Telekom will in die USA

Telekom-Chef Sommer will sich durch eine Kapitalerhöhung Mittel für die US-Expansion verschaffen; gleichzeitig kritisiert er die Vergabepraxis bei UMTS-Lizenzen.

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  • dpa

Die Deutsche Telekom will sich von ihren Aktionären ein zusätzliches Kapital genehmigen lassen und damit für milliardenschwere Zukäufe im Ausland rüsten. Mit 1,5 Milliarden neuen Aktien würde "eine Feuerkraft von 100 Milliarden Euro" entstehen, sagte der Vorstandsvorsitzende Ron Sommer am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in Bonn. Auf der Hauptversammlung der Telekom am 25. Mai soll die Schaffung des zusätzlichen Kapitals beschlossen werden.

"Wir haben Berge bewegt und werden auch in den nächsten Jahren Berge bewegen", sagte Sommer mit Blick auf Allianzen und Firmenzukäufe. So wolle das Unternehmen in den USA so stark werden wie in Deutschland und Europa. "Nach dem Ende der Allianz mit Sprint werden wir uns dort wieder ein Standbein schaffen", kündigte Sommer an. Die US-Firma war im vergangenen Jahr von MCI Worldcom geschluckt worden.

Bislang stehen die Bonner bei der Internationalierung ihrer Geschäfte allerdings noch am Anfang. Gerade acht Prozent des Umsatzes entfallen auf das Ausland. Nachdem vor einem Jahr die geplante Fusion von Telekom und Telecom Italia gescheitert war, wartet die Branche auf eine große Übernahme oder Fusion. Verstärkt hat sich der rosa Riese 1999 im Mobilfunk durch den Kauf der britischen One2One.

Scharf kritisierte Sommer unterdessen die unterschiedliche Vergabepraxis der UMTS-Lizenzen in Europa. Während in einigen Ländern die Lizenzen der dritten Mobilfunkgeneration durch einen Schönheitswettbewerb "verschenkt" würden, müssten in Großbritannien gigantische Preise gezahlt werden. "UMTS ist keine Experimentierbude, sondern eine der wichtigsten Zukunftstechnologien", betonte Sommer. Er forderte die Politik und EU-Kommission auf, den eingeschlagenen Weg zu korrigieren. Die Milliarden-Summen würden letztendlich auf die Kunden abgewälzt. Zur Jahresmitte sollen in Deutschland vier bis sechs Lizenzen versteigert werden. Dabei wurden ebenfalls Beträge von 50 Milliarden DM und mehr genannt, die der Bund durch die Versteigerung einspielen könnte. Das Bundesfinanzministerium sprach dagegen von einer deutlich niederigeren Summe.

Zu den strategischen Schwerpunkten im laufenden Geschäftsjahr gehört Sommer zufolge der Ausbau des Unternehmens zu einem global ausgerichten Telematikkonzern. Hinzu kommt die erstmalige Platzierung von Telekom-Aktien aus dem Bestand des Bundes. Geprüft werde außerdem der Börsengang der europäischen Mobilfunkaktivitäten, die unter dem Dach der T-Mobile Internationale AG zusammengefasst sind.

Im Mobilfunk rechnet der Telekom-Chef in diesem Jahr mit zehn Millionen Neukunden. Das wäre eine Verdoppelung der Teilnehmerzahlen. Am Ende des Jahres würden in Deutschland, einschließlich der Wettbewerber, mehr als 40 Millionen Kunden mobil telefonieren, prophezeite er. Das wäre praktisch jeder zweite Bundesbürger.

Das Börsendebüt von T-Online bezeichnete Sommer als "sehr gelungen". Der erfolgreiche Start habe dazu beigetragen, dass der Markt am vergangenen Montag deutlich stabiler verlaufen sei. Der Telekom-Chef versprach zugleich Privatanlegern, die T-Online-Aktien gezeichnet hatten, aber nicht zu Zuge gekommen waren, beim Verkauf der nächsten T-Aktien bevorzugt zu werden.

Die Anzahl der Telekom-Mitarbeiter habe im ersten Quartal bei 170.000 gelegen. Damit sank die Belegschaft im alten Konsolidierungskreis innerhalb von vier Jahren um 60.000. In diesem Jahr würden durch die Übernahme von debis rund 17.000 Beschäftigte hinzukommen. (dpa) (jk)