Telekom mit vollen Taschen auf Brautschau

Telekom-Chef Sommer sieht das Limit für künftige Übernahmen beim Börsenwert der Telekom, und der liege zurzeit bei 180 Milliarden Euro.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Deutsche Telekom nimmt offensichtlich den nächsten Anlauf, endlich ihre Internationalisierungspläne in die Tat umzusetzen. Bislang operierte Europas größter Telekomkonzern im internationalen und vor allem dem US-Geschäft sowohl als Internet-Provider als auch als Telefongesellschaft eher glücklos, jetzt ist die Telekom mit vollen Taschen auf Einkaufstour. In einem dpa-Gespräch erklärte der Deutsche Telekom-Chef Ron Sommer: "Das Limit für künftige Übernahmen entspricht bei uns dem Börsenwert der Telekom, und der liegt zurzeit bei 180 Milliarden Euro. Wir haben eine gesunde Wachstumspolitik, und wir haben auch unsere Hausaufgaben gemacht." Mit Blick auf die seinem Konzern nachgesagten Ambitionen auf dem US-Markt blieb der Telekom Vorstandschef jedoch verschlossen: "Wir haben Optionen im Auge, wollen momentan aber aus verständlichen Gründen nicht darüber reden."

Erstaunt zeigte er sich darüber, dass sich die Telekom als Kandidat für eine Übernahme des US-Unternehmens Sprint im Zentrum der Spekulation befindet. "Man tut ja fast so, als hätten wir zehn Jahre nichts anderes getan, als davon auszugehen, dass diese Fusion (zwischen Sprint und WorldCom) nicht zustande kommt. Ich persönlich bin jedenfalls von ihrem Zustandekommen ausgegangen." Die Kartellwächter in Brüssel und USA hatten vor kurzem die geplante Mammutfusion zwischen den US-Telekomriesen WorldCom und Sprint untersagt. Die von der Branche auf 100 Milliarden US-Dollar taxierte drittgrößte US-Gesellschaft für Ferngespräche (17 Milliarden US- Dollar Umsatz) ist mit Festnetz, Internet und Mobilfunk in den Kerngeschäften der Telekom aktiv. Die Deutsche Telekom, die gerade erst mit umgerechnet 30 Milliarden Mark weltweit die höchste Anleihe begeben hat, ist an ihr bereits mit zehn Prozent beteiligt.

Fragen zu Spekulationen, wonach die Telekom den zehnprozentigen Sprint-Anteil des einstigen Partners France Telecom per Tauschgeschäft erwerben könnte, wich Sommer aus. Die Franzosen sind mit der Telekom wegen der geplanten Übernahme der Telecom Italia 1999 tief zerstritten. "Alles, was mit France Telecom zu regeln war, wurde professionell geregelt. Offen ist nur noch das Thema Italien", sagte Sommer mit Blick auf einen 25-prozentigen Anteil am italienischen Mobilfunkbetreiber Wind, von dem sich die Bonner trennen wollen. Als Konsequenz der geplatzten Partnerschaft mit den Franzosen hat Sommer eine Erkenntnis gewonnen: "Es ist die Erkenntnis, dass Fusionen uns nicht voranbringen, sondern Akquisitionen und einfache Strukturen."

Beim Milliardenpoker um die UMTS-Mobilfunklizenzen für die nächste Handy-Generation macht die Telekom auf europäischer Ebene Druck für Auktionsverfahren. "Jedes Vergabeverfahren, das nicht dem deutschen entspricht, ist weder fair noch transparent. Ich glaube, dass wir in Brüssel viel an Sympathie mit unserer Ansicht gewonnen haben", meinte Sommer. Der Markt müsse entscheiden, und das schließe eine kostenlose Lizenz-Vergabe aus: "In Finnland und Spanien sind Lizenzen verschenkt worden, und das französische Verfahren ähnelt stark dem spanischen." Sommer verglich die Bewerber-Auswahl in diesen Ländern mit einem Schönheits-Wettbewerb. "Es sind Methoden des 18., aber ganz bestimmt nicht des 21. Jahrhunderts", wetterte der Telekom-Chef. In Deutschland wird eine UMTS-Lizenz bei der Ende Juli stattfindenden Vergabe-Auktion auf 10 bis 20 Milliarden Mark veranschlagt. (jk)