Newcomer werfen ein Auge auf deutsche UMTS-Frequenzen

In einer Anhörung der Netzagentur äußerten 01051 Telecom und der Finanzinvestor Inquam ihr Interesse, jeweils eigene 3G-Netze aufzubauen, die das von Mobilcom zurückgegebene Spektrum und Erweiterungsbänder nutzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 60 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Während einer Anhörung der Bundesnetzagentur am Donnerstag haben der Festnetzanbieter 01051 Telecom und das Investment-Unternehmen Inquam jeweils Interesse bekundet, mit eigenen Netzen den vier aktiven UMTS-Netzbetreibern in Deutschland Konkurrenz zu machen. Diese schon zuvor mit GSM-Netzen aktiven Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 teilen den deutschen Mobilfunkmarkt unter sich auf, nachdem Mobilcom seine UMTS-Lizenz zurückgegeben und der Anbieter Quam im deutschen Mobilfunk-Geschäft unfreiwillig die Rolle einer Eintagsfliege eingenommen hatte. Dennoch kämpft das spanisch-finnische Joint venture weiter um das von ihm im August 2000 für rund 8,5, Milliarden Euro ersteigerte Frequenzspektrum und verweigert dessen Rückgabe.

Während das Quam-Spektrum bis zu einer endgültigen Gerichtsentscheidung blockiert bleibt, weckten über das Mobilcom-Spektrum hinaus Überlegungen des Regulierers zur Neuvergabe von Spektrum Begehrlichkeiten der aktiven UMTS-Netzbetreibern, die am liebsten sowohl das brachliegende Spektrum als auch das für 2008 avisierte Erweiterungsband unter sich aufteilen wollen. Zugleich treten mit 01051 und Inquam Newcomer auf den Plan, die in den vakanten Frequenzen eine Chance sehen, in den lukrativer werdenden 3G-Markt einzutreten. Teilnehmer der Anhörung schilderten heise online, der Vorschlag des Netzagentur-Präsidenten Matthias Kurth angesichts der das Angebot übersteigende Nachfrage, den etablierten Betreibern je nur 10 Megahertz an zusätzlicher Kapazität zur Verfügung zu stellen, sei auf entschiedenen Widerspruch der möglichen Neulinge gestoßen. Für UMTS-Newcomer kommt nach Kurths Auffassung zunächst nur das so genannte Kernband, das 2000 versteigert worden war, in Betracht. Solange nur die alten Mobilcom-Frequenzen zur Verfügung stünden, gibt es in den Augen des Regulierers nur Platz für einen weiteren 3G-Betreiber.

Während 01051 Telecom bislang vor allem als Anbieter von Call-by-call im Festnetz bekannt ist, verfügt das Finanzunternehmen Inquam, dessen Name nur zufällig dem des gescheiterten Mobilfunkers Quam ähnelt, über größere Erfahrungen im Mobilfunkgeschäft: Derzeit ist das Unternehmen in Rumänien unter der Marke Zapp mit einem CDMA-Mobilfunkangebot im 450-Mhz-Spektrum aktiv und will mit Zapp Portugal auf der Iberischen Halbinsel Fuß fassen. Zudem hatte Inquam 2001 den insolventen britischen Anbieter Dolphin Telecom übernommen, der auch mit einer deutschen Tochter Bündelfunk-Angebote im TETRA-Standard geplant hatte. Es gilt als wahrscheinlich, dass ein deutscher UMTS-Ableger von Inquam anstelle von WCDMA auf die in den USA verbreitete 3G-Variante CDMA-2000 setzt. Während die europäische UMTS-Variante aus Sicht des Regulierers mindestens ein gepaartes Spektrum von zwei mal 5 MHz benötigt, gelten auf CDMA (Code Division Multiple Access) basierende Verfahren als frequenzökonomischer und ließen sich in einem einzigen 5 MHz-Block realisieren. Zu Problemen könnte allerdings die Verwendung unterschiedlicher Modulationsverfahren in benachbarten Frequenzblöcken führen. (ssu)