Telekommunikationswerte profitieren weiter von der Börsenerholung

Nach guten Vorgaben aus Übersee geht der Aufwärtstrend im deutschen Börsenhandel weiter. Davon profitieren vor allem die Werte der Telekommunikationsanbieter.

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Der deutsche Aktienmarkt hat heute getragen von sehr guten Vorgaben der Börsen aus Übersee an seinem Rückschwung von gestern angeknüpft. Der Deutsche Aktien-Index DAX notiert am Dienstagmittag rund 4 Prozent im Plus, der TecDAX mit gut 5 Prozent. Dabei profitieren die Aktien – darunter vor allem die der Telekommunikationsunternehmen – weiter von den Rettungsaktionen, die seit dem Wochenende in Europa und schließlich nun nach dem Muster der Europäer in den USA anlaufen. Auch dort will sich die Regierung bei den Banken einkaufen.

Am Sonntag hatten die Euro-Länder einen gemeinsamen Aktionsplan zur Stabilisierung der Finanzmärkte beschlossen. Dessen Umsetzung hat im Schnellverfahren hier bereits den Bundesrat erreicht. Dort gibt es noch keine einhellige Zustimmung, Bayern, Hessen, Thüringen und Hamburg haben sich gegen eine Beteiligung am 500-Milliarden-Paket der Bundesregierung ausgesprochen. Der Staat will mit dem Geld für mögliche Kreditausfälle im Handel zwischen den Banken bürgen und Finanzspritzen geben.

Diese Vorgehensweise trifft auf die Zustimmung des Sachverständigenrats der "Wirtschaftsweisen". Sie hatten selbst ähnliche Vorstellungen ausgearbeitet und der Bundesregierung übermittelt. Der Chef der Wirtschaftsweisen Bert Rürup sagte laut einem Bericht der Westdeutschen Zeitung, der Einsatz sei umfassend genug, um das Risiko einer systemischen Krise deutlich zu reduzieren. Dass die Bundesregierung ihr Ziel, 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, aufgeben musste, bezeichnete Rürup vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Abkühlung als "das kleinere Problem".

Die Wirtschaftsweisen werden heute ihren Bericht "Zur Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 2008" vorlegen. Darin gehen sie davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2009 in eine ausgeprägte Rezession geraten könnte, wie das Handelsblatt berichtet. In ihrem Basisszenario gehen die Gutachter allerdings demnach davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im kommenden Jahr um 0,2 Prozent leicht steigen wird. Die Arbeitslosenquote dürfte dann, wie auch für 2008 vorhergesagt, bei 7,5 Prozent liegen.

Der DAX, in dem die 30 größten und umsatzstärksten an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen zusammengefasst sind, eröffnete nach einem Plus von 11,4 Prozent gestern vor diesem Hintergrund mit einem weiteren Sprung nach oben. Dann zeigte er sich zunächst wechselhaft, strebte in der Folge aber weiter steil nach oben. Gegen 10:30 Uhr erreichte er mit 5.333,48 Punkten einen Höchststand, fiel bis 11 Uhr wieder ab und zeigt sich nun wieder wechselhaft. Von dem Kurs-Aufschwung profitierten wie gestern vor allem die Bankenwerte wie zum Beispiel die Commerzbank mit plus 10 Prozent. Der Wert der T-Aktie klettert derzeit um 4 Prozent nach oben, die SAP-Aktie gewinnt etwa 6 Prozent. Infineon, dessen Tochter Qimonda gestern Restrukturierungspläne bekannt gab, stagniert derzeit auf dem Niveau des Vortages.

Der heutige Kursverlauf des TecDAX ist ähnlich wie der des DAX. Unter den dort zusammengefassten Technologiewerten, die anders als gestern nicht alle Zuwächse verzeichnen, profitieren die Telekommunikationswerte: Der Telekommunikationsanbieter Freenet weist ein Plus von 11 Prozent auf, United Internet 7 Prozent, Versatel gut 6 Prozent und QSC 5 Prozent. Außerdem notiert die Software AG 3 Prozent im Plus, die Aktie des IT-Dienstleisters Bechtle 8 Prozent. Das Software- und Beratungshauses IDS Scheer gewann bisher nur 2 Prozent hinzu.

Nach dem rasanten Aufstieg der Aktienindices in dieser Woche ist es noch zu früh, auf eine nachhaltige Tendenz zu schließen, analysieren Börsianer. Heute entscheide das Ausmaß der Gewinnmitnahmen über die Nachhaltigkeit einer weiteren Aufwärtsbewegung. Nehmen zu viele Anleger Profite mit, sei das ein Zeichen mangelnden Vertrauens in den neuen Trend.

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(anw)