Opel Corsa Facelift: KĂĽnftig mit zwei Elektroantrieben
Opel renoviert den Kleinwagen Corsa und baut das Motorenangebot aus. Neu sind Hybride und ein zweiter E-Antrieb.​ Damit ist Opel gut gerüstet in diesem Segment.
Die aktuelle Corsa-Generation hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Mitten in seiner Entwicklung fiel der Verkauf der Marke Opel an PSA. Er teilt sich die Plattform mit Autos wie dem Peugeot 208, was aus Sicht des Herstellers die Marge in die richtige Richtung verschoben hat. Zumal es seinem Erfolg nicht geschadet hat. Zwischenzeitlich war der Corsa das meistverkaufte Auto in Deutschland, was sicher auch damit zusammenhing, dass Opel liefern konnte, anders als viele Konkurrenten. Nach gut vier Jahren wird der Kleinwagen nun ĂĽberarbeitet.
"Fester auf der StraĂźe"
Der Fokus dieser Überarbeitung lag auf den Bereichen Aussehen, Infotainment und Antrieb. Wenig überraschend verpasst Opel nun auch dem Corsa die "Vizor" genannte Schnauze. Ob der Kleinwagen damit tatsächlich "mutiger und klarer" als bisher auftritt und einen "festeren Stand auf der Straße" bekommen hat, wie Opel es umschreibt, kann ein jeder anhand der Bilder sicher selbst beurteilen. Abgesehen von der Front bleiben die restlichen Veränderungen gering: Der Schriftzug an der Kofferraumklappe zieht sich nun über die gesamte Breite, ganz so, wie es beim Sondermodell zum 40. Geburtstag des Corsa schon gezeigt wurde.
Matrix-Licht mit feinerer Auflösung
Tatsächlich, einen kleinen Fortschritt gibt es beim optionalen Matrix-Licht. Bislang gab es vier variable LED-Elemente je Scheinwerfer, künftig sind es sieben. Mit dieser etwas höheren Auflösung sollten sich andere Verkehrsteilnehmer etwas feiner in einen Schattenkegel setzen lassen. Das bisherige System funktioniert durchaus gut, denn wesentlich dafür ist ja nicht allein die Anzahl der variablen Lichtelemente, sondern auch, wie zuverlässig andere Autos erkannt werden. Verbessert haben will Opel auch die Rückfahrkamera, wobei schon die bisherige keineswegs schlecht war. Ganz im Gegensatz zur Erkennung von Verkehrsschildern, die bislang bestenfalls einen unfreiwilligen Unterhaltungswert vorweisen konnte. Im überarbeiteten Corsa will Opel einen "intelligenten Geschwindigkeitsregler" anbieten, dessen Erkennung von Verkehrsschildern dann hoffentlich oberhalb von rund 25 Prozent liegt. In meinem privaten Corsa ist das ein Totalausfall.
Bedienung entzerrt
Aufgeräumt hat Opel auch bei der Unterhaltungselektronik. Die ersten Bilder zeigen die maximale Ausbaustufe mit einem 10-Zoll-Display, was in den meisten Ausstattungslinien aufpreispflichtig bleiben wird. Viel entscheidender ist aber, dass Opel die Menüstruktur modernisiert hat. Wie im Astra kann nun der Fahrer auch hier die Oberfläche in gewissen Grenzen den eigenen Vorlieben entsprechend einrichten. Zugekauft hat Opel die neue Snapdragon Cockpit Plattform von Qualcomm Technologies. Für den Kunden verspricht das an drei Stellen eine spürbare Verbesserung gegenüber dem bisherigen System.
Die Sprachsteuerung sollte verständiger sein als bislang. Updates kommen over-the-air und nicht mehr über den bisherigen Weg via PC und USB-Stick ins Auto. Android Auto und Apple CarPlay lassen sich kabellos einbinden. Erstaunlich ist, dass Opel an dem etwas unbeholfen eingepassten 7-Zoll-Bildschirm als Kombiinstrument festhält. Hier hatten wir erwartet, dass die Überarbeitung den Corsa zumindest optional auf den Stand des Mokka mit Maximalausstattung hebt. Dort zieht sich der Bildschirm über die gesamte Breite des Ausschnitts.
Antriebe: KĂĽnftig auch mit 48-V-Hybrid
Noch ziemlich bedeckt hält sich Opel bei den Antrieben, doch das, was da angekündigt wird, hat es durchaus in sich. Im Beipackzettel für die Presse ist von zwei 48-Volt-Hybriden und zwei E-Antrieben die Rede. Das komplette Programm sieht vermutlich wie folgt aus:
Leistung in kW | Getriebe | |
Elektroantrieb | ||
100 | - | |
115 | - | |
48-Volt-Hybrid | ||
74 | Doppelkupplungsgetriebe | |
96 | Doppelkupplungsgetriebe | |
Benziner | ||
55 | FĂĽnfgang-Schaltgetriebe | |
74 | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Unverändert im Programm bleiben damit nur der Basis-Benziner und der aufgeladene 1,2-Liter-Dreizylinder mit 74 kW in Verbindung mit dem Schaltgetriebe. Alle anderen Antriebe wurden zumindest im Detail verändert. Verbrauchswerte für die Hybrid-Benziner nennt Opel noch nicht.
In der Tabelle hatten wir eine Achtgang-Wandlerautomatik fĂĽr die Hybride genannt. Richtig ist, dass die Hybridmodelle im Corsa ein Doppelkupplungsgetriebe bekommen.
Zwei E-Antriebe
Zweigleisig geht es beim Corsa Electric weiter. Eine Version mit 100 kW bleibt im Programm, vermutlich auch mit der bislang eingebauten 50-kWh-Batterie. Die Reichweite im WLT steigt von 353 minimal auf 357 km. Neu ist der Antriebsstrang mit 115 kW und vergrößerter Batterie. Im Peugeot 208 wurde 2022 ein Energiegehalt von 51 kWh angekündigt, in zahlreichen anderen Stellantis-Modellen ist von 54 kWh die Rede. Was Opel im Corsa installiert, wurde noch nicht verraten, doch das Versprechen von bis zu 402 km Reichweite deutet auf 54 kWh hin. Das muss allerdings nicht so kommen, denn Stellantis hat bei der Vorstellung des überarbeiteten Antriebs eine verbesserte Effizienz hervorgehoben.
Opel Corsa 2023 (5 Bilder)
(Bild: Opel)
Unverändert bleibt so oder so die DC-Ladeleistung von maximal 100 kW. Festhalten wird Stellantis wohl auch an der Entscheidung, serienmäßig nur einphasiges Laden mit maximal 7,4 kW anzubieten. Wer dreiphasig mit 11 kW an Wechselstrom laden möchte, muss vermutlich weiterhin einen Aufpreis von mehr als 1000 Euro zahlen. Dafür ist eine Wärmepumpe serienmäßig, die in vielen anderen Elektroautos extra berechnet wird.
Kleinwagen: Segment im Umbruch
Der überarbeitete Corsa soll noch in diesem Jahr zu den Händlern rollen. In der letzten Preisliste vor dem Update war das Basismodell mit 19.480 Euro angegeben. Wir gehen trotz der hohen Inflation davon aus, dass es auch künftig bei weniger als 20.000 Euro losgeht. Der Corsa Electric schwebt trotz des nun wieder lieferbaren Basismodells in anderen Sphären: Vor Abzug der Kaufunterstützung sind für ihn wenigstens 34.650 Euro fällig. Es zeigt, wie bitter nötig Konkurrenz wäre.
Der Corsa befindet sich in einem stark wandelnden Segment. Ein Basis-Polo kostet inzwischen knapp 21.000 Euro. Ford nimmt den Fiesta aus dem Sortiment. Renault überarbeitet den Clio und plant einen Kleinwagen mit E-Antrieb. Bei Skoda wird über ein Ende des Fabia nachgedacht, was mit der kommenden Abgasnorm Euro 7 begründet wird. Bis Volkswagen alle erwartbaren Ableger des VW ID.2all in die Verkaufsräume verteilt hat, dürfte das Jahr 2026 weit fortgeschritten sein. Bis dahin scheint Stellantis in diesem Umfeld insgesamt nicht schlecht aufgestellt. Denn der Konzern reüssiert vorerst in einer Lücke, die andere Branchenriesen wie Toyota und Volkswagen offenlassen.
(mfz)