Prognose: KI-Technik könnte bald so viel Strom benötigen wie die Niederlande
Geht es darum, welche Ressourcen für den Einsatz von KI benötigt werden, geben sich die Anbieter bedeckt. Ein Umweg ermöglichte nun eine alarmierende Prognose.
Das immense Wachstum von KI und der Einsatz der Technik in immer mehr Produkten könnte schon in wenigen Jahren dafür sorgen, dass dafür weltweit so viel Elektrizität benötigt wird, wie ein mittelgroßer Staat heute verbraucht. Das hat Alex de Vries von der Vrije Universiteit Amsterdam ermittelt, der sich bislang vor allem mit Studien zur Nachhaltigkeit von Kryptowährungen einen Namen gemacht hat. Um den Stromverbrauch von KI-Technik zu ermitteln, konnte er nicht auf Zahlen der Anbieter zurückgreifen und hat stattdessen errechnet, wie viel jene KI-Chips verbrauchen werden, die der Marktführer Nvidia in den kommenden Jahren verkaufen will. Schon 2027 könnten die so viel Strom verbrauchen, wie heute die ganzen Niederlande.
KI-Einsatz kritisch hinterfragen
Die Entwicklung des mit KI-Technik verbundenen Stromverbrauchs könne nicht genau vorhergesagt werden, gesteht de Vries in dem öffentlich einsehbaren Forschungsartikel ein. Vor allem die überaus optimistischen und pessimistischen Szenarien müssten mit Vorsicht behandelt werden. Gleichzeitig könne die Einbeziehung von KI etwa in die Google-Suche deren Elektrizitätsbedarf massiv ansteigen lassen, der Blick darauf sei also wichtig. Außerdem könnte das dabei helfen, Verantwortliche in Konzernen davon zu überzeugen, dass ein möglicher Einsatz von KI kritisch geprüft und die Notwendigkeit hinterfragt werde. Obendrein könnten Gesetzgeber Transparenzpflichten zum Energieverbrauch vorgeben, meint er.
Ermittelt hat de Vries in seiner Analyse, dass die KI-Chips von Nvidia in vier Jahren pro Jahr zwischen 85 und 134 TWh benötigen könnten. Das wäre ungefähr ein Fünftel des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland und würde etwa dem der Niederlande entsprechen. Mit einem Anteil von etwa 0,5 Prozent am globalen Stromverbrauch wäre das ungefähr die Hälfte dessen, was aktuell auf alle Rechenzentren der Welt entfällt. Man müsse das jetzt nicht übertreiben, sagte er der New York Times. Immerhin handelt es sich um eine Prognose mit einigen Unbekannten: "Aber gleichzeitig sind die Zahlen, die ich aufschreibe, nicht klein". Er kritisiert auch, dass bislang vor allem der Ressourcenverbrauch beim KI-Training analysiert werde, weniger der während des Einsatzes.
Je nachdem wie der Strom gewonnen wird, könnte KI damit also merklich zum globalen CO₂-Ausstoß beitragen. Erst vor wenigen Wochen hat eine Forschungsgruppe erläutert, wie für das Training von KI immense Mengen an Wasser benötigt werden, weswegen etwa der Verbrauch von Microsoft zuletzt sprunghaft gestiegen ist. Insgesamt ist die Übersicht über die Folgen des KI-Hypes auf die weltweiten Nachhaltigkeitsziele aber bislang noch äußerst unvollständig.
(mho)