Media-Saturn setzt zur Eroberung des chinesischen Marktes und des Onlinehandels an

Die Media-Saturn-Holding kooperiert im Rahmen eines Joint Venture mit der chinesischen Foxconn Technology Group. Schon nächstes Jahr soll der erste Media Markt in China eröffnet werden. Noch 2009 sollen erste Webshops in Europa starten.

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Von
  • Matthias Parbel

Die zur Metro-Gruppe gehörende Media-Saturn-Holding kooperiert im Rahmen eines Joint Venture mit der chinesischen Foxconn Technology Group. Schon nächstes Jahr soll der erste Media Markt in China eröffnet werden. "Wir sind bereits heute Sortiments- und Preisführer im Elektronikfachhandel in Europa", erklärte Dr. Eckhard Cordes, Vorstandsvorsitzender der Metro Group. Gemeinsam mit dem "größten staatsunabhängigen" Unternehmen in China wolle man nun auch in der "am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft der Welt" expandieren, betonte der Metro-Chef. "Wir sehen ein Potenzial von hunderten großflächiger Media Märkte in China."

Der Hersteller und Auftragsfertiger Foxconn – ein Tochterunternehmen der 1974 vom amtierenden Vorstandsvorsitzenden Terry Gou gegründeten Hon Hai Precision Industry Company Ltd. – verspricht sich von dem Joint Venture mit der Metro einen nachhaltigen Ausbau seiner Dienstleistungssparte. "Wir sind seit Langem als Innovationsführer und einer der größten privaten Arbeitgeber Chinas bekannt. Zusammen mit der Metro werden wir die chinesische Handelslandschaft nachhaltig verändern", gibt sich Gou kämpferisch. 2010 soll der erste Media Markt in Schanghai eröffnen, wo auch die Zentrale des Joint Venture ihren Sitz haben soll.

Die feste Absicht, insbesondere mit der Sparte Media-Saturn weiter expandieren zu wollen, hatte Konzern-Chef Cordes bereits vor gut einem Jahr unterstrichen. Schon damals war die Gruppe in rund 16 europäischen Ländern mit über 700 Märkten vertreten und richtete den Fokus auf Wachstum in Russland und der Türkei. Pro Jahr sollten mindestens 70 neue hinzukommen – aktuell betreibt die Gruppe europaweit 768 Filialen. Mit einem Umsatz von 19 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und einem Plus von fast 9 Prozent gegenüber 2007 sei Media-Saturn die klare Nummer eins im europäischen Elektronikfachhandel, erklärte die Konzernspitze im Rahmen der heutigen Bilanzpressekonferenz.

Das Vorsteuerergebnis der Gruppe sei allerdings durch die Aufwendungen für die Expansion und Einbußen vor allem in Spanien mit 603 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert geblieben – 2007 betrug das EBIT von Media-Saturn noch 610 Millionen Euro. Neben der geografischen Expansion wolle der Konzern daher auch neue Absatzfelder erschließen, betonte Cordes. Im Zuge einer konsequenten Multikanal-Strategie werde auch in den E-Commerce investiert. Zum Ende des Jahres sollen Onlineshops von Media Markt und Saturn ihre Tore öffnen – zunächst aber nur als Pilotversuche in Österreich und den Niederlanden.

Diese Entscheidung kommt einer Kehrtwende gleich, denn Ende 2007 hatte der Handelskonzern seinen Webshop Mediaonline.de eingestellt und seither nur mit einem Basisangebot fortgeführt: Einzelne ausgewählte Produkte können online bestellt und dann im nächstgelegenen Markt abgeholt werden. Von einer engeren Verzahnung des Onlineauftritts mit den Flächenmärkten war die Rede. Die Wachstumsraten im Verkauf über das Internet wecken aber offensichtlich nun doch wieder die Begehrlichkeiten der Metro-Führung. Denn trotz der Wirtschaftskrise konnte der Onlinehandel 2008 zulegen. Auch der klassische Versandhandel bedient seine Kunden immer häufiger über das Internet.

Im Hinblick auf die Konjunkturkrise hatte Konzernchef Cordes im Januar umfassende Sparmaßnahmen angekündigt. Das Wertsteigerungsprogramm "Shape 2012" soll langfristig die Profitabilität der Metro sichern. Das Jahr 2008 schloss das Handelsunternehmen unterdessen mit einem Rekordergebnis ab. Der Umsatz stieg knapp sechs Prozent auf 68 Milliarden Euro. Beim Vorsteuerergebnis (EBIT) konnte die Metro-Gruppe sogar über sieben Prozent zulegen, auf 2,2 Milliarden Euro. Zum Wachstum trugen überwiegend die Auslandsaktivitäten bei – auch der Anteil des internationalen Umsatzes lag erstmals über 60 Prozent. Während die Bekleidungskette Adler bereits verkauft wurde und die Real-Märkte wieder schwarze Zahlen schreiben, bilden Media-Saturn und die Großhandelssparte Cash & Carry nach wie vor das Fundament der Metro-Gruppe. Die beiden Geschäftsbereiche steuern über drei Viertel des Konzernumsatz und fast 82 Prozent des EBIT bei. (map)