Kohlendioxid in Gestein speichern

Unter den Technologien für negative Emissionen gilt die beschleunigte Verwitterung als Schlüsselstrategie. Dabei hilft zerkleinertes Gestein, CO2 zu binden.

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(Bild: Project Vesta)

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Tom Green will Strände begrünen, aber nicht mit Bäumen, sondern mit Mineralen. Die außerhalb von Fachkreisen kaum bekannten Olivinen sollen im großen Maßstab CO2 aus der Luft fangen und auf diese Weise den Klimawandel bremsen. „CO2-Emissionen zu reduzieren wird nicht reichen, wir müssen das Gas auch aus der Atmosphäre entfernen“, sagt der Leiter der gemeinnützigen Umweltorganisation Project Vesta. Das berichtet Technology Review in seiner Dezember-Ausgabe (ab Donnerstag am Kiosk oder online bestellbar).

Project Vesta hat an einem ungenannten Ort in der Karibik zwei benachbarte Strände zum ersten Testgebiet auserkoren. Auf einem soll noch dieses Jahr gemahlenes, grün schimmerndes Olivin ausgebracht werden. Die Wellen reiben die Körner aneinander, zermahlen sie dabei zu kleinen Krümeln mit großer Oberfläche. Bei dieser beschleunigten Verwitterung entstehen Hydroxid-Ionen, die im Meerwasser mit dem CO2 aus der Luft zu Hydrogenkarbonat reagieren.

Das wiederum dient später Korallen und Schalentieren als Baumaterial. Sinkt ihr Gehäuse dann zum Meeresboden, wird es dort zu Kalkstein und anderen Gesteinen, die das CO2 damit auf Äonen speichern. Der zugrunde liegende Prozess findet auch auf natürliche Weise statt, braucht allerdings Jahrtausende. Mit den neuen Konzepten soll die Zeitspanne dramatisch schrumpfen, beim Zusammenspiel von Olivin mit Meereswellen etwa auf wenige Jahre.

TR 12/2020

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 12/2020 der Technology Review. Das Heft ist ab 5.11. 2020 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Viele Technologien werden bereits erprobt, um negative Emissionen zu erreichen. Allerdings gerät die beschleunigte Verwitterung immer mehr als zusätzliche Schlüsselstrategie in den Blick. Neben dem Olivin stehen auch andere Gesteine mit hohem Magnesium- und Kalziumgehalt wie Basalt im Fokus, weil sie ebenfalls leicht verwittern und gemessen an ihrer Masse viel CO2 binden können. Getestet werden aber auch magnesiumreiche Minenabfälle oder Metallurgie-Schlacken. ()