Honda baut V3-Motor mit elektrischem Kompressor
Honda baut nach 40 Jahren wieder einen V3-Motor, diesmal als Viertakter mit elektrischem Kompressor. Ob das so in Serie kommt, ist fraglich.
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(Bild: Honda)
Auf der diesjährigen Iteration der Motorradmesse EICMA zeigt Honda ein radikales Antriebskonzept: ein sehr schlanker V3-Motor in einem Stahlrohr-Brückenrahmen. Ein elektrisch angetriebener Kompressor beaufschlagt die Airbox mit Luftdruck. Das V3-Kompressor-Konzept soll laut Honda der Frage nachgehen, wie die nächste Generation hocheffizienter Motoren für den Motorradeinsatz aussehen könnte. Heraus kam im Honda-Wortlaut "ein flüssigkeitsgekühlter Dreizylinder-V-Viertakt-Motor mit 75 Grad Zylinderwinkel für Maschinen mit größerem Hubraum".
Der "größere Hubraum" wird leider nicht spezifiziert. Optisch schätzen es manche Kollegen auf um die 900 cm3 ein. Messetauglicher Aufmerksamkeitsheischer: die V3-Anordnung der Zylinder mit einer sehr schmalen 2er-Bank vorne und einem Zylinder nach hinten. V3-Motoren haben Honda und andere Motorradhersteller in den Achtzigern erfolgreich in den 500er-Meisterschaften als Zweitakter eingesetzt. Mit der Honda NS400 R brachte Honda 1985 sogar einen Straßenableger des Motorrads, mit dem Freddie Spencer 1983 den WM-Titel bei den 500ern holte. Obwohl man einen V3 durchaus auch als Viertakter bauen könnte, scheint es nicht wahrscheinlich, dass Honda das tut, denn das Konzept hätte gegenüber dem V4, wie ihn zum Beispiel Honda, Aprilia und Ducati erfolgreich in Serie bauen, kaum Vorteile, aber einige Nachteile. Ganz anders sieht es allerdings mit dem zweiten Teil des Antriebskonzepts aus: dem Kompressor.
V3 mit Kompressor: das Konzept in Bildern (12 Bilder)
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Honda
)Elektrisch komprimiert
Über der Zylinderbank vorne platziert Honda im Konzept einen kleinen Kompressor. Der wird nicht wie bei Kawasakis H2-Baureihe mechanisch direkt vom Motor angetrieben, sondern per Elektromotor. Dieses Vorgehen entkoppelt die Kompressordrehzahl und damit den Ladedruck komplett von der Motordrehzahl. Honda will damit vor allem in niedrigen und mittleren Drehzahlen das Motordrehmoment verbessern und somit potenziell auch die Effizienz im Teillastbereich. Elektrische Kompressoren lassen sich hier erstens frei von Motordrehzahl (konventioneller Kompressor) und Abgasdruck (Turbolader) steuern und zweitens brauchen sie für Drehzahlsprünge nur einige Hundertstelsekunden, was zeitlich sehr exakte Dosierungen des nötigen Drucks ermöglicht und den Bedarf an elektrischer Antriebsenergie folglich senkt.
Im Autobereich haben sich mittlerweile Turbolader mit elektrischem Zusatzantrieb etabliert. Honda hat bewusst eine andere Technik gewählt, weil sie sich einfacher in den sehr begrenzten Bauraum am Motorrad integrieren lässt. Der Kompressor braucht nicht hochtemperaturfest zu sein. Im Konzept zeigt Honda ihn vor der Airbox im vorderen Rahmendreieck montiert, auf eine Ladeluftkühlung zur Steigerung der Effizienz verzichtet Honda. Er könnte jedoch bei Fahrzeugen mit Airbox im Heck auch dort hinten sitzen. Obwohl also ein V3 cool wäre, aber unwahrscheinlich ist, könnten elektrische Kompressoren tatsächlich ein Feature kommender Honda-Serienmotoren werden.
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(cgl)