Innenraum-Luftqualität: Ikea bringt smartes Messgerät auf den Markt

"Vindstyrka" soll Auskunft über die Innenraum-Luftqualität geben, ins Smart-Home einzubinden sein und so auch mit dem Luftreiniger von Ikea kommunizieren.

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(Bild: Ikea)

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Das schwedische Möbelhaus Ikea bringt ein smartes Messgerät für die Innenraum-Luftqualität auf den Markt. Das Gerät soll "Vindstyrka" heißen und neben Feinstaub der Partikelgröße PM 2.5 auch die Luftfeuchtigkeit und Temperatur in Räumen anzeigen können. Auch die Konzentration von TVOC werde durch das Gerät erfasst: die Konzentration von sehr flüchtigen organischen Verbindungen (Total Volatile Organic Compounds). Das sind beispielsweise Ausdünstungen von Materialien (Materialemission).

Luftqualitätswerte sind den meisten Menschen eher für die äußere Umwelt bekannt – etwa durch das Stuttgarter Neckartor und die dortige Messstelle. Dort sind die für Deutschland geltenden Grenzwerte einige Jahre lang stets überschritten worden.

Eine schlechte Luftqualität gilt als gesundheitsgefährdend, etwa durch Feinstäube oder Stickoxide. So hat die EU-Umweltagentur im vergangenen Jahr erklärt, dass eine zu hohe Feinstaubbelastung in der Europäischen Union im Jahr 2020 zu mindestens 238.000 vorzeitigen Todesfällen geführt haben soll. Durch die Coronavirus-Pandemie ist aber auch die Innenraum-Luftqualität neu in den Fokus geraten. Mit CO₂-Ampeln und anderen Luftqualitätsmessern versuchte man etwa den Zeitpunkt herauszufinden, an dem ein Raum dringend gelüftet werden sollte.

Mit Vindstyrka werden nun gängige Werte der Raumluftmessung abgearbeitet, zugleich fehlt aber etwa eine Messung der PM10-Werte, die sonst weit verbreitet ist.

Die WHO hatte beispielsweise die Grenzwerte für eine gesundheitlich unbedenkliche Luftqualität im Jahr 2021 nochmals verschärft. So gilt nun der Grenzwert 15 Mikrogramm per Kubikmeter (µg/m3) für PM10 und 5 µg/m3 für PM2.5. In der EU zulässige Grenzwerte liegen aber weiterhin noch deutlich darüber; für PM10 gilt ein maximaler Jahresmittelwert von 40 µg/m3, für PM2.5 sind 25 µg/m3 erlaubt. Wenn über Luftqualität gesprochen wird, dann also eigentlich nicht nur über PM2.5, sondern auch PM10.

Vindstyrka konzentriert sich bei seiner Arbeit also auf die kleineren Teilchen, die allerdings auch als besonders gesundheitsgefährdend gelten. Insbesondere Holzöfen gelten als große Emittenten von Feinstäuben, sowie der Verkehrsbereich. Wie Ikea hervorhebt, können aber auch schon Kochen, Backen und Reinigungsarbeiten zu einer schlechteren Innenraum-Luftqualität beitragen.

Das Ikea-Gerät soll sich mit der Ikea-Home-Smart-App verbinden lassen und so etwa auch mit dem Luftreinigungsgerät Starkvind kommunizieren können, um die Luft möglichst rein zu halten. Speziell für Menschen mit Asthma könnte dies ein gewünschtes Feature sein. Wie viel Vinstyrka kosten soll, hat Ikea noch nicht erklärt. Das Gerät soll aber ab April 2023 in Ikea-Märkten erhältlich sein.

Vindstyrka soll auch ins Smart-Home einzubinden sein.

(Bild: Ikea)

Die Luftqualität in der EU bleibt derweil weiterhin ein umstrittenes Thema. So stellte erst in dieser Woche das Umweltbundesamt fest, dass die Luftqualitätsgrenzwerte in Deutschland für die Außenluft im vergangenen Jahr nach vorläufiger Auswertung zwar erneut nahezu überall eingehalten wurden, die Grenzwerte aber längst veraltet seien – sie wurden vor mehr als 20 Jahren festgelegt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schlug deshalb Alarm. "Atmen ist in Deutschland fast flächendeckend gesundheitsschädlich", sagte Jürgen Resch, der Bundesgeschäftsführer der DUH. Die Bundesregierung müsse die gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid schnellstmöglich an die Empfehlungen der WHO anpassen.

Das Umweltbundesamt begrüßt die Bestrebungen zur Verbesserung der Luftqualität auf EU-Ebene und will dieses Ziel in den laufenden europäischen Verhandlungen weiter unterstützen. Der im Oktober 2022 veröffentlichte Kommissionsvorschlag für eine neue Luftqualitätsrichtlinie sieht demzufolge deutlich abgesenkte Grenzwerte für 2030 vor. Einigt sich die EU auf diesen Vorschlag, soll der Grenzwert von PM10 bis 2030 auf 20 Mikrogramm per Kubikmeter sinken, der Wert für PM2.5 auf 10µg/m3.

(kbe)