Londoner Polizei ist erst teilweise mit Digitalfunk ausgerüstet
Obwohl laut Netzbetreiber Großbritannien das "größte Tetra-Netzwerk der Welt" besitzt, waren zum Zeitpunkt der Terroranschläge Londoner Polizisten schlechter ausgestattet als ihre Kollegen auf dem Lande.
Während die deutsche Polizei noch mit analoger Technik und für jeden abhörbar auf Verbrecherjagd geht, hält in Großbritannien zunehmend moderne Digitaltechnik im Polizeifunk Einzug: Das Bündelfunksystem Tetra (Terrestrial Trunked Radio) ermöglicht nicht nur die abhörsichere Kommunikation zwischen Beamten in der selben Region, sondern auch mit Kollegen in anderen Teilen des Landes. "Es ist das größte Tetra-Netzwerk der Welt", sagt Peter Gaylor, Programmmanager beim Digitalfunkunternehmen O2 Airwave.
Bereits 1999 unterzeichnete O2 Airwave einen Vertrag mit einem Volumen von rund 2,9 Milliarden Pfund (4,2 Milliarden Euro) zum Aufbau eines digitalen Funknetzes für die britische Polizei sowie mehrere Ambulanzdienste und Feuerwehren. Die Technik hierfür lieferte das Technologieunternehmen Motorola. 99 Prozent des Landes sind nach Angaben von O2 Airwave inzwischen mit Tetra-Digitaltechnik versorgt. Die meisten der 27.000 Funkgeräte von Scotland Yard in London sind noch nicht mit dem System verbunden. Beamte auf dem Land sind derzeit teilweise moderner ausgestattet als die Kollegen in der Hauptstadt, aber auch das soll sich bald ändern.
Sowohl beim G8-Gipfel in Gleneagles als auch bei den Terroranschlägen am Donnerstag konnten Teile der britischen Polizei auf die neue Funktechnik zurückgreifen. Dabei nutzt die britische Polizei derzeit nicht alle möglichen Funktionen von Tetra. Ihre Kollegen in Warschau beispielsweise verschicken auch Fahndungsfotos auf die Funkgeräte oder greifen direkt vom Polizeiwagen aus auf Personendatenbanken zu. Aber auch in einigen Teilen Großbritanniens können Polizisten derzeit schon die Halter-Datenbank bei Verkehrskontrollen direkt vom Funkgerät aus abfragen.
In Deutschland warten Sicherheitskräfte in Stadt und Land auf die Einführung des BOS-Digitalfunks. Bund und Länder hatten sich nach jahrelangem Gezerre im März auf den Aufbau eines neuen digitalen Polizeifunks verständigt. Teile des Netzes könnten bereits bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 funktionsfähig sein. "Tetra kann keine Anschläge verhindern", meint ein britischer Tetra-Nutzer. "Aber es hat uns gute Dienste geleistet."
Erfahrungen der Rettungsdienste mit einem eigenen Tetra-Netz nach den Bombenattentaten in Madrid am 11. März 2004 schildert der Beitrag Digitalfunk-Netze unter Spitzenlast auf heise mobil.
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(Christiane Link, dpa) / (ssu)