Time Warner bekräftigt trotz Sinkflugs Prognose

Im zweiten Quartal ließ der Nettogewinn des Medienriesen verglichen mit dem Vorjahr um mehr als ein Drittel auf 519 Millionen Dollar nach.

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Der US-Medienriese Time Warner hält trotz weiter sinkender Gewinne und Umsätze an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest. Der Überschuss fiel im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahr um mehr als ein Drittel auf 519 Millionen Dollar (367 Millionen Euro), wie der Konzern heute mitteilt. Der Umsatz gab wegen schlecht laufender Geschäfte bei Verlagen, Filmstudios und im Internet um 9 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar nach.

Das Unternehmen steckt mitten in einem weitreichenden Umbau und trennt sich von Sparten. So liege der zum Jahresende angestrebte Börsengang der kriselnden Internet-Tochter AOL im Zeitplan, sagte Konzernchef Jeff Bewkes. Wie die Konkurrenz leidet Time Warner derzeit massiv unter der Werbeflaute infolge der Wirtschaftskrise.

Bei AOL sackte der Umsatz erneut um fast ein Viertel auf 915 Millionen Dollar ab. Der Betriebsgewinn fiel sogar um 28 Prozent auf 165 Millionen Dollar. Bei AOL beziehen noch 5,8 Millionen Kunden ihren Internetzugang, das sind 2,3 Millionen weniger als vor einem Jahr. Zur Vorbereitung des Börsengangs kaufte Time Warner gerade vom Internet-Konzern Google einen fünfprozentigen AOL-Anteil zurück.

Im Filmgeschäft (Warner Brothers) ließ der Umsatz um 9 Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar nach, der operative Gewinn stieg hier von 94 Millionen auf 143 Millionen US-Dollar. Der Erfolg von The Hangover stehe im Schatten von rückläufigen DVD-Verkäufen. Auch habe es in diesem Quartal keine Entsprechung zum Videospiel LEGO: Indiana Jones gegeben. Auch bei den Magazinen (Time, Fortune und People) fielen die Einnahmen.

Besser als der Rest schlug sich das TV-Geschäft mit dem Nachrichtenkanal CNN und dem Bezahlsender HBO. Höhere Abo- und Lizenzeinnahmen sorgten im größten Konzernbereich für mehr Umsatz und Gewinn als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg von 2,82 Milliarden auf 2,96 Milliarden US-Dollar, der operative Gewinn von 749 Millionen auf 875 Millionen US-Dollar.

Die einst 100 Milliarden Dollar schwere Fusion von AOL und Time Warner war im Jahr 2001 auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie als Jahrhundert-Hochzeit gefeiert worden. Nach dem Platzen der Internet- Blase blieben gigantische Verluste, die Ehe galt als gescheitert.

Time Warners US-Konkurrent Viacom (Paramount Studios, TV-Sender MTV) hatte am Vortag ebenfalls einen erneuten Gewinneinbruch um fast ein Drittel bekannt gegeben. Auch für die Rivalen NewsCorp. von Medienmogul Rupert Murdoch und Walt Disney erwarten Experten zur Vorlage ihrer Zahlen in den nächsten Tagen gesunkene Ergebnisse.

Mit seinem um Sondereffekte bereinigten Gewinn übertraf Time Warner dank massiver Einsparungen die Schätzungen der Experten. Time Warner erwartet für das Gesamtjahr weiter einen stagnierenden Gewinn. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll wie im Vorjahr bei 1,98 Dollar liegen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Time Warner
in US-Dollar
Quartal Umsatz Netto-Gewinn/
-Verlust
4/00 10,23 Mrd. -1,09 Mrd.
1/01 9,1 Mrd. -1,4 Mrd.
2/01 9,2 Mrd. -0,734 Mrd.
3/01 9,3 Mrd. -0,996 Mrd.
4/01 10,6 Mrd. -4,9 Mrd.
1/02 9,76 Mrd. -54,2 Mrd.
2/02 10,2 Mrd. 0,394 Mrd.
3/02 10,0 Mrd. 0,057 Mrd.
4/02 10,25 Mrd. -44,6 Mrd.
1/03 10 Mrd. 0,396 Mrd.
2/03 10,8 Mrd. 1,1 Mrd.
3/03 10,3 Mrd. 0,541 Mrd.
4/03 10,9 Mrd. 0,638 Mrd.
1/04 10,1 Mrd. 0,961 Mrd.
2/04 10,9 Mrd. 0,777 Mrd.
3/04 10 Mrd. 0,499 Mrd.
4/04 11,1 Mrd. 1,127 Mrd.
1/05 10,48 Mrd. 0,963 Mrd.
(0,915 Mrd.*)
2/05 10,7 Mrd. -0,409 Mrd.**
3/05 10,5 Mrd. 0,897 Mrd.
4/05 11,9 Mrd. 1,366 Mrd.
1/06 10,455 Mrd. 1,455 Mrd.
2/06 10,708 Mrd. 1,007 Mrd.
3/06 10,912 Mrd. 2,322 Mrd.
4/06 12,5 Mrd. 1,75 Mrd.
1/07 11,184 Mrd. 1,203 Mrd.
2/07 10,980 Mrd. 1,067 Mrd.
3/07 11,676 Mrd. 1,09 Mrd.
4/07 12,642 Mrd. 1,031 Mrd.
1/08 11,417 Mrd. 0,771 Mrd.
2/08 11,555 Mrd. 0,792 Mrd.
3/08 11,706 Mrd. 1,067 Mrd.
4/08 12,306 Mrd. -16,032 Mrd.
1/09 6,945 Mrd. 0,555 Mrd. ***)
2/09 6,809 Mrd. 0,519 Mrd.

* Von Time Warner neu herausgegebene Bilanzsummen aufgrund der seit 1. Janur 2006 gültigen Bilanzierungsregeln für Mitarbeiter-Aktienprogramme nach FAS123R
** Time Warner legte im 2. Quartal 2005 3 Mrd. US-Dollar für Rechtsstreitigkeiten zurück.
*** Nach der Abspaltung werden die Zahlen von Time Warner Cable nicht mehr mit ausgewiesen
(anw)