MCI möchte Insolvenzverfahren verlängern

Um der US-amerikanischen Börsenaufsicht ordentliche Bilanzen vorlegen zu können, möchte der Telekom-Riese MCI weitere 60 Tage Zeit.

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Von
  • Nils Heeren

Der US-Telecomkonzern MCI möchte weitere 60 Tage Zeit zur Abgabe geordneter Bilanzdaten für die Jahre 2000 bis 2002 sowie für die ersten drei Quartale 2003 an die US-amerikanische Börsenaufsicht (SEC). Dies geht aus einer entsprechenden Presseerklärung des Konzerns hervor. Mit seinem Vorstoß zielt MCI auf eine Verlängerung der vom New Yorker Insolvenzrichter Arthur J. Gonzales Ende vergangenen Jahres eingeräumten Frist bis zum 28. Februar 2004. "Wir haben unglaubliche Fortschritte gemacht bei der Wiederherstellung unserer finanziellen Statements, aber wir erledigen dies lieber korrekt als schnell", erklärte der Finanzchef des Unternehmens, Bob Blakely. Lediglich die Jahre 2002 und 2003 bedürfen nach seiner Aussage noch der Bearbeitung und würden nach Revision aller Unterlagen eingereicht. Nach eigenen Angaben wäre für MCI dann der letzte große Schritt aus der Insolvenz geschafft.

Im Juni 2002 gab der damals noch als WorldCom firmierende Konzern erstmals bekannt, man habe bei internen Überprüfungen Ungereimtheiten in den Bilanzen entdeckt. Aus Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden US-Dollar wurden bald rund 11 Milliarden US-Dollar und damit der größte Bilanzskandal in der amerikanischen Geschichte. Im Juli 2002 suchte WorldCom darum Gläubigerschutz gemäß Chapter 11 des US-Konkursrechtes. Auf diese Weise setzte der mit ungefähr 41 Milliarden US-Dollar verschuldete Konzern seine Restrukturierung fort, die mehr als 30.000 von ursprünglich 77.000 WorldCom-Angestellten ihren Arbeitsplatz kostete -- allein 15.000 seit Einleitung des Insolvenzverfahrens -- und ein Ende ist auch 2004 noch nicht in Sicht.

Der Januar 2003 brachte dem Telecom-Riesen erstmals wieder einen operativen Gewinn von 155 Millionen Dollar, während der Dezember 2002 noch 580 Millionen Dollar Verlust eingebracht hatte. Voraussichtlich wird der nun in MCI umfirmierte Konzern mit nur rund fünf Milliarden Dollar Schulden aus der Insolvenz herauskommen, die neue Unternehmensaktie sollte bereits Mitte März dieses Jahres an den Markt gehen.

Mitbewerber sehen in der drastischen Schuldenreduzierung und anderen durch das Insolvenzverfahren entstandenen Vorteilen eine Belohnung der Bilanzbetrügereien ihres großen Konkurrenten. AT&T, Verizon sowie andere Telekomunternehmen hatten darum ihrerseits versucht eine WorldCom-Liquidation zu erreichen.

Erst im Jahre 2000 hatte sich die damalige WorldCom in MCI und WorldCom aufgespalten. MCI übernahm das Geschäft mit Telefon- und Dial-up-Internetzugängen. Bei WorldCom verblieben Datenübertragung, Internet, Web-Dienstleistungen für Unternehmen sowie das internationale Geschäft. Auch die heutige MCI verfügt über mehr als 20 Millionen Telefon- sowie tausende von Unternehmenskunden und betreibt das wohl größte Netz von Internet-Backbones, über welche rund die Hälfte des globalen Internetverkehrs abgewickelt wird. (nhe)