LKW-Maut: Landstraßen im Visier
Mit der Einführung der Maut hat auch der Schwerverkehr auf einigen Bundesstraßen zugenommen. Gegen Mautvermeidungsstrategien dieser Art fordert Bayerns Innenminister eine schnelle Ausweitung der Maut auf die Straßen, die als Ausweichrouten genutzt werden.
Die deutsche LKW-Maut kommt immer mehr in Schwung. Am heutigen Dienstag konnte das Betreiberkonsortium Toll Collect 494.000 Einbuchungen von On-Board-Units (OBU) zählen, dazu 57.000 Buchungen über Maut-Terminals und das Internet. Damit verarbeitete das Maut-System 160.000 Buchungen mehr als am Vortag. Neben den manuellen Einbuchungen wächst dabei die Anzahl der OBU schneller als bisher. Nach Auskunft von Toll Collect sind nunmehr 325.000 OBU eingebaut und 393.000 zum Einbau bestellt.
Auch die Dienstleister, die das Buchen der LKW-Maut über Handy und Internet (und in von Toll Collect nicht unterstützen Sprachen) anbieten, melden ansteigende Buchungszahlen. Gegenüber heise online erklärte Frank Steinmetz, Geschäftsführer der euro maut services, dass man am ersten Tag bereits eine vierstellige Kundenzahl erreicht habe.
Mit der Einführung der LKW-Maut hat allerdings auch der Schwerverkehr auf einigen Bundesstraßen zugenommen. So vermeldete die Märkische Allgemeine aus Brandenburg, dass Spediteure, die den Großraum Berlin beliefern, die Stadt über Bundesstraßen anfahren. Gegen Mautvermeidungsstrategien dieser Art forderte Bayerns Innenminister Günther Beckstein heute eine schnelle Ausweitung der Maut auf die Bundesstraßen, die als Ausweichrouten genutzt werden. Er verwies dabei auf ein Gutachten, das eine Zunahme des Schwerlastverkehrs auf Bundesstraßen um zwei bis vier Prozent prognostiziert. Sein Ministerium kontrolliere darum die möglichen Ausweichstrecken mit Verkehrszählern, um den Umfang der "Mautflucht" belegen zu können, erklärte Beckstein.
Eine Ausweitung der Maut auf Bundesstraßen ist von Autobahnmautgesetz her möglich, wobei jedoch nicht einfach alle Bundesstraßen vermautet werden dürfen. Technisch ist die Ausweitung mit der derzeit eingesetzten abgespeckten OBU-Software nicht möglich. Erst ein Upgrade der OBU-Software versetzt Toll Collect in die Lage, den bislang fest gespeicherten Netzplan der Mautstrecken via GSM zu erweitern. Auch juristisch ist noch nicht geklärt, wie ein Straftatbestand der "Mautflucht" definiert werden kann.
Unterdessen meldete die Nachrichtenagentur dpa, dass die schwedische Regierung die Erfahrungen mit dem deutschen Mautsystem genau beobachte. In Schweden steht man vor der Entscheidung, ob und mit welcher Technik Maut erhoben werden soll. Erst nach dieser Entscheidung wird das Anbieterverfahren eingeleitet. "Es ist klar, dass unser Interesse von einem einwandfreien Funktionieren bei niedrigen Kosten abhängt", erklärte ein Sprecher des Stockholmer Wirtschaftsministeriums. Schwedens Autobahnnetz umfasst etwa 1500 km, häufig münden dabei die Autobahnen in Fernstraßen, die ebenfalls bemautet werden müssen. Im Rahmen des europäischen Verkehrswegeplanes TEN-T haben sich die skandinavischen Länder und die norddeutschen Anrainer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen zum Viking-Project zusammengeschlossen, in dem auch die Erhebung von Straßennutzungsgebühren vereinheitlicht werden sollen.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland siehe auch:
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- Vor 10 Jahren: Autobahnmaut mit GSM und GPS
- Ausführliche Informationen zum aktuellen Stand des Toll-Collect-Systems bringt c't in der Ausgabe 02/05, die ab 10. Januar im Handel erhältlich ist.
- Der Start ist gelungen
- Zur Kasse bitte
- Ein Ticket für Stolpe
- Kontrolle von Anfang an
- Der Start ist offiziell beschlossene Sache
- Optimismus für den Start und menschliche Hilfe für die Fahrer
- Wer kontrolliert Toll Collect, wer die Experten?
- Generalprobe beendet, Countdown läuft weiter
- Schwarzfahren oder mit dem Handy zahlen
- Test erfolgreich, Gebühren zu niedrig
- Nicht alle sind Engel
- Sperrminorität gegen einheitliche EU-Maut erfolgreich
- Toll Collect stottert ab
- Bremsklotz aus Brüssel
- Generalprobe vorzeitig gestartet
- Tanz um den Schadensersatz
- Der Start ist geregelt
- Schwarzer Peter gesucht
- Einbauwille mangelhaft
- Ein Tipp der Spediteure
- Münchner Grüne wollen City-Maut mit RFID-Technologie
- Für PKW-Maut nur bedingt geeignet
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- Nach der Maut: Fahrtenschreiber schreiben nicht
- Das beste System wird besser
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- Stolpe kündigt Toll Collect
- LKW-Maut oder Maut für alle
- Europapass lockt mit Go-Box für Deutschland
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- Die europäische Perspektive
- Von Österreich lernen
(Detlef Borchers) / (anw)