Mittwoch: IT-Leiter nach Cyberangriff gefeuert, Googles KI-Chatbot erinnert sich
Aufräumarbeiten bei Südwestfalen-IT + Gemini mit Gedächtnis + Anhörung vor Facebook-Sperre + Meta-Einspruch gegen Indien-Strafe + Bit-Rauschen zu Intel-CPUs

Wieder zurĂĽck zu Stift und Papier
Der kommunale Dienstleister Südwestfalen-IT baut gut ein Jahr nach einem schweren Cyberangriff seine Führung um. Zwei frühere Geschäftsführer müssen gehen. Ihnen wird Missachtung grundlegender Sicherheitsvorkehrungen vorgeworfen, aber Schadenersatzforderungen wegen grober Fahrlässigkeit müssen sie nicht fürchten. Derweil baut Google Gemini Advanced aus, sodass sich der KI-Chatbot nun persönliche Dinge der Nutzer merken und für spätere Gespräche darauf zurückgreifen kann. Das bleibt zunächst KI-Abonnenten Googles vorbehalten, aber es gibt auch Kritik von Datenschützern. In Deutschland haben User laut einem Urteil Anspruch auf Unterlassung einer Kontoblockade bei sozialen Netzwerken, wenn sie vorher keine Gelegenheit hatten, sich zu äußern. Facebook hatte einen politischen Kommentar zu einer Kreistagswahl gelöscht und den Verfasser gesperrt. Dagegen ist dieser vor Gericht gezogen – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
Das kommunale Dienstleistungsunternehmen Südwestfalen-IT (SIT) hat nach dem folgenschweren Cyberangriff im vergangenen Jahr personelle Konsequenzen gezogen. Einem ehemaligen Geschäftsführer, der noch Gehalt kassierte, wurde gekündigt. Laut einem Compliance-Bericht der Anwaltskanzlei CMS wurden grundlegende Sicherheitsvorkehrungen missachtet. Gegen weitere Mitarbeiter wurden Disziplinarmaßnahmen eingeleitet. Zudem ordnet die SIT ihre Führungsstruktur komplett neu. "Klare Verantwortlichkeiten, gestraffte Entscheidungswege und professionellere Führungsstrukturen" sollen in Zukunft Sicherheitspannen verhindern helfen: Nach Cyberattacke wirft Südwestfalen-IT Ex-Manager raus.
Sicherheitspannen hofft Google zu vermeiden mit der neuen Erinnerungsfunktion des KI-Chatbots Gemini. Im Gedächtnis dieser Künstlichen Intelligenz können Daten und Vorlieben der Nutzer gespeichert werden, sodass Antworten persönlicher wirken und individuell zugeschnitten sind. Google selbst bezeichnet die Antworten des KI-Chatbots mit gespeicherten Erinnerungen als "hilfreicher und relevanter". Diese Funktion wirft allerdings auch Fragen auf, etwa zum Schutz der teils sensiblen Nutzerdaten. Zunächst ist dies aber ohnehin nur Google-Abonnenten zugänglich und auch nur auf Englisch verfügbar: Googles Gemini-Chatbot bekommt ein Gedächtnis, aber nur für zahlende KI-Kunden.
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Die Rechtsprechung geht zunehmend davon aus, dass die Sperre eines Nutzerkontos in sozialen Netzwerken ohne Anhörung des Betroffenen allenfalls in Ausnahmefällen zulässig ist. Ein entsprechendes Urteil hat jetzt auch das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht (OLG) gefällt. Der Zivilsenat hebt dabei hervor, Facebook habe kein Recht gehabt, einen umstrittenen Beitrag des Klägers zu löschen und eine Sperre zu verhängen. Der Blockierte hatte das Ergebnis einer Kreistagswahl 2021 so kommentiert: "Die Deutschen sind sowas von krank. Deutschland hat fertig." Facebook löschte den Beitrag unter Verweis auf Hassrede und sperrte den Kläger für 30 Tage. Doch jetzt sagt das OLG Schleswig-Holstein: Keine Social-Media-Sperre ohne vorherige Nutzeranhörung.
Nicht wegen Facebook-Sperren, sondern wegen Datenaustausch der verschiedenen Plattformen innerhalb des Konzerns erhielt Meta eine Strafe der indischen Wettbewerbsbehörde. Jetzt kündigte Meta rechtliche Schritte an. Indiens Wettbewerbshüter hatten wegen kartellrechtlicher Verstöße den Datenaustausch zwischen WhatsApp und anderen Meta-Anwendungen eingeschränkt und eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet rund 24 Millionen Euro verhängt. Sie bemängeln die 2021 aktualisierten Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien, in denen WhatsApp-Nutzerinnen und -Nutzer verpflichtet werden, erweiterten Bedingungen für die gemeinsame Datennutzung mit anderen Meta-Unternehmen zuzustimmen: Meta will Einspruch einlegen gegen die Kartellstrafe in Indien.
Endlich bringt Intel Desktop-PC-Prozessoren mit grundlegend neuer Technik: Die unter dem Codenamen Arrow Lake entwickelten Core Ultra 200S bestehen aus mehreren Chiplets. Dank aktueller Fertigungstechnik bei TSMC und verbesserter Kern-Architektur liefern sie pro Watt Leistungsaufnahme deutlich mehr Rechenleistung als ihre Vorgänger. Sie arbeiten also deutlich effizienter. Die Gretchenfrage lautet aber: Sind sie auch deutlich schneller, sodass sich der Umstieg lohnt? Und wie schlagen sie sich gegen AMDs Ryzen 9000? Die Antworten klären und verraten wir im Bit-Rauschen, dem Prozessor-Podcast: Intel Core Ultra 200S für Desktop-PCs.
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Auch noch wichtig:
- Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius glaubt, dass zwei Datenkabel in der Ostsee absichtlich beschädigt wurden. Man müsse von Sabotage ausgehen, so Pistorius: "Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt wurden".
- Ein Deal mit Epic macht's möglich: Die ersten beiden Unreal-Spiele kann man unter Windows 11 nun gratis und originalgetreu spielen. Wir haben es probiert: Spiele-Klassiker "Unreal" und "Unreal Tournament" jetzt kostenlos und legal.
- Das Umsetzen des IT-Grundschutz ist oft ein Ă„rgernis. Warum die vom BSI angekĂĽndigten Ă„nderungen so vielversprechend sind, schreibt Ronny Frankenstein in seinem Kommentar: Das BSI liefert ein tolles Konzept fĂĽr einen neuen IT-Grundschutz.
- KI-Modelle werden mittels Skalierung nicht mehr viel besser. Das soll auch OpenAIs Orion und Anthropics Opus betreffen. Deren KI skaliert nicht mehr: Selbst Orion und Opus kaum besser.
- Apples Hearing-Aid-Feature für seine ANC-Stöpsel steht noch nicht in allen Ländern bereit. Bastler haben das Problem nun recht radikal gelöst mit einem Hack in Indien: Faradayscher Käfig schaltet AirPods-Pro-2-Hörgerätefunktion frei.
- Im August hat ein US-Gericht entschieden, dass Google sein Monopol illegal ausnutzt. Als Konsequenz will die US-Regierung wohl einen radikalen Schritt fordern: Nach Monopol-Urteil will US-Regierung Google und Chrome trennen.
- Renault bietet den Kleinwagen R5 für etwas weniger Geld nun auch mit kleinerer Batterie an. Es dürfte die interessanteste Version sein: Vorläufiges Basismodell des Renault R5 E-Tech Electric nachgereicht.
- Der Vergleich mit Chromebooks liegt nahe. FĂĽr Videokonferenzen & Co. bringt Microsoft Rechner auf den Markt, die nur mit Windows 365 funktionieren: Microsoft bringt dedizierte Cloud-PCs mit Windows 365.
- Seit Jahren entweicht aus einem russischen Modul der Internationalen Raumstation Sauerstoff. Ăśber die Gefahr sind sich NASA und Roskosmos weiterhin nicht einig. Das fĂĽhrt zur Sorge vor "Katastrophe": USA und Russland uneins ĂĽber Gefahr von ISS-Leck.
- Infolge des CrowdStrike-Debakels baut Microsoft die Sicherheitsfunktionen von Windows deutlich aus. Auch Drittentwickler werden streng an die Leine genommen fĂĽr Windows 11: Security-Updates fĂĽr "das sicherste Betriebssystem der Welt".
(fds)