Interview mit Profi-Fotograf Peter Franck: "Ein gutes Foto muss verstören"

Seite 2: Kodak - Fotografie, Werbefilme, Sekt und Bier

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Kodak – der gefallene Fotopionier, über den es auch schon ein paar Fotoprojekte gibt wie das von Catherine Leutenegger. Welche Themen können Sie hier noch beackern?

Peter Franck geht für sein Kodak-Projekt gemeinsam mit anderen Künstlern auf Spurensuche

(Bild: Kodak Moment, 2015, Peter Franck)

Zustande gekommen ist das Projekt durch einen Künstleraustausch am Bodensee "Salem 2 Salem". Julia Wenz und ich haben dort zwei Künstler aus Rochester kennengelernt. Sie haben uns erzählt, wie es dort nun aussieht und was der Niedergang von Kodak für Rochester bedeutete. Wir kamen dann darauf, dass es in Stuttgart-Wangen auch einen bedeutenden Kodak-Standort gegeben hat – die Kamerawerke August Nagel, die später von Kodak aufgekauft wurden. Dort arbeiteten damals tausende Menschen. Heute ist dort Kodak Alaris, die die Automaten beispielsweise in Drogeriemärkten betreuen.

Und mit diesen Eindrücken sind Sie nach Rochester gefahren?

Wir gingen dort auf Spurensuche, wir wollten aber nicht nur einfach Objekte zusammentragen, wir wollten die Atmosphäre einfangen. Wir sind in Rochester in den Visual Studies Workshop gegangen. In dem Archiv haben wir tausende Bilder gescannt und auch die Erlaubnis bekommen, sie für eigene Werke zu verwenden. Dort haben wir dann bereits eine Ausstellung gemacht.

Wie soll sich das Projekt weiterentwickeln?

Wir planen eine große Ausstellung direkt in Wangen im August oder September. Sie soll aufgebaut sein wie ein echtes Fotogeschäft. Wir stellen dort unsere eigenen Kunstwerke aus. Wir haben aber auch acht weitere Künstler gebeten, ihre eigene Sicht auf Kodak darzustellen. Bei meinen Werken handelt es sich um Fotografien. Sie sind stark nachbearbeitet, denn ich habe das Ziel Malerei und Fotografie miteinander zu verbinden. Julia Wenz hat sich auf Installationen und Collagen spezialisiert. Es gibt auch bereits ein Blog zum Projekt.

Was bekommen die Besucher noch zu sehen?

Die Kunstwerke sollen nicht allein im Vordergrund stehen. Der Betrachter soll ja in den Fotoladen kommen und denken: "Hä? Das gibt es noch?" Wir zeigen alte Kameras, alte Werbefilme und eine Diashow mit Werbeplakaten. Ein Mitarbeiter wird Vorträge über Kameratechnik halten. Außerdem haben wir eine Vitrine mit Werbegeschenken von einem Mitarbeiter bekommen. Da steht alles drin: Kodak-Sekt, Kodak-Bier, Nippes. Alles, was wir zusammengetragen haben, basiert auf dem Engagement ehemaliger Mitarbeiter. Kodak selbst hat nur noch kleine Bestände. Einige Sachen haben wir auch bei Ebay zugekauft. Unsere Ausstellung wird ein Puzzle, das das Banale mit Kunst im besten Sinne zusammenbringt.