Richterin droht Napster mit Schließung

Die bestehenden Filter bei Napster zur Blockierung urheberrechtlich geschützter Songs seien "erbärmlich", meinte Richter Marilyn Hall Patel.

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Von
  • Jürgen Kuri

Richterin Marylin Hall Patel hat der Musiktauschbörse Napster mit der Schließung gedroht, sollte das Internet-Unternehmen den Zugang zu urheberrechtlich geschützten Musiktiteln weiter nur unzureichend blockieren. Die bestehenden Filter seien "erbärmlich", meinte Patel, die Anfang März die einstweilige Verfügung erlassen hatte, nach der Napster verhindern muss, dass nicht-lizenzierte Songs über den Dienst getauscht werden. Vor einem endgültigen Urteil über die weitere Zukunft von Napster will das Gericht aber noch einen technischen Sachverständigen anhören.

Immerhin konnte Napster einen Teilerfolg verbuchen, der die Investoren, allen voran Bertelsmann und die Venture-Capital-Firma Hummer Winblad, beruhigen wird: Das Gericht beabsichtigt nicht, Investoren für mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht zur Rechenschaft zu ziehen. "Die Investitionen sind nicht groß genug, um sie haftbar zu machen", meinte die Richterin. Von Hummer Winblad kommt auch der gegenwärtige Chef von Napster, Hank Barry.

Nach eigenen Angaben hat die Musiktauschbörse bereits 1,7 Millionen Musikdateien gesperrt. Zudem will das Unternehmen Nutzer bestrafen, die die Sperren umgehen und sich geschützte Lieder herunterladen. Die Vereinigung der amerikanischen Musikindustrie (RIAA) wirft Napster vor, dass die meisten urheberrechtlich geschützten Titel weiterhin verfügbar seien. Die Filtersoftware sei nicht ausreichend. Napster hält dagegen, die Musikindustrie habe nicht genügend Informationen zur Verfügung gestellt, um die Auflagen des Gerichts, alle geschützten Werke zu blockieren, zu erfüllen.

Napster meinte in der Eingabe an das Gericht, jeder dritte Angestellte sei inzwischen mit dem Blockieren der Songs beschäftigt. Die Anstrengungen hätten dazu geführt, dass die Nutzer im Durchschnitt nur noch weniger als halb so viele Dateien austauschen wie früher. Allerdings stellten Marktforschungsunternehmen fest, dass etwa in der letzten Märzwoche die Zahl der Downloads bei Napster sogar noch anstieg. (jk)