Konsumenten filmen zurück

Frustrierte Kunden und listige Videoproduzenten verwandeln das vielgepriesene virale Marketing im Internet in eine Waffe gegen große Marken.

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Es war eine ungewöhnliche Anfrage, die der Lebensmittelkonzern Danone kürzlich bekam. In einem Video hatte der Brasilianer Fernando Motolese sich über die Auswirkungen des Danone-Joghurts Activia auf das Verdauungssystem lustig gemacht. Wäre das Unternehmen bereit, ihm für jeden Klick auf das Youtube-Video ein paar Cents zu zahlen, fragte Motolese? Falls nicht, habe er auch noch kritischere Parodien über die Produkte von Danone auf Lager.

„Das war schon eine Art Erpressung“, sagt Renato Fischer, der in der Werbeagentur Young & Rubicam Danone betreut und Motoleses „Angebot“ auf den Schreibtisch bekam. Dennoch schickte Fischer es an den Konzern weiter. Es sei besser, freundlich zu bleiben, meint er, denn: „Dieser Typ könnte einiges anstellen, überall und jederzeit.“

Der 27-jährige Motolese gehört zu einer wachsenden Schar von Guerilla-Videoproduzenten, die sich im Webdschungel an große Unternehmen heranmachen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Auch wenn seine Produktionsfirma Produlz.com nur aus ein paar Rechnern und einem Aufnahmestudio in einer mit Graffitis übersäten Seitenstraße von Sao Paulo besteht, stellt sie doch eine ernstzunehmende Gefahr da: Seine Videos haben bei Youtube bereits 17 Millionen Zuschauer gefunden.

Er und andere sind mit ihren Aktivitäten dabei, die Regeln des Werbe-Business umzuschreiben. Bislang hatten hier die großen Marken dominiert: Sie mussten einfach nur ihre Spots in die Fernseher von Millionen Verbrauchern bekommen. Doch die funken nun zurück: Jeder, der mit einer Videokamera umgehen kann und halbwegs Talent hat, kann selbst ein Millionenpublikum beglücken. Und wie es aussieht, beschäftigen sich viele der neuen Hobbyproduzenten gerne mit Markenfirmen – ganz egal, was die davon halten.

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(bsc)