MSN China wird zensiert

Wer auf MSN Spaces in China ein Weblog betreibt, muss in der Überschrift für einen Eintrag auf Begriffe wie "Demokratie", "Freiheit" oder "Menschenrecht" verzichten.

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Die Inhalte von Internet-Tagebüchern oder regelmäßig aktualisierten Websites -- kurz Blogs -- unterliegen offenbar bei MSN China einer Zensur. Überschriften von Blog-Einträgen im kostenlosen Dienst MSN Spaces, die Begriffe wie "Freiheit", "Demokratie", "Menschenrechte" und "Taiwans Unabhängigkeit" und "Demonstration" enthalten, werden laut Medienberichten gefiltert. Mit dieser Zensurfunktion sei MSN der chinesischen Regierung entgegengekommen.

Blogger, die solche politisch unerwünschten Wörter oder auch pornografische Begriffe verwenden, bekommen ein Pop-up-Fenster zu sehen mit dem Hinweis, dass eine vulgäre Ausdrucksweise unerwünscht sei und eine andere Formulierung verwendet werden sollte. Den Dienst MSN Spaces sollen bisher 5 Millionen Chinesen für ihre Blogs in Anspruch genommen haben. Insgesamt gibt es schätzungsweise 120 Millionen Internet-Nutzer im Reich der Mitte. MSN China ist Ende Mai als Joint Venture mit dem staatlichen Unternehmen Shanghai Alliance Investment gestartet. Neun heimische Portalbetreiber sollen lokale Inhalte beisteuern.

Die chinesische Regierung versucht seit einiger Zeit, die Aktivitäten ihrer Bürger im Internet zumindest in den Griff zu bekommen. So mussten sich beispielsweise bis Ende des vergangenen Monats alle Betreiber von chinesischen Websites eine Genehmigung erteilen lassen, ansonsten droht ihnen die Schließung. Für die Überwachung setzt das Ministerium für die Informationsindustrie seit zwei Wochen das "Night Crawler System" ein. Dieses gleicht die von den chinesischen Telecom-Firmen eingeholten Daten über registrierte chinesische Domains mit den tatsächlich erreichbaren ab.

Neben der Zensur von Inhalten ist die chinesische Regierung auch durch die Schließung von Internet-Cafés in Erscheinung getreten. Zudem gibt Bürgerrechtlern die Verfolgung von Dissidenten, die sich via Internet äußern, Anlass für Proteste. In die Kritik geraten waren auch Unternehmen wie Yahoo, die sich selbst dazu verpflichtet haben, entsprechend den Wünschen der Regierung in China tätig zu sein und Selbstzensur auszuüben, um so einer Blockade zu entgehen. (anw)