Intel fühlt sich stark

Intel-Manager sehen ihr Unternehmen auf dem Weg zu noch mehr Marktmacht. Neue Produkte -- nicht nur Pentium 4 mit 3 GHz und 64-Bit-CPUs --, kostengünstige Fertigung und die Ausrichtung auf wachstumsstarke Märkte sollen Erfolg bringen.

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Hochrangige Intel-Manager erläuterten auf ihrem halbjährlichen "Executive Webcast" die Ziele des Chip-Weltmarktführers für das kommende Jahr. Die vier Intel-Chefs Craig Barrett (CEO), Paul Otellini (COO), Michael Splinter (VP, Sales & Marketing Director) und Andy Bryant (VP, CFO) steckten in ihren vor Selbstbewusstsein strotzenden Vorträgen Intels Claims im Halbleitermarkt ab.

Trotz der Enttäuschung der Börse über die Intel-Ergebnisse hat sich das Unternehmen angesichts der schwierigen Marktbedingungen und im Vergleich zu den Problemen anderer Halbleiter- und Computerfirmen gut entwickelt. Es baut seine Marktmacht konsequent aus, Paul Otellini erläutert die dahinter stehende Strategie: "Driving Convergence through Silicon Integration". Durch technisch anspruchsvolle Hardware, unterstützende Software sowie kostengünstige und leistungsfähige Herstellungsverfahren liefert Intel Bauteile für alle zukunftsträchtigen Bereiche der IT-Branche.

Außer im klassischen Intel-Schwerpunktmarkt der x86-Prozessoren, bei denen das Unternehmen laut Otellini zurzeit die seit vier Jahren höchsten Marktanteile hält, hat Intel auch wachsenden Erfolg bei den Servern und fischt in den Sparten Kommunikation (Chips für WLAN und LAN), Mobilgeräte (StrongARM- und XScale-Prozessoren, Flash-Speicher) und Telekommunikations-Infrastruktur (Low-Voltage- und Embedded-Prozessoren, Netzwerkprozessoren, optische Transceiver). Die Firma setzt dabei auf "Usage Models", also verschiedene typische Anwendungsfälle von Produkten mit Intel-Chips. Neben dem Digital Home gibt es die Mobile Internet Clients und das Enterprise-Segment; als verbindendes Element fungiert die Kommunikation -- drahtlos, über herkömmliche Kabel oder optisch.

Otellini gab an, dass von den bis zum Jahresende verkauften Pentium-4-Prozessoren 70 Prozent mit 2 GHz Taktfrequenz und darüber liefen. Noch in diesem Quartal sollen der Pentium 4 mit 3,06 GHz und Hyper Threading sowie ein schnellerer Celeron erscheinen. Einen weiteren überraschenden Rekord erwähnte Otellini nur am Rande: Wegen des Markterfolges der grafiktauglichen Chipsätze i845G und i845GE ist Intel zurzeit die Nummer 1 bei den Herstellern von Grafikchips für PCs.

Im kommenden Jahr steht außer dem Mobilprozessor Banias als wichtigste Neuerung die Pentium-4-Nachfolgeversion Prescott mit 90-nm-Strukturen auf dem Programm. Otellini enthüllte neue Details dieser CPU: Demnach soll Prescott die überarbeitete Hyper-Threading-Variante HT2 und LaGrande Technology (LT) mitbringen, ein Verfahren zur Hardware-Verschlüsselung und zum Kopierschutz. LT soll aber nur mit neuen Chipsätzen vollständig funktionieren, die zeitgleich mit Prescott auf den Markt kommen. Der Prozessor selbst soll auch auf dann älteren Sockel-478-Boards laufen -- ob dazu schon heute verkaufte Platinen gehören, führte Otellini nicht weiter aus.

Im Enterprise-Bereich verfolgt Intel die bescheidene Vision "Intel everywhere in the Digital Office". Man habe bisher rund 5 Millionen Xeons verkauft und wolle diese Zahl im Laufe eines Jahres verdoppeln; vor dem Jahresende erscheine der Xeon MP mit 2,0 GHz Taktfrequenz und L3-Cache für dicke Server.

Außerdem betonte Otellini natürlich, dass Intel weiter mit Hochdruck an der Durchsetzung des Itanium 2 arbeite. Als Seitenhieb auf die während des Microprocessor Forum veröffentlichten Benchmark-Werte der 64-Bit-CPU-Konkurrenten, die allesamt erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen, lässt sich der dezente Hinweis verstehen, dass es nicht nur schon heute Hardware, Betriebssysteme, Software und Datenbanken für den Itanium 2 gebe, sondern Mitte nächsten Jahres die dritte, sockelkompatible Itanium-Generation namens Madison mit knapp einer halbe Milliarde Transistoren für 30 bis 50 Prozent mehr Leistung sorgen werde.

Zukunftsträchtig seien auch die gemeinsam mit IBM entwickelten Blade-Server-Komponenten. Vor dem Kauf von Intels Server Building Blocks schreckt ja nicht einmal der Erzkonkurrent Sun zurück.

Michael Splinter erläuterte Details der Marktausrichtung, sowohl in geografischer Hinsicht als auch in Bezug auf die einzelnen Produkte. Demnach erzielt Intel zurzeit bereits 17 Prozent des gesamten Umsatzes in den Ländern Russland, China, Brasilien, Indien und Mexiko. Besonders die asiatisch-pazifische Region profitiert durch das Marktwachstum Chinas von 39 Prozent, dort reichte es trotz der in den Industrieländern schlechten Wirtschaftslage für ein Rekordquartal.

Außer der strategischen Ausrichtung auf Zukunftsmärkte will Intel durch aggresive Konkurrenz wachsen -- angesichts sinkender Stückzahlen von PCs sei Wachstum beispielsweise dadurch möglich, dass jeder PC mehr Intel-Chips enthält. In Banias-Notebooks, für die man sich einen eigenen Markennamen ausdenken will, sollen außer dem Prozessor selbst auch Chipsatz und WLAN-Chip von Intel stammen. Gleichzeitig soll der WLAN-Baustein auch für Desktops angeboten werden; Intel denkt zudem über Software nach, die den Desktop in einen Access Point verwandelt.

Im Enterprise-Bereich sieht Intel Absatzchancen durch die bereits erwähnte LaGrande Technology und die Verschlüsselungsfunktionen von Banias-Notebooks. Die Unternehmen seinen zunehmend besorgt über die Datensicherheit, für stärkere und bessere Verschlüsselung seien außer Spezialhardware aber auch neue Betriebssysteme und schnellere Prozessoren nötig. Auf das Handy- und PDA-Segment zielen die kürzlich vorgestellten Multichip-Bausteine aus ARM-kompatiblem XScale-Prozessor und Flash-Speicher, denen noch der Manitoba mit zusätzlichem DSP folgen soll.

Zuletzt erläuterte Andy Bryant, wie Intel durch wohl kalkulierte Investitionen, sparsames Wirtschaften und Personalabbau weiter profitabel bleiben will. Seit Anfang 2001 sei man 13 Prozent der Mitarbeiter los geworden. Investitionen flössen vorrangig in zukunftsträchtige Fertigungsverfahren wie die 0,13- und 0,09-µm-Technik und 300-mm-Wafer-Fabs. Diese potenziell kostengünstigeren Herstellungsmethoden würden immer schneller für einen immer größeren Teil der gesamten Produktpalette eingesetzt. Diese zügigen "Ramps" ermöglichen Intel, kurzfristig von den Einsparungen durch die hohen Investitionskosten zu profitieren. Außerdem sieht sich das Unternehmen bei der Fertigungstechnik dem Rest der Branche um eine Generation voraus. (ciw)