Microsoft HoloLens im Härtetest

Bisher ist Microsofts Augmented-Reality-Brille nur als Entwicklerversion erhältlich. Volvo hatte auf seiner Vorstellungs-Tour Klubb90 gleich ein Dutzend Exemplare im Einsatz – eine seltene Gelegenheit zum Selbsttest.

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Microsoft HoloLens im Härtetest
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Microsofts Augmented-Reality-Brille HoloLens ist bisher nur als 3000 Dollar teure Entwicklerversion erhältlich. Durch eine Kooperationsvereinbarung mit Microsoft konnten die schwedischen Autobauer von Volvo offensichtlich frühzeitig an ein paar Exemplare herankommen. Im Rahmen der "Klubb90"-Roadshow, in der Volvo seine neuen Modelle S90 und V90 vorstellte, durften Besucher Microsofts AR-Brille begutachten.

Die AR-Präsentation fand in einem etwa 12 Quadratmeter großen, abgedunkelten Raum statt. In die Wände und Decke waren hinterleuchtete Lichtmuster eingearbeitet, um der Brille die zur Simulation benötigten Ankerpunkte zu liefern. Die HoloLens ist transparent und arbeitet mit überlagerten VR-Inhalten – das Verlagern der Präsentation in einen dunklen Raum war daher durchaus ungewöhnlich. Zusammen mit dem Präsentator konnten fünf Teilnehmer gleichzeitig an der Simulation teilnehmen.

Zunächst erschien ein etwa 40 cm großes Modell eines S90 auf dem in der Mitte platzierten Tisch. Die Animation erfolgte synchron auf allen HoloLens-Brillen, wobei sich die Inhalte nach dem Betrachtungswinkel des jeweiligen Teilnehmers ausrichteteten: Umrundete man den Tisch, drehten sich kleine Beschriftungsfähnchen automatisch in eine lesbare Position. Im zweiten Teil wurde der hintere Teil der Box zur virtuellen Projektionsfläche. Dort zeigte Volvo einen animierten Film.

HoloLens@Volvo (15 Bilder)

Volvo nutzte die Augmented-Reality-Brille HoloLens im Rahmen der Roadshow Klub90, bei der die neuen Modelle V90 und S90 präsentiert wurden. Bei der Abschlussveranstaltung hatten wir die Möglichkeit, die Microsoft HoloLens ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Modellauto-Effekt war beeindruckend, besonders weil man sich mit der HoloLens ohne Kabel frei im Raum bewegt und auch mit den anderen Teilnehmern frei interagieren konnte. Durch die nicht direkt auf den Ohren sitzenden Mini-Lautsprecher war man auch akustisch nicht abgeschirmt.

Gegenüber VR-Lösungen hat die HoloLens allerdings ein deutlich eingeschränktes Sichtfeld: Insbesondere beim Betrachten des Videos auf der großen virtuellen Leinwand entstand bei zu geringem Abstand ein unschöner Guckkasten-Effekt. Zudem zeigte die Brille bei Schwarzweiß-Inhalten deutliche RGB-Effekte – ähnlich dem Regenbogeneffekt, den die Farbräder von DLP-Beamern verursachen.

Der Tragekomfort war überraschend gut, wenn man bedenkt, dass die Brille alle Augmented-Reality-Inhalte ohne externe Hilfe eines Rechners auf die Netzhaut bringt. Unser Blick hinter die Kulissen fiel deshalb bescheiden aus: Dort kontrollierte ein Mitarbeiter lediglich an einem Notebook den Akkustand und die Temperatur der fünf Einheiten in der VR-Kammer. Im Dauereinsatz sollen die Brillen rund 2 Stunden durchhalten; Volvo arbeitete daher mit einem Set aus 12 Brillen in ständiger Rotation.

Die Brille selbst wirkt solide verarbeitet und scheint sich kaum von der Version zu unterscheiden, die Microsoft auf der Build 2016 vorgestellt hatte. Volvo will das System künftig verstärkt für die Präsentation von Fahrzeugen bei Kunden einsetzen. So soll etwa ein AR-Konfigurator behilflich sein, das Wunschfahrzeug vor dem Kauf virtuell zu betrachten. Darüber hinaus wollen die Unternehmen verstärkt in den Bereichen Autonomes Fahren und Cloud-Services zusammenarbeiten. Volvo will im nächsten Jahr im Rahmen seines Drive-Me-Projektes rund um Göteborg 100 selbstfahrende Fahrzeuge auf die Straße bringen. (sha)