Siemens trennt sich von Computer-Sparte

Laut einem Zeitungsbericht sollen in dem Unternehmen nun zunächst 1000 Arbeitsplätze abgebaut werden, davon rund 500 in Deutschland. Deutschland bleibe weiterhin ein Schlüsselstandort, sagte eine Sprecherin von Fujitsu Siemens.

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  • dpa

Nachdem nun offiziell bekannt gegeben wurde, dass der Elektrokonzern Siemens bei Europas größtem Computerhersteller Fujitsu Siemens aussteigt, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Arbeitsplätze und die künftige Unternehmensausrichtung. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sollen in dem Unternehmen mit weltweit gut 10.500 Beschäftigten nun zunächst 1000 Arbeitsplätze abgebaut werden, davon rund 500 in Deutschland. Insgesamt arbeiten mehr als 6000 Menschen für Fujitsu Siemens in Deutschland, das Stammwerk liegt in Augsburg und das zweite Werk in Sömmerda in Thüringen, die Hauptverwaltung befindet sich in München.

Ein Sprecher von Fujitsu Siemens Computers (FSC) erklärte zu den Spekulationen um einen bevorstehenden Arbeitsplatzabbau: "Wir werden in den nächsten Monaten das Geschäft neu ausrichten. Dabei wird es möglicherweise auch zu Gesprächen über Anpassungen kommen." Bisher gebe es aber keine Entscheidungen. Neben der Finanzkrise und der Abkühlung der Weltwirtschaft kämpfe die IT-Branche mit zusätzlichen Problemen, die eine Neuausrichtung erforderlich machten.

Falls es zu Anpassungen komme, würden entsprechende Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen, sagte der Sprecher. Deutschland bleibe aber weiterhin ein Schlüsselstandort. Dafür spreche auch, dass Fujitsu Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten nach Deutschland verlagern wolle, sagte der Sprecher. "Wichtig ist: Die Zukunft ist gesichert, die Monate der Unsicherheit sind vorbei."

Laut FAZ soll das Geschäft mit Notebooks und PCs für Privatkunden, das bisher rund 20 Prozent des Umsatzes ausgemacht habe, eingestellt werden. Fujitsu erwäge, die Sparte Personalcomputer von FSC anschließend an den chinesischen Wettbewerber Lenovo weiterzureichen. Eine FSC-Sprecherin sagte heute, es gebe dazu "keine Entscheidung".

Bischoff, dem laut FAZ-Bericht Meinungsverschiedenheiten mit Siemens-Chef Peter Löscher nachgesagt werden, hatte nach einem schwierigen ersten Quartal bereits die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr 2007/08, das mit dem März endet, gedämpft. Fujitsu stellt sich angesichts des schwierigen Marktumfelds nun auf einen deutlichen Umsatzrückgang für das Unternehmen um 10 Prozent auf 6 Milliarden Euro ein. Ursprünglich hatte Bischoff noch einen fünfprozentigen Erlösanstieg in Aussicht gestellt.

Im Vorjahr hatte Fujitsu Siemens bei Erlösen von 6,6 Milliarden Euro einen Vorsteuergewinn von 105 Millionen Euro erwirtschaftet. Laut FAZ-Bericht werden Fujitsu-Siemens-Chef Bernd Bischoff Meinungsverschiedenheiten mit Siemens-Chef Peter Löscher nachgesagt. Sein Rückzug habe damit aber nichts zu tun, beteuerte der FSC-Sprecher. "Er zieht sich wirklich zurück ins Privatleben und hat im Moment nicht vor, neue Aufgaben zu übernehmen."

Durch den Verkauf der Beteiligung an Fujitsu erzielt Siemens nach Angaben eines Unternehmenssprechers einen Buchgewinn von 310 Millionen Euro. Der Konzern treibt mit der Trennung seine Konzentration auf die Sektoren Industrie, Energie und Gesundheit voran. "Wir freuen uns, dass unser Joint-Venture-Partner Fujitsu unsere Beteiligung an Fujitsu Siemens Computers übernimmt und das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen wird", erklärte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser. Im Zuge des tiefgreifenden Umbaus hatte Siemens auch die Telefonanlagen-Sparte SEN und den Schnurlostelefon-Hersteller SHC abgegeben. (dpa) / (anw)