Technische Altersgrenze gefordert: TikTok soll alle unter 12-Jährigen aussperren

Um Kinder unter 12 Jahren besser zu schützen, soll die Social-Media-Plattform TikTok ihnen den Zugang verwehren, fordert der Bundesdrogenbeauftragte.

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Ein Mädchen schaut sich Social-Media-Inhalte auf einem Smartphone an.

(Bild: Shutterstock.com/ Kaspars Grinvalds)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Niklas Jan Engelking

TikTok soll für Kinder unter zwölf Jahren nicht mehr zugänglich sein, wenn es nach dem Bundesdrogenbeauftragten Burkhart Blienert (SPD) geht. Bei Kindern und Jugendlichen ist die App äußerst beliebt, Jugendschützer wie Blienert sehen die Entwicklungen auf TikTok jedoch zunehmend mit Sorge. "Wir müssen sehr genau hinschauen, wenn Drogen oder Gewalt verherrlicht werden", sagte Blienert der Rheinischen Post. Es dürfe "kein Wildwest in den sozialen Medien herrschen".

Für Blienert birgt die Plattform Risiken, da ein Kind nicht entscheiden könne, "wie es mit KI-generierten Inhalten und Symbolen umgeht, die es dazu anleiten, ständig auf TikTok unterwegs zu sein". Die Plattform müsse deshalb für Kinder bis zwölf Jahre verboten sein. "Erst danach können Jugendliche besser einschätzen, wie sie soziale Medien sinnvoll nutzen können, was gut für sie ist und was nicht", lautet Bienerts Ansicht.

TikTok selbst legt in seinen Nutzungsbedingungen fest, dass die Plattform nur Menschen nutzen dürfen, die 13 Jahre oder älter sind. Blienert spricht sich nun dafür aus, den Zugang strenger zu kontrollieren: "TikTok muss mit technischen Einschränkungen nach Alter bis 18 Jahren gestaffelt werden, um gefährdende Elemente auszuschließen", fordert der SPD-Politiker.

Das Problem bei all diesen Forderungen: Zum einen ist die Altersgrenze nur schwer kontrollierbar, zum anderen dürfte sie sich kaum durchsetzen lassen. Zunächst müssten alle TikTok-Nutzer in Deutschland ihr Alter digital nachweisen. Der naheliegendste Weg hierfür ist die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises. TikTok müsste von seinen Nutzern verlangen, dass die Plattform ihr Alter mithilfe eines Kartenlesers oder der AusweisApp für Smartphones aus dem Personalausweis auslesen darf.

Zwar wäre das grundsätzlich denkbar. Jedoch wäre ein Alterslimit auf diesem Wege leicht zu umgehen. Denn die Beschränkungen würden wohlgemerkt nur für deutsche Nutzer gelten, während TikTok in über 160 weiteren Ländern verfügbar ist. Mithilfe von VPN-Verbindungen ließen sich die deutschen Altersbeschränkungen leicht umgehen, indem Nutzer den Dienst einfach in einem anderen Land aufrufen.

Zudem müsste noch eine technische Hürde bei der Online-Ausweisfunktion selbst genommen werden: Bislang können Ausweisinhaber damit nur ihre Identität nachweisen, wenn sie mindestens 16 Jahre alt sind. Beispielsweise holen sich Online-Shops, die nicht jugendfreie Filme oder Computerspiele verkaufen, auf diesem Wege den Altersnachweis von ihren Kunden.

Zumindest im EU-Ausland dürfte der Druck auf TikTok ebenfalls steigen, stärkere Maßnahmen für den Jugendschutz zu ergreifen. Mit dem Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union werden die sehr großen Online-Plattformen ("VLOPS“) wie Instagram oder TikTok und Suchmaschinen ("VLOSE") direkt durch die Europäische Kommission reguliert.

(nen)