SCO vs. IBM: Sorgfalt gegen Vielfalt

Mit einem Brief an 1500 Firmen hat die SCO Group ein erstes Signal gesetzt, dass sie weiträumig die von ihr beanspruchten Rechte am Unix-Code wahrnehmen und große Linux-Anwender zur Kasse beten werde.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 336 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit einem Brief an 1500 Firmen hatte die SCO Group im Frühjahr ein erstes Signal gesetzt, dass sie weiträumig ihre Rechte wahrnehmen und große Linux-Anwender zur Kasse bitten werde. Im Vorfeld einer für den 5. Dezember anberaumten Anhörung von IBM und SCO, die den Prozess um den möglichen Transfer von Unix-Code nach Linux beschleunigen soll, sorgt dieser Brief erneut für Zündstoff. Unter den 1500 Firmen, die seinerzeit angeschrieben wurden, befand sich auch die IBM, die den Brief nun als Beweisstück in den Prozess einbringt.

Im Brief unterscheidet Darl McBride, Chef der SCO Group, zwischen der geschlossenen und offenen Softwareentwicklung. Auf der einen Seite wird kommerzielle Software von "sorgfältig ausgewählten und überprüften Programmierteams gebaut, die zusammenarbeiten, um proprietäre, sichere Software zu entwickeln. Dieser Prozess ist so ausgerichtet, dass die Sicherheit und die geistigen Urheberrechte, die mit dem Code verknüpft sind, überwacht werden."

Auf der anderen Seite sieht es gemäß Darl McBride ganz anders aus. Der Großteil von Linux wird "von Zulieferungen zahlreicher und unbekannter Software-Entwickler gebaut, die jeweils nur ein kleines Stück vom Code abliefern. Im Entwicklungsprozess von Linux gibt es keinen eingebauten Mechanismus, der sicherstellt, dass Eigentumsrechte, die Vertraulichkeit [von Geschäftsgeheimnissen] oder die Sicherheit beachtet werden."

Die Charakterisierung der Linux-Entwicklung als chaotischen und größtenteils anonymen Prozess durch SCO steht in scharfem Gegensatz zur Arbeitsteilung, wie sie erst gestern im Rahmen der Kernel Awareness Initiative der OSDL beschrieben wurde. Die Drohung dürfte jedoch bei den Empfängern des Briefs zum gewünschten Ergebnis geführt haben, die keine klaren Vorstellungen über die Entwicklungsarbeit rings um Linux haben.

In seinem Brief belässt es Darl McBride nicht bei der Vorstellung, dass es innerhalb der quelloffenen Entwicklung keine Versionskontroll-Systeme und kein Qualitäts-Management gibt. Nach der Behauptung, Linux verletzte Eigentumsrechte am Unix der SCO Group, führt er aus: "Ähnlich wie analoge Anstrengungen in der Musikindustrie sind wir darauf vorbereitet, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, die fortdauernde Verletzung unserer Eigentumsrechte oder anderer Rechte zu stoppen." Der Brief schließt mit der Werbung um Verständnis, dass die SCO Group die unverletzlichen Eigentumsrechte des digitalen Zeitalters stellvertretend für alle Firmen verteidige, deren Überleben von digitalen Inhalten abhänge.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)