Montag: Plastikmüll im Ozean als Ökosystem, Überwachungstechnik im Callcenter
Müllstrudel mit speziellem Ökosystem + Callcenter mit krasser Überwachung + Open Source als KI-Herausforderer + Druck auf VW-Tochter + Theorie dunkler Energie
Tausende Tonnen Plastikabfall treiben in gigantischen Strudeln auf den Ozeanen. Dort treten spezielle Lebewesen gehäuft auf, mit Folgen für das Ökosystem. Denn das Entfernen des Seemülls könnte diese Meeresorganismen gefährden. Eine andere Form der Beeinträchtigung stellen Callcenter dar, denn mit Spezialsoftware und Algorithmen lässt sich fast jeder Aspekt der Arbeit in Kundendienstbüros und im Homeoffice kontrollieren, wie eine Studie der Technik zeigt. Zudem gehören Callcenter-Betreiber nach eigenen Angaben zu den Pionieren des Einsatzes künstlicher Intelligenz. In diesem Bereich fordert ein leitender Entwickler Google zur Zusammenarbeit mit Open-Source-KI-Projekten auf, denn diese entwickeln sich rasant und könnten zu ernsthafter Konkurrenz von Google und OpenAI werden – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
Die Vermüllung der Ozeane mit Plastik hat riesige schwimmende Abfallstrudel hervorgebracht, auf denen sich inzwischen sogar Lebensformen ansiedeln. So beherbergt der sogenannte große pazifische Müllstrudel neben Zehntausenden Tonnen Kunststoff auch eine Fülle schwimmender Meeresorganismen direkt unter der Wasseroberfläche. Laut Forschern ist deren Zahl in Gebieten mit besonders viel Plastikmüll auch besonders hoch. Die Wissenschaftler befürchten daher, dass ausgerechnet Versuche zum Entfernen des Mülls aus den Ozeanen eine Gefahr für diese Ökosysteme darstellen könnten: "Blaue Flotte" – Plastikmüll im Ozean von speziellem Ökosystem besiedelt.
Die Wirklichkeit der Überwachungspotenziale in Callcentern und an vergleichbaren Arbeitsplätzen reicht bereits an düstere Szenarien heran, wie sie etwa die Science-Fiction-Serie Black Mirror entworfen hat. Eine Studie zeigt das Ausspähen von Mitarbeitern in Kundendienstbüros durch Techniken wie der algorithmischen Kontrolle. Entsprechende Systeme seien mittlerweile in der Lage, datenbasiert "fast jeden Aspekt der Arbeit" in Servicezentren "zu organisieren, zu überwachen, zu mikromanagen und zu kontrollieren". Das wird auch unterstützt von ChatGPT, denn Callcenter gehörten zu den Ersten, die die KI-Technik in ihre Plattformen integrieren: Callcenter – Grundrechte einschneidende Überwachungstechnologien wie "Black Mirror".
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Nicht offiziell veröffentlicht, aber durchgesickert ist ein internes Schreiben eines leitenden Google-Entwicklers mit dem Titel "We Have No Moat, And Neither Does OpenAI" (Wir haben keinen Burggraben, und OpenAI auch nicht). Der Entwickler ist überzeugt, dass der zunehmende Erfolg von Open-Source-Projekten im Bereich künstlicher Intelligenz und der Verarbeitung natürlicher Sprache sowohl Google als auch OpenAI in Bedrängnis bringe. Ein Grund sei die beeindruckende Geschwindigkeit, mit der sich freie Sprachmodelle wie Metas LLaMA weiterentwickeln, so der Google-Entwickler: Open-Source-KI wird Google und OpenAI den Rang ablaufen.
Der VW-Vorstandschef Oliver Blume will vier Top-Manager der Software-Tochter Cariad rauswerfen. Die Betroffenen des IT-Vorstands seien einem Bericht zufolge bereits informiert worden. Die Gründe seien ein internes Macht- und Kompetenz-Gerangel, Probleme mit Qualität und der massive Druck der Premium-Marken des Wolfsburger Auto-Konzerns. Auf der nächsten VW-Hauptversammlung am kommenden Mittwoch soll der Aufsichtsrat die Entlassungen beschließen. Ein Sprecher des Volkswagen-Konzerns bestreitet den Bericht und erklärt lediglich, dass die Situation bei Cariad und dessen Projekte sehr genau analysiert würde: Top-Manager der VW-Software-Tochter Cariad sollen gefeuert werden.
Im Februar 2023 veröffentlichte eine Reihe von Autorinnen und Autoren zwei Aufsätze, in denen sie behaupten, die Quelle der Dunklen Energie beobachtungstechnisch dingfest gemacht zu haben. Das ist eine sehr steile These, die für einigen Medienrummel sorgte: "Erklären Schwarze Löcher die Dunkle Energie?" "Radikale Theorie schlägt Schwarze Löcher als die Quelle der mysteriösen Dunklen Energie vor." Was hat es mit ihren Beobachtungen auf sich, was ist der Hintergrund und was ist von ihrer Schlussfolgerung zu halten? Dies beleuchten wir in einer neuen Folge von Missing Link und gehen dabei wie gewohnt etwas tiefer: Was es mit der radikalen Theorie zur Dunklen Energie auf sich hat.
Auch noch wichtig:
- Western Digital hat einen Cyber-Einbruch gemeldet, den das Unternehmen aktuell untersucht. Verschiedene Dienste sind nicht verfügbar, etwa ist "My Cloud" down: Western Digital meldet "Netzwerk-Sicherheitsvorfall".
- Kürzlich haben sich Einbrecher Zugang zu MSI-Systemen verschafft. Jetzt sind private Schlüssel für Intel Bootguard und zum Signieren von Firmware aufgetaucht: Intel Bootguard- und Firmware-Signatur-Schlüssel nach MSI-Hack in freier Wildbahn.
- Das viel beschworene Recht auf "schnelles" Internet greift bislang nicht. Die Bundesnetzagentur hätte eigentlich schon Anordnungen an Telcos erlassen müssen wegen Unterversorgung: Regulierer hat noch keinen Provider zum Anschluss verpflichtet.
- Instant Messenger sind bisher Insellösungen und die EU will diesen Zustand beenden. Dafür tüfteln Entwickler an Lösungen, doch manche Anbieter verweigern sich interoperablen Messengern: Ganz einfache Herkulesaufgabe.
- Das EU-Parlament winkt das Gesetz zur Förderung der Halbleiterbranche durch. Manche Mainboards rösten Ryzens und in 2003 startete der "Sledgehammer"-Opteron, meldet unser Bit-Rauschen: EU-Chipgesetz, Ryzen-Panne und 20 Jahre x86-64.
(fds)