Vay in Hamburg: Hol- und Bringdienst darf Autos zu Kunden fernsteuern

Der Tele-Fahrdienst Vay erhält eine vorläufige Zulassung für ferngesteuerte Fahrten ohne Sicherheitsfahrer. Getestet wird in Hamburg-Bergedorf.

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Die Autos von Vay sollen von einem Leitstand aus zu den Kunden ferngesteuert werden.

(Bild: Vay)

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Bis zur Serienreife autonomer Autos ist es noch eine Weile hin und dieser Zeitpunkt scheint sich seit einiger Zeit mit jedem Jahr in eine größere Entfernung zu verschieben. Mindestens so lange soll das Geschäftsmodell des Telefahr-Unternehmens Vay währen. Sein Hol- und Bring-Service für Autos arbeitet mit einer Fernsteuerung, mit der die bestellten Autos von einem Leitstand voller Bildschirme, Lenkräder und Pedalerien aus zu den Kunden gesteuert werden sollen.

Mit dieser Art der Fernsteuerung, die einen lokalen Fahrer ähnlich einem Menschen vor Ort ins ganz woanders fahrende Auto einbinden soll, hofft man immerhin schon mal eine wesentliche Hoffnung des autonomen Fahrens zum Teil zu erfüllen: die Einsparung von Personal. Vay probt das seit mehr als drei Jahren mit ferngesteuerten Elektroautos auf öffentlichen Straßen in Berlin und Hamburg. Der Service soll die Fahrzeug- und Parkplatzsuche überflüssig machen und später Teil des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) werden.

Nun verkündet das Unternehmen einen Meilenstein auf dem Weg zur Zulassung als Fahrdienst: Seine Autos sollen künftig in einem vordefinierten Bereich in Hamburg-Bergedorf ohne Sicherheitsfahrer ferngesteuert auf öffentlichen Straßen fahren dürfen. Es ist damit der erste Anbieter seiner Art, der diese Genehmigung bekommen hat.

Noch handelt es sich um eine Ausnahmegenehmigung der Behörde für Verkehr- und Mobilitätswende der Stadt Hamburg (BVM), erteilt nach einem positiven Gutachten des TÜV SÜD unter Berücksichtigung der Normen ISO 26262 und ISO/SAE 21434.

(Bild: Vay)

Wer in Hamburg-Bergedorf per App ein Auto bestellt, kann es demnächst also ohne Sicherheitsfahrer vor die Tür gestellt bekommen. Nach der Kundenfahrt wird es ebenfalls ohne Fahrer ferngesteuert zum nächsten Kunden, zum Aufladen, Parken oder in die Werkstatt gesteuert.

Das Gutachten von TÜV SÜD hatte zuvor befunden, das System halte die ISO 26262 – die internationale Norm für sicherheitsrelevante elektrische und elektronische (E/E) Systeme in Straßenfahrzeugen ein, was sich bei Vay auf das Gesamtsystem inklusive der Telefahrstation erstreckt. Sie muss im ausreichenden Maße gewährleisten, dass sich dem Fahrer die im Realbetrieb auftretenden Widerstandskräfte in ausreichendem Maß simuliert werden können. Nur das Feedback beim Beschleunigen und Verzögern wird visualisiert, sonst benötigte man einen vollständigen Simulator. Das von Kameras im Auto erfasste Sichtfeld wird an Monitoren dargestellt, Geräusche um den Wagen über Mikrofone und Kopfhörer hinreichend schnell übertragen.

Im Zusammenhang mit dem ferngesteuerten Fahren ebenfalls wichtig ist die neue ISO/SAE 21434 als Standard für die Cybersicherheit. Sie fordert, dass das Telefahr-System vor Angriffen von außen geschützt sein muss. Bei Vay ist das so gelöst, dass alle Daten an allen Übertragungspunkten verschlüsselt und die Telefahrstationen technisch so abgesichert sind, dass sie nur von autorisiertem Personal betreten werden können.

(fpi)