Private sehen ihre Nachrichtensender durch Digitalpläne von ARD und ZDF gefährdet

Die Newskanäle von RTL und ProSiebenSat1 seien durch den geplanten Ausbau der öffentlich-rechtlichen Digitalsender existenziell bedroht, meinen die Senderchefs. Angesichts der jüngsten Einsparungen zur Renditesteigerung bei Sat.1 eine gewagte These.

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Im Streit um die digitalen Expansionspläne der öffentlich-rechtlichen Sender hat die private Konkurrenz mit der Aufgabe von Sendern und dem Verlust von Arbeitsplätzen gedroht. Jetzt wollen sich Kurt Beck (SPD) und Günther Oetiinger (CDU), die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, die Pläne von ARD und ZDF erläutern lassen. Das gehe aus einem Schreiben des SPD-Chefs Beck an die Geschäftsführer von RTL und ProSiebenSat.1 hervor, berichtet stern.de.

RTL-Chefin Anke Schäferkordt und der Vorstandsvorsitzende der ProSiebenSat.1 AG, Guillaume de Posch, hatten sich dem Bericht zufolge in einem Brief an mehrere Ministerpräsidenten gegen die Digitalpläne der Öffentlich-Rechtlichen gewandt. Besonders der geplante Ausbau der Informationssender Eins Extra und ZDFinfokanal macht den Privaten Sorgen. Sollten ARD und ZDF die Nischensender zu eigenen Nachrichtenkanälen ausbauen, könne das "dramatische Auswirkungen" auf N-TV (RTL) und N24 (ProSiebenSat1) haben, bis zur "Existenzfrage für die Nachrichtenkanäle und die damit verbundenen Arbeitsplätze". Aus Sicht der Privatsender seien öffentlich-rechtliche Nachrichtenkanäle "rechtswidrig", die Ministerpräsidenten sollten die Pläne von ARD und ZDF deshalb "gründlich und sorgfältig" prüfen.

Ihre umfangreichen Digitalpläne hatte die ARD im Juni vorgestellt und sich dafür heftige Kritik unter anderem von Verlegern und der IT-Branche eingefangen, aber auch auf politischer Ebene für Diskussionsstoff gesorgt. Mit dem von den Öffentlich-Rechtlichen geplanten Online-Ausbau mache sie den privaten Anbietern von Nachrichten und Informationen gebührenfinanziert das Leben schwer, lautete einer der Kritikpunkte. Über den von den Fernsehsendern befürchteten Ausbau von Eins Extra zum Nachrichtenkanal hatte sich die ARD nicht konkret geäußert und die Vorwürfe zurückgewiesen.

Allzuviele Zuschauer dürften von dem angedrohten Aus der privaten Nachrichtenkanäle nicht betroffen sein. Marktführer N24, der das Programm auch gerne mit historischen Dokumentationen aus den Archiven verschiedener Zulieferer füllt, kam im Juli nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von 1,2 Prozent. Der Sender machte mit 177 Mitarbeitern (Stand Ende Juni) im abgeschlossenen zweiten Quartal 24 Millionen Euro Umsatz. Die Sendergruppe will N24 zum "modernsten Nachrichtensender Europas" ausbauen und auch im Online-Bereich expandieren, hatte nach der Übernahme durch private Investoren allerdings das Informationsprogramm des Schwestersenders Sat.1 beschnitten und sich von der "News-Offensive" des ehemaligen Sat.1-Chefs Roger Schawinski verabschiedet. (vbr)