LKW-Maut: Täglich bis zu 17.000 Beanstandungen
Diese Zahl entspreche einer Beanstandungsquote von 3 Prozent, teilte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe in einer Regierungsbefragung durch den Bundestag mit.
Nach Angaben von Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe sind täglich zwischen 16.000 und 17.000 LKW auf mautpflichtigen Strecken unterwegs, ohne die Maut ordnungsgemäß an den Mautbetreiber Toll Collect gezahlt zu haben. Diese Zahl entspreche einer Beanstandungsquote von 3 Prozent, teilte Stolpe in einer Regierungsbefragung durch den Bundestag mit. In der Beanstandungsquote seien auch zahlungspflichtige, mit OBU (On-Board-Unit) ausgerüstete LKW enthalten, die aufgrund technischer Probleme die Maut nicht korrekt entrichten konnten. Zu den technischen Problemen zählen interne OBU-Fehlfunktionen. Auch die Anbringung von GPS-Antennen auf den Führerhäusern der Lastwagen soll anfällig sein und die Positionsbestimmung durch die OBU behindern.
Unterdessen häufen sich Hinweise, dass die Infrarot-Kommunikation zwischen den Mautbrücken und den mit OBU bestückten LKW nicht zufriedenstellend funktioniert. Automatisch eingebuchte LKW sollen derzeit praktisch nur durch die im fließenden Verkehr "mitschwimmenden" Kontrollwagen des Bundesamts für Güterverkehr abgefragt werden. Diese Wagen setzen sich vor einen LKW und fragen infrarot die OBU ab. Die Unzufriedenheit mit dem Mautenforcement via Mautbrücke soll so weit gehen, dass Toll Collect bei der zur Jenoptik-Gruppe gehörenden Firma Robot Visual Systems vorstellig geworden sein soll, die ebenfalls Systeme zum Mautenforcement entwickelt.
Infrarot ist als optische Kommunikationstechnik besonders anfällig bei Nebel, Schnee und tiefen Sonnenständen. Lieferant der Infrarot-Komponenten ist die österreichische Firma Efkon. Sie hatte unlängst die Berliner Elcon Mobility übernommen, die die OBU entwickelt und die Entwicklung dann an den Mautgeräte-Hersteller Grundig verkauft hatte. Efkon selbst dementiert Kommunikationsprobleme mit der Infrarot-Technik und spricht von aktivem Infrarot, das keinen Witterungseinflüssen unterliege. Efkon hatte die Technik ursprünglich für GAMS, das österreichische Geisterfahrer-Anti-Maut-System, entwickelt, das jedoch nie gebaut wurde. Innerhalb der IrDA versucht Efkon in einer Special Interest Group, sein aktives Infrarot als Transportschicht des kommenden Standards ISCO TC 204 CALM festzuschreiben, der die automobile Kommunikation beschreibt. Weitere Themen sind Mikrowellen (DSRC) und Wireless-LAN-Varianten. Sollte die Infrarot-Technik in den Mautbrücken die mit OBU ausgestatteten LKW nicht effektiv kontrollieren können, wäre dies das Aus für den Einsatz von Infrarot in der Verkehrstelematik.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland siehe auch:
- Ausführliche Informationen zum aktuellen Stand des Toll-Collect-Systems enthält die c't in Ausgabe 2/05: Nun doch ein Vorzeigeprojekt -- Das LKW-Mautsystem soll zum Exportschlager werden, c't 2/05, S. 68
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- Vor 10 Jahren: Autobahnmaut mit GSM und GPS
- Schröder: LKW-Mautsystem kann weltweiter Exportschlager werden
- Open-Source-Software zur Mautabschätzung
- Siemens entwickelt keine OBU-Software mehr
- Härtetest bestanden
- Ohne Guthaben, ohne OBU
- Kennzeichen-Auswertung im Huckepack?
- Landstraßen im Visier
- Der Start ist gelungen
- Zur Kasse bitte
- Ein Ticket für Stolpe
- Sperrminorität gegen einheitliche EU-Maut erfolgreich
- Tanz um den Schadensersatz
- Münchner Grüne wollen City-Maut mit RFID-Technologie
- Für PKW-Maut nur bedingt geeignet
- Stolpe kündigt Toll Collect
- LKW-Maut oder Maut für alle
- Mautsystem in Österreich lief ohne Probleme an
- Die europäische Perspektive
(Detlef Borchers) / (anw)