Novell bringt Patent-Geschütz für Open Source in Stellung
Der Netzwerkausrüster will seinen Kunden in eventuellen Rechtsstreitigkeiten um Open Source beistehen und sein Patent-Portfolio zum Schutz des Linux-Kernels und eigener Open-Source-Lösungen verwenden.
Der Netzwerkausrüster Novell, seit der Übernahme von Suse und Ximian einer der wichtigen Mitspieler im Linux-Markt, will seine Patente dazu nutzen, um seine Open-Source-Produkte und den Linux-Kernel zu schützen. Dabei geht es dem Unternehmen um die Verteidigung gegen Attacken auf das geistige Eigentum durch die Aktionen anderer, geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor. Mit der Patent Policy will Novell seine Kunden besänftigen: Sie könnten mit Unterstützung in rechtlichen Streitigkeiten rechnen.
Open Source stelle für manche alteingesessene Unternehmen eine Bedrohung dar, sagt Novell-CEO Jack Messman. Einige von ihnen kämpften mit vagen Beschuldigungen dagegen an und argumentierten, Open Source berge Risiken, fremdes geistiges Eigentum zu verletzen. "Wir wollen unseren Kunden mit unseren eigenen Patenten beistehen", zeigt sich Messman verteidigungsbereit. In der Mitteilung ist die Firma SCO, die sich unter anderem in Rechtsstreitigkeiten mit IBM um angeblich entwendeten Unix-Code und mit Novell um das Copyright und Patentrechte bei Unix befindet, nicht erwähnt -- doch die Ankündigung erscheint als ein direkter Schachzug in dieser Auseinandersetzung, setzt Novell doch ein Großteil seiner Zukunft auf Linux.
Die Urheberrechts-Risiken seien bei Open Source vergleichbar mit denen bei proprietärer Software, sagte Novells Rechtsexperte Joseph LaSala nun. Es gehe auch um den Schutz des "Mixed Source Environment", in dem Open-Source- und proprietäre Produkte koexistieren. Der Schutz des geistigen Eigentums wird nach LaSalas Meinung immer wichtiger und spiele auch eine bedeutende Rolle bei der Kundenentscheidung.
Das schnelle Wachstum der Open-Source-Software in den vergangenen Jahren habe "führende Technologien" wie Linux, Apache, MySQL und JBoss hervorgebracht. Sie böten sich den Unternehmen als wertvolle Alternative an. Mit Novells Unterstützung sollen bei den Kunden Überlegungen etwa über die Qualität des Services, technischen Vorteile und Sicherheitsfragen im Vordergrund stehen und keine patentrechtlichen Bedenken.
Unabhängig vom möglichen Einsatz des eigenen Patent-Portfolios zur Verteidung von Open-Source-Lösungen bietet Novell zudem seit Anfang des Jahres ein so genanntes Linux Indemnification Program an -- damit will die Firma Kunden vor möglichen juristischen Folgen schützen, die durch den Einsatz von Linux entstehen könnten. Auch der der Linux-Distributor Red Hat hat Anfang dieses Jahres sein "Open Source Assurance Program" gestartet. Die Garantie sieht vor, dass Red Hat jeden Programmcode ersetzt, der in seiner Distribution Red Hat Enterprise Linux gefunden wird und gegen anderweitig geschützte Copyrights verstößt. Und die Firma Open Source Risk Management offeriert eine Art Linux-Rechtsschutzversicherung. Alle diese Ansätze verfolgen aber die Strategie, Kunden direkt die Sorge vor Klagen wegen Copyright-Verletzungen zu nehmen, während die nun vorgestellte Patent Policy von Novell die Open-Source-Lösungen selbst vor Angriffen schützen will.
Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):
Zum Thema Softwarepatente siehe auch: (anw)
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- Die Brüsseler Patentschlacht, Der Streit um EU-Softwarepatente in der vorletzten Runde, c't 12/2004, S. 60
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