Proteste gegen Schließung von Telekom-Callcentern

Mit der geplanten Zusammenlegung von Callcentern handelt sich die Deutsche Telekom heftige Kritik von Politik und Gewerkschaften ein. Hunderte Mitarbeiter gingen am Freitag auf die Straße.

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  • dpa

Hunderte Mitarbeiter der Deutschen Telekom haben am heutigen Freitag gegen die geplante Schließung von Callcentern des Konzerns protestiert. In mehreren Städten gingen Mitarbeiter auf die Straße, wie die Gewerkschaft ver.di mitteilte. In Saarbrücken protestierten demnach rund 200 Beschäftigte, in Schwerin etwa 100, in Ulm 150, in Wesel rund 140 Mitarbeiter. Proteste gab es zudem in Halle/Saale und anderen Städten.

Die Telekom will bundesweit Callcenter in 39 Städten schließen. Knapp der Hälfte der insgesamt 18.000 Beschäftigten ist davon betroffenen. Ihnen will das Unternehmen Jobs in den verbliebenen 24 Standorten anbieten, mehrere Hundert werden ihre Stelle aber wohl verlieren. Das Unternehmen will mit der Umstrukturierung die Kosten senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

Die Gewerkschaft ver.di wirft der Deutschen Telekom vor, Mitarbeiter in Callcentern "kalt entlassen" zu wollen. Dies sei das eigentliche Ziel der angekündigten Neuorganisation, sagte der ver.di-Fachbereichsleiter für Berlin und Brandenburg, Mike Döding, am Freitag der dpa. Dem Konzern gehe es keineswegs darum, betriebliche Abläufe zu verbessern, sondern darum, tarifvertraglich vor Kündigung geschützte Mitarbeiter loszuwerden.

Neben den Protesten der Mitarbeiter erhöht sich der Druck aus der Politik auf die Konzernführung. Weitere Bürgermeister kritisierten am Freitag die Absicht des Unternehmens, rund zwei Drittel seiner Callcenter dicht zu machen. Die Fraktionen von SPD und FDP im rheinland-pfälzischen Landtag kündigten für kommende Woche eine Plenarsitzung an. In dem Bundesland werden vier von fünf Standorte geschlossen. Zuvor hatte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) die geplante Schließung kritisiert: "Man soll nicht glauben, dass alle diese Entscheidungen klug bedacht und rational sind."

Schleswig-Holsteins Arbeitsminister Uwe Döring (SPD) hat der Deutschen Telekom wegen der geplanten Schließung des Callcenters in Lübeck mit Konsequenzen gedroht. "Wir werden als Landesregierung unverzüglich überlegen, ob die Telekom wirklich noch der richtige Partner für den Betrieb des Telefon- und Datennetzes der Landesverwaltung ist", sagte Döring den Lübecker Nachrichten (Samstag). Es sei unglaublich, was der Konzern da mache, und es sei nicht das erste Mal, dass er ausgerechnet in Schleswig-Holstein Stellen wegfallen lasse. "Eine Geschäftsbeziehung kann aber keine Einbahnstraße sein", so Döring. Bereits am Dienstag will der Minister das Thema in der Kabinettssitzung in Kiel zur Sprache bringen.

Münsters Oberbürgermeister Berthold Tillmann (CDU) sprach von einer "rundum schlechten Nachricht". Münster sei der falsche Hebel, um unternehmerische oder regionale Verlagerungseffekte zu erzielen. Am Standort Münster sind rund 120 Mitarbeiter beschäftigt, die künftig in Recklinghausen arbeiten sollen. Auch Aachens Bürgermeister Jürgen Linden (SPD) kritisierte die Beschlüsse, über die die Stadt nicht informiert worden sei. Betroffen sind dort fast 200 Mitarbeiter, die künftig – wie auch rund 330 Beschäftigte aus Köln – in Bonn arbeiten sollen.

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(dpa) / (vbr)