowie einen wirkungsvollen Entrauschenfilter. Auf der Wunschliste stehen zumindest eine selektive Farbkorrektur im Stile von Capture One, Mittel gegen geometrische Verzerrungen und Farbsäume sowie ein paar rudimentäre Workflow-Stützen, die das stapelweise Bearbeiten von unter ähnlichen Bedingungen aufgenommenen Bildern erleichtern. Nützlich wären beispielsweise ein Bildvergleich, metadatengestützte Filter sowie die Möglichkeit, einfache Auswahlen anzulegen.