TDC zieht bei easyMobile die Reißleine

Während easyMobile hierzulande in callmobile umbenannt wird und sich für Kunden nichts ändern soll, mach die dänische Muttergesellschaft TDC das Geschäft in Großbritannien dicht. Die easyGroup von Stelios Haji-Ioannou zeigt sich nicht begeistert.

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Das Geschäft der Mobilfunkdiscounter ist ein hartes Brot. Die No-Frills-Anbieter erfreuen sich hierzulande zunehmender Beliebtheit und nagen kräftig an den Marktanteilen des Establishments. Bis zu 20 Prozent Marktanteil trauen Branchenkenner den Billigheimern zu, bis dahin gibt es noch viel zu verteilen. Von dem Boom will auch der griechische Milliardärssohn Stelios Haji-Ioannou mit seiner Easy-Group profitieren. Nicht immer macht der Besitzer einer Billig-Airline dabei eine Punktlandung; in den Niederlanden gibt easyMobile mangels Nachfrage auf. In Deutschland lief es besser, doch auch hier ist ein gutes Jahr nach dem Start wieder Schluss – zumindest für die easyGroup.

In der vergangenen Woche meldete der Provider Talkline, der hinter der deutschen easyMobile steckt, erst die Übernahme der bisher von einer dänischen Investmenfirma gehaltenen Anteile an easyMobile Deutschland. Zwei Tage später kündigt Talkline die Umbenennung in callmobile an. Das soll aber auch schon alles sein: Das Angebot wird aufrechterhalten, für die Kunden ändert sich nichts. Netzqualität, Service und Preise bleiben gleich, verspricht der Anbieter. In der Mitteilung zum Namenswechsel freut sich Talkline-Chef Christian Winter zwar, dass der neue Name "die Themen 'Anrufen' und 'Mobilität' auf perfekte Weise miteinander verbindet", bleibt eine Begründung des plötzlichen Wechsels aber schuldig.

Die gibt es in London und Kopenhagen. Viel mehr als ihren Namen bringt die britische easyGroup bei easyMobile nicht ein. Das operative Geschäft verantwortet die Telenor International Holding, wie Talkline eine Tochter des ehemals staatlichen dänischen Telekommunikationskonzerns TDC. Telenor hat seit Sommer 2004 eine Lizenz der easyGroup, unter der Marke easyMobile Mobilfunkdiscounter als virtuelle Netzbetreiber in bis zu zwölf europäischen Ländern zu etablieren. In drei Ländern ist das Konzept bisher an den Start gegangen. Doch nach zwei Jahren kann das Experiment als gescheitert betrachtet werden: In den Niederlanden wurde easyMobile mangels Nachfrage eingestellt, in Großbritannien ist im Dezember Schluss. Nur das Geschäft in Deutschland lief den Erwartungen entsprechend gut und wird fortgeführt.

"Die TDC ändert ihre Strategie bei easyMobile", heißt es dazu in einer offiziellen Mitteilung der Dänen. Die neue Strategie ist die, dass es keine mehr gibt für easyMobile. Das Deutschlandgeschäft bekommt einen neuen Namen und in Großbritannien wird der Laden kurzerhand dicht gemacht. Rund 80.000 britische Kunden wurden davon in Kenntnis gesetzt, dass ihr Provider zum 13. Dezember den Dienst einstellt. Das erreichte Wachstum bei den Kundenzahlen auf der Insel habe nicht den Erwartungen entsprochen, erklärte Jesper Theill Eriksen, CEO der für die internationalen Mobilfunkgeschäfte zuständigen TDC-Tochter. Lange sitzt Eriksen übrigens noch nicht auf diesem Posten: Er hat das Amt erst am 1. November übernommen. Sein Vorgänger Henning Vest war für das easyMobile-Abenteuer verantwortlich und hat die TDC – auf eigenen Wunsch, so die offizielle Version – verlassen.

Die Dänen ziehen also die Reißleine. Bei der easyGroup will man auch wissen, warum: Die seit Januar neuen Eigentümer der TDC, eine Investorengruppe um Providence, Permira, Blackstone und APAX, würden das Unternehmen nun wie üblich auf das Kerngeschäft trimmen. In easyMobile werde nicht mehr investiert, auch deshalb sehe die easyGroup ihre Marke in Gefahr und ziehe sie zurück. So klingt die offizielle Meldung der easyGroup auch mehr wie eine Kampfansage als nach Rückzug: Man habe TDC die Lizenz entzogen, weil die Dänen es nicht wert seien, die Marke weiter zu führen, heißt es aus London. Für mögliche Schäden will der Easy-Chef Ersatz fordern.

Die hochgejazzte Marke "easy" allein ist offenbar kein Garant für ein erfolgreiches Engagement auf dem Mobilfunkmarkt. Das wird den selbstbewussten Chef der easyGroup nicht besonders freuen: Er versucht seine aus der sehr erfolgreichen Airline entstandene Marke in allen möglichen Bereichen zu etablieren, von Pizza über Uhren bis zu Hotels und Kreuzfahrten. Dass es da auch mal nicht so gut funktioniert, gibt Stelios nur ungern zu. Ein bisschen trotzig kündigt er an, mit einem neuen Partner weiter zu machen. Bis er wieder volle Kontrolle über die Marke hat, ist er derweil mit easyTelecom am Start. (vbr)