Pkw-Markt 2022: Absatz in der EU schwach

Im vergangenen Jahr wurden in der EU rund 9 Millionen Neuwagen verkauft. Ein enttäuschendes Ergebnis für die Autohersteller, und die Aussichten sind ungewiss.

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VW Tiguan

In der EU lag der Volkswagen-Konzern am Ende auch 2022 wieder vorn.

(Bild: VW)

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Die Autohersteller haben ein hartes Jahr hinter sich. Zwar stiegen die Margen pro Fahrzeug fast überall an, doch der Umsatz ging nochmals zurück. Dabei fallen die Zahlen insgesamt nicht ganz so dramatisch aus, wie befürchtet, denn auf den großen Märkten in Italien und Deutschland gab es im Dezember einen Schlussspurt. Der brauchte für den letzten Monat des Jahres 2022 ein EU-weites Plus von 12,8 Prozent auf 896.967 neu zugelassene Autos, wie der europäische Branchenverband Acea in Brüssel mitteilte.

Doch 2022 insgesamt lief es schlechter. Die Pkw-Neuzulassungen in der EU lagen so niedrig wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Im Gesamtjahr wurden mit 9,26 Millionen Pkw 4,6 Prozent weniger zugelassen als im ohnehin schwachen Vorjahr und damit so wenige Autos wie seit 1993 nicht mehr. Ursache war bei vielen Herstellern nicht eine schwache Nachfrage, sondern eine zögerliche Auslieferung. Sie konnten durch den Teilemangel schlicht nicht so viele Autos bauen, wie der Markt aufgenommen hätte. Die Folgen: Hohe Preise, lange Lieferfristen.

Laut Experten sind auch die Zukunftsaussichten nicht gerade rosig. Zwar hätten sich die Lieferengpässe bei Halbleitern und Vorprodukten etwas entspannt, sagte Branchenexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY. Die Lieferfähigkeit der Industrie werde sich im Jahresverlauf weiter verbessern, sodass mit der steigenden Verfügbarkeit von Neuwagen auch deren Lieferzeiten sinken dürften. "Unklar ist aber, wie groß die Nachfrage von Unternehmen und Privatleuten dann noch ist", schränkte Fuß ein. "Denn die Konjunktur schwächelt, und selbst wenn die befürchtete Rezession ausbleibt, bleiben Unternehmen und Privatleute bei Neuwagenbestellungen zurückhaltend."

Die Nachfrage nach Neuwagen werde weiter deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau liegen, meint Fuß. Die Neuzulassungen lagen im vergangenen Jahr 29 Prozent niedriger als im Vorkrisenjahr 2019. In Deutschland hatte die zum Jahresende auslaufende Förderung von Plug-in-Hybriden sowie die sinkenden Prämien auf den Kauf von Batterieautos im Dezember für Vorzieheffekte gesorgt. Von den größten EU-Automärkten zogen die Autozulassungen auch im Gesamtjahr nur in Deutschland leicht an (+1,1 Prozent), in Italien (minus 9,7 Prozent), Frankreich (minus 7,8 Prozent) und Spanien (minus 5,4 Prozent) ging es hingegen abwärts. Autohersteller in Europa klagten vor allem über eine mangelhafte Teileversorgung unter anderem bei Elektronikchips.

Marktführer in der EU war mit gut einer Million Autos weiter die Volkswagen-Kernmarke VW Pkw. Die Volkswagen-Gruppe insgesamt lag mit rund 2,3 Millionen Wagen auch bei der Konzernsicht an der Spitze vor der Stellantis-Gruppe (1,8 Mio Pkw). Der Renault-Konzern lag mit knapp 985.000 Autos auf Rang drei. BMW kam mit allen Marken auf 624.940 Neuanmeldungen, Mercedes auf 549.023.

Die EU war weltweit nicht der einzige große Automarkt mit Rückgängen. In Europa, also inklusive Großbritannien und weiteren Ländern wie Norwegen und der Schweiz, wurden mit 11,3 Millionen Pkw rund 4 Prozent weniger Autos neu angemeldet. In den USA kam es nach Zahlen des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA) zu einem Rückgang der Verkäufe von Pkw und größeren Autos wie Pickups um 8 Prozent auf 13,7 Millionen Fahrzeuge. In Japan ging der Absatz um 6 Prozent auf 3,4 Millionen verkaufte Pkw zurück. In China, dem inzwischen größten Automarkt der Welt, gab es hingegen im vergangenen Jahr ein Plus von 10 Prozent auf 23,2 Millionen Neufahrzeuge. China ist für die deutschen Autokonzerne Volkswagen (mit den Marken Audi und Porsche), Mercedes-Benz und BMW der größte und wichtigste Markt.

(mfz)